Teuerungen in Wien
Wirtschaftsstadtrat Hanke beantwortet eure Fragen
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) steht den Leserinnen und Lesern der BezirksZeitung exklusiv Rede und Antwort.
WIEN. Warum wird alles teurer? Sind die Kostensteigerungen in allen Bereichen unumgänglich? Wie soll ich mir das alles noch leisten können? Wie geht es mit der Wien Energie weiter und in welchen Bereichen wird die Stadt selbst den Gürtel enger schnallen?
Unzählige Fragen beschäftigen die Wienerinnen und Wiener. Wir von der BezirksZeitung sind der Meinung, dass diese Fragen nicht nur gehört, sondern auch beantwortet werden müssen. Daher können unsere Leserinnen und Leser Fragen direkt an Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke stellen. Hier die ersten Antworten.
URSULA REICHETZEDER: Wie viel Energie kann im öffentlichen Raum eingespart werden? Könnte man damit steigende Kosten für die Bevölkerung vermeiden?
PETER HANKE: Bei den kriegsbedingt gestiegenen Energiepreisen des Weltmarktes ist Wien nur Passagier. Es ist leider unumgänglich, dass Wien Energie die hohen Einkaufspreise weitergeben muss. Denjenigen, die besonders von den Teuerungen betroffen sind, greifen wir mit der Energieunterstützung Plus und im Herbst mit dem Wiener Energiebonus 2022 unter die Arme. Aber Sie haben völlig Recht: Das Einsparen von Energie ist sehr wichtig. Dazu wurde ein eigener Fachstab eingerichtet, der Energiesparmaßnahmen im Bereich der Stadt prüft und konkrete Vorschläge vorlegt. Bei der Reduktion der Beleuchtung dürfen jedoch keine Angsträume entstehen. Bereits vor fünf Jahren wurde die Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt. Damit konnten rund 70 Prozent an Energie eingespart werden. Ein großes Sparpotenzial gibt es bei der Raumwärme. Daher habe ich die Wien Holding beauftragt, eine Reduktion der Temperatur in den Museen der Stadt zu prüfen. Wir beobachten die Entwicklung der Weltmarktpreise sehr genau und wenn weitere Unterstützungsmaßnahmen nötig werden, dann wird es diese geben.
MICHAEL HEINE: Wieso sponsert Wien Energie den schon lange erfolglosen SK Rapid Wien, wo man doch von den Traumgagen der Rapidler nur träumen kann? Hauptsache, der Wien-Energie-Kunde zahlt!
PETER HANKE: Der SK Rapid Wien ist einer der großen Fußballvereine Wiens und spielt für das sportliche Leben eine große Rolle. Zudem bietet er wichtige Projekte in der Jugend- und Integrationsförderung. Es ist diese Arbeit, die Wien Energie mit einem Sponsoring unterstützt. Der SK Rapid Wien ist aber nur einer der Vereine, die von der Wien Energie gesponsert werden. Daneben gibt es noch zahlreiche andere Sponsoring-Verträge im Sport- und Kulturbereich.
GABRIELE MLCOCH: Zu meinem Entsetzen habe ich gelesen, dass die "Miete" für ein Erdgrab auf 850 Euro angehoben wird. Was um Himmels willen rechtfertigt diese Erhöhung von ca. 435 Euro auf fast das Doppelte?
PETER HANKE: Eine spontane Preissteigerung in dieser Höhe gibt es nicht. Die Anpassung der Preise erfolgt jährlich in Anlehnung an die Inflation. Vom Jahr 2021 auf 2022 wurde um rund 3 % angepasst, also weit unter der Inflationsrate. Zudem gibt es unterschiedliche Grabarten, von Naturgräbern bis zu Mensch-Tier-Gräbern. Daher gibt es auch unterschiedliche Tarife. Die Grabentgelte beginnen bei einem Jahrestarif von 30 Euro für zwei Verstorbene.
PETER MEINHARD: 260.000 Haushalte sind von der Preissteigerung bei Fernwärme betroffen und ihr sozusagen alternativlos ausgeliefert. Was macht die Stadt, um diese Erhöhung für die betroffenen Haushalte abzufedern?
PETER HANKE: Die Wien Energie versorgt sogar mehr als 440.000 Haushalte und 7.800 Großkunden mit Fernwärme. Die Mehrheit der Privatkunden (rund 260.000 Haushalte) unterliegt dem amtlichen Preisbescheid. Die massiven Preissteigerungen auf den Energiegroßhandelsmärkten haben Energieanbieter wie die Wien Energie gezwungen, ihre Preise anzupassen. Die Stadtregierung hat dazu schon im März dieses Jahres soziale und treffsichere Unterstützungsmaßnahmen auf den Weg gebracht, damit Wienerinnen und Wiener eben nicht frieren müssen: 200 Euro wurden bereits direkt auf die Konten von rund 262.000 besonders stark betroffenen Menschen ausbezahlt (100 Euro zusätzlich für 26.000 Alleinerziehende). Zudem gibt es die Teilübernahme von Rückständen (bis zu 500 Euro pro Haushalt), Maßnahmen zur thermischen Sanierung sowie energieeffizientem Neubau und die Umrüstung auf nachhaltige Energieformen. Neu ist der Wiener Energiebonus ’22 im Ausmaß von 130 Millionen Euro und weiteren 200 Euro für rund 650.000 Haushalte in Wien. Insgesamt hat die Stadt Wien 255 Mio. Euro für Maßnahmen zur Verfügung gestellt.
ERIKA FELLNER: Die Kosten für den Stromverbrauch machen bei mir nur ca. die Hälfte der Jahresabrechnung aus. Der Rest sind Gebühren. Werden die Kosten für den Verbrauch oder die Gebühren verdoppelt?
PETER HANKE: Ich kann gut verstehen, dass Informationen dazu nicht immer sofort ersichtlich sind. Wir bemühen uns daher, in der Kommunikation möglichst transparent zu sein und alle Punkte einer solch großen Veränderung zu erklären. Der Fernwärmepreis setzt sich aus einem Grundpreis und einem Arbeitspreis zusammen. Der Grundpreis deckt im Wesentlichen die Bereitstellung von Wärme, die Wartung und das Service ab. Der Arbeitspreis ist die tatsächlich verbrauchte Wärme. Mit der Preisanpassung erhöht sich der Grundpreis um 20 Prozent und der Arbeitspreis um 180 Prozent. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet das Mehrkosten von 45 Euro pro Monat – eine Steigerung von 92 Prozent.
EVA BORBOLA: Aktuell wird überall Personal gesucht. Ich würde mir gerne als Pensionistin geringfügig etwas dazuverdienen. Warum zieht mir die Steuer dann aber im nächsten Jahr wieder alles ab?
PETER HANKE: Es stimmt, dass derzeit viele Betriebe fachkundiges Personal suchen. Ich freue mich natürlich, zu hören, dass Sie Interesse an einer Tätigkeit haben, obwohl Sie bereits in Pension sind. Gerade bei einer geringfügigen Beschäftigung ist es wichtig, dass am Ende genug im eigenen Geldbeutel bleibt. Die Stadt Wien kann hier allerdings wenig unterstützen, da Steuerangelegenheiten wie diese in das Aufgabengebiet des Bundes (Finanzamt) bzw. der Arbeiterkammer fallen. Die Abschaffung der kalten Progression, die nun beschlossen wurde, wird die Situation aber sicherlich bessern.
CHRISTIAN PETRICEK: Sie haben bekannt gegeben, dass die Kosten für Fernwärme um 92 Prozent steigen werden. Laut meiner letzten Jahresabrechnung steigen die Preise jedoch um das 2,8-fache. Wieso diese Falschmeldung?
PETER HANKE: Um die Preisanpassung greifbar zu machen, haben wir die Mehrkosten an einem Beispiel vorgerechnet: Wenn man die Fernwärme-Abrechnung für einen durchschnittlichen Wiener Haushalt heranzieht, bedeutet das eine Steigerung von 92 Prozent auf die Gesamtkosten. Wie hoch die Mehrkosten tatsächlich sind, hängt allerdings vom jeweiligen Verbrauch ab. Der Hintergrund dazu: Die Fernwärme-Abrechnung besteht aus dem Grundpreis und dem Arbeitspreis. Der Grundpreis deckt die Fixkosten der Fernwärme ab (Infrastruktur, Energielieferung, Wartung, Instandhaltung etc.) und wird nach Quadratmetern berechnet. Der Arbeitspreis ist die tatsächlich verbrauchte Wärmemenge. Bei der Fernwärme-Preisanpassung wurde mit 1. September der Grundpreis um 20, der Arbeitspreis um 180 Prozent angepasst.
ANTON FELLINGER: Die Kosten für Energie sind nicht zu hoch, wir gehen zu schleißig damit um. Fridays For Future hat jahrelang darauf hingewiesen, nun kommt man plötzlich drauf, dass man das Licht abdrehen kann. Es gibt hier noch viel Potenzial, nur wie kommuniziert man das richtig?
PETER HANKE: Sie haben recht: Das Potenzial für einen effizienten Umgang mit unseren Ressourcen muss breit und immer wieder kommuniziert werden. Privatpersonen wie Sie nehmen eine wichtige Vorbildfunktion für ihre Mitmenschen ein. Auch der Stadt Wien ist es ein wichtiges Anliegen, nachhaltige Maßnahmen für Mensch und Umwelt zu kommunizieren. So macht zum Beispiel die aktuelle Kampagne der MA 48 unter dem Motto "Kleine Bewegung, große Wirkung!" die Bedeutung von Mülltrennung bewusst. Und bei der 48er-Abfallberatung oder der Energieberatungsstelle der Stadt Wien können sich Wienerinnen und Wiener über diese Themen informieren. Ich und meine Kolleginnen und Kollegen achten darauf, regelmäßig bei Veranstaltungen und Pressekonferenzen zu diesen wichtigen Themen zu kommunizieren, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
LUCIE CAPEK: Es wird von einer Preisbremse bei Strom und Gas gesprochen. Wie verhält sich das mit der Fernwärme, die ja teils bei Genossenschaften und Wiener Wohnen Zwang war? Damals hieß es, dass diese zu mehr als zwei Drittel aus den Abfällen der Stadt erzeugt werde, jetzt sind es plötzlich zwei Drittel Gas. Warum verrechnet die Fernwärme eine Verdunstungsgebühr für nicht in Betrieb genommene Heizkörper?
PETER HANKE: Vielen Dank für Ihren Brief! Es ist mir sehr wichtig, dass wir in Wien zu allen Gebühren stets transparent kommunizieren. Zu den Vorgaben Ihres Mietvertrags kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben, da diese Sache des Vermieters sind. Sehr gerne kann ich Ihnen aber nähere Informationen zu den Verdunstungsröhrchen geben: Das Heizkostenabrechnungsgesetz regelt die Messung, Aufteilung und Abrechnung von Heizkosten ganz genau. Die Verwendung von Verdunstungsröhrchen ist ein übliches und genormtes Verfahren. Prinzipien wie Kalt- und Sommerverdunstung, wie sie auch bei abgedrehten Heizkörpern vorkommen, sind im System vorgesehen und werden berücksichtigt. Neben den Verbrauchskosten gibt es bei der Fernwärme auch Grundkosten, die unabhängig vom Verbrauch anfallen. Diese Kosten decken u.a. den Betrieb der Fernwärme, die Wartung und das Service ab. Weil auch diese Kosten gestiegen sind, wurden die Grundkosten für Fernwärme um 20 Prozent angepasst. Ich hoffe, ich konnte bei der Klärung Ihrer Frage behilflich sein.
Frag den Stadtrat!
Welche Frage zum Thema "Teuerung" brennt dir derzeit unter den Nägeln? Schreib uns eine E-Mail mit dem Betreff "Hanke" an redaktion.wien@regionalmedien.at!
Die Antwort auf deine Frage liest du in den nächsten Ausgaben der BezirksZeitung und natürlich auch hier.
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