"WienAIR"
Wiener Stadtadler waren "heiß" auf die Landesmeisterschaft
Wenn die Thermometer in der Bundeshauptstadt 32 Grad zeigen, dann gehen knapp 70 Kinder Skispringen. Die Wiener Landesmeisterschaft wurde in der Steiermark ausgetragen.
WIEN/STEIERMARK. Die Stadtadler sind der einzige Skisprungclub in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Das hält die Sportler aber nicht ab eine Wiener Skisprung-Landesmeisterschaft abzuhalten. Am Mariä Himmelfahrt-Feiertag wurde die erste „WienAIR“ gefeiert.
Trotz der Euphorie gab es auch einen altbekannten Wermutstropfen. Weil Wien noch immer keine Nachwuchs-Mattenschanze hat, muss der international erfolgreiche Skisprung-Nachwuchs aus der Stadt für coole Flüge in die Steiermark pilgern - auch für die Wiener Landesmeisterschaft.
Auf den Ganzssteinschanzen, der ältesten noch erhaltenen Sprunganlage in Österreich, war lange nicht mehr so viel los. 250 Skisprungfans feiern die neuen, kleinen und größeren Wiener Landesmeister. Ebenfalls am Start waren der slowakische Nachwuchskader und die Skisprungclubs SC Erzbergland, WSV Murau, ESV Mürzzuschlag und WSV Ramsau. Sie sind alle zur „WienAIR" angereist, um sich mit den Stadtadlern spannende Wettkämpfe zu liefern.
"Hut ab wie enthusiastisch, professionell und leidenschaftlich die Stadtadler zum ersten Mal so ein großes Skisprungfest für den Nachwuchs ausrichten", meinten Ski Austria-Nachwuchsreferentin Jacqueline Stark und der sportliche Leiter am Schigymnasium Stams Harald Haim bei der Siegerehrung einstimmig. "Eure österreichweiten und sogar internationalen Nachwuchs-Erfolge sprechen sowieso schon seit einiger Zeit für sich. Aber heute haben wir gesehen, mit wie viel Euphorie Ihr unseren Skisprung-Nachwuchs auch zelebrieren könnt."
Kleine und größere Überflieger
Auf der größten Schanze zeigten dann Kinder und Jugendliche ab elf Jahren ihre Flugqualitäten. Fridolin Hauser (12) aus Hernals sprang zweimal 48 Meter und damit in seiner Altersklasse zum Landesmeistertitel: "Mein jüngerer Bruder Albin ist vorher gestürzt, das hat mich kurz aus der Vorbereitung auf meiner Sprünge gebracht. Aber ihm geht’s gut und mir natürlich auch als Landesmeister." Simon Kleineidam, der 13-jährige Landstraße-Stadtadler, schnappte sich den Titel eine Altersklasse darüber mit Weiten von 52,5 und 49,5 Metern. Ganz zufrieden war er dennoch nicht: "Reden wir lieber nicht über meine Sprünge. Ich kann es viel besser, aber die Goldene nehm’ ich natürlich trotzdem."
Flora Balaz, die siebenjährige Stadtadlerin aus der Donaustadt, ist dabei die jüngste Siegerin, obwohl sie erst vor vier Monaten mit dem Skispringen begonnen hat. "Das ist meine erste Goldmedaille und jetzt darf ich am Siegerfoto ganz vorne stehen", freute sich die jüngste Landesmeisterin über Sprünge auf 11 und 13 Meter. Paul Wasserbauer (8) aus Simmering krönte sich mit 12 und 11 Metern zum Landesmeister unter den jüngsten Burschen: "So heiß war es bei den letzten Trainings nie, aber das macht mir nichts."
Eine Altersklasse darüber ist Paul Kaman, der achtjährige Stadtadler aus der Region Schwechat, souverän zum Landesmeistertitel geflogen. "Da wär’ aber noch mehr gegangen. Mein zweiter Sprung war nix“, meint der Überflieger selbstkritisch, obwohl ihm Weiten von 25 und 24,5 Metern gelungen sind. Bei den gleichaltrigen Mädchen krönte sich Helena Fessl (9) aus Döbling mit Sprüngen auf 18,5 und 17,5 Meter zur Landesmeisterin in ihrer Altersklasse: "Ich war schon sehr nervös vor meiner ersten Landesmeisterschaft, aber das hab’ ich zum Glück schnell vergessen.“ Und für die „Hobbyadler“, also die erwachsenen Wienerinnen und Wienern, die ebenfalls hobbymäßig skispringen, siegte Thomas Wadsak (22) aus der Inneren Stadt mit 55 und 54,5 Metern.
Große Ehre für den Skisprung-Nachwuchs
Seine kleine Schwester hätte ihn vermutlich geschlagen, springt sie mit erst 16 Jahren doch mittlerweile im Kader des Österreichischen Skiverbands und als erste Stadtadlerin im Continental Cup. Meghann Wadsak hat stattdessen das Freizeichen für die Skispringerinnen und Skispringer gegeben. Der erste Wiener Jugendweltmeister und Jugend-Olympiasieger im Skispringen, Louis Obersteiner (19) aus der Donaustadt hat sich als Servicemann für die Kinder und Jugendlichen zur Verfügung gestellt. Beide Top-Stadtadler haben außerdem gemeinsam mit dem Neo-Wiener Mario Innauer (33), zurückgetretener Weltcupspringer vom SV Innsbruck-Bergisel und seit fast zwei Jahrzehnten unübertroffener Schanzenrekordhalter in Mürzzuschlag, den Kindern und Jugendlichen die Medaillen und Trophäen übergeben. Und sogar die höchste Stelle im Skispringen, der Internationale Skiverband, war mit FIS-Sprungrichter und Kulm-Sportchef Jürgen Winkler als Teil der Punktejury für die Kinder und Jugendlichen vertreten.
"Wir haben uns vorgenommen, dass sich die österreichischen und - diesmal sogar die slowakischen - Skisprung-Kinder und Jugendlichen bei der 'WienAIR' wie die Stars bei einem Weltcup-Springen fühlen sollen. Der Gänsehaut, der Spannung und dem Jubel bei der Siegerehrung nach sind wir dem Dank wahnsinnig vieler Helferinnen und Helfer hoffentlich ganz nahe gekommen“, bedankte sich Stadtadler-Vorsitzender Florian Danner bei den gut 200 Vereinsmitgliedern, die nicht nur angefeuert, sondern auch in der Organisation kräftig angepackt haben.
Wann kommt eine Schanze in Wien?
Dass ausgerechnet die Bundeshauptstadt solche Erfolge im Skispringen feiert, ist außergewöhnlich. Die Stadtadler sind nach wie vor der einzige Skisprungclub Österreichs ohne eigene Trainingsmöglichkeit. Seit Jahren kämpfen sie für eine Nachwuchs-Schanze im Ganzjahres-Mattenbetrieb in Wien oder dem Umland.
Derzeit fahren die Trainerinnen und Trainer jedes Wochenende mit den Kindern in die Steiermark, nach Oberösterreich, Salzburg oder Kärnten zu den nächstgelegenen Schanzen und trotzdem kommen aus dem Verein in den letzten Jahren erstmals österreichische Nachwuchs-Staatsmeisterinnen und Staatsmeister und sogar Jugend-Olympiasieger und Jugendweltmeister. "Mit einer eigenen Nachwuchs-Mattenschanze könnten wir dem riesigen Interesse der Kinder, die in Wien und Umgebung Skispringen möchten, endlich nachkommen“, meint Danner. "Die Euphorie bei der 'WienAIR‘ hat hoffentlich allen gezeigt, dass sich die Kids das längst verdient hätten.“
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