Joboffensive 50plus
Neue Chance mit 51 Jahren
Wie schwierig es für Arbeitnehmer jenseits der 50 ist, einen neuen Job zu finden, weiß Petra Tierschler.
WIEN. Die 51-jährige Industriekauffrau war über ein Jahr lang auf Jobsuche, ehe sie im Jänner 2021 endlich wieder die Rückkehr ins Berufsleben geschafft hat. "Ich habe mehr als 150 maßgeschneiderte Bewerbungen abgeschickt, aber trotzdem kam, wenn überhaupt, eine Absage nach der anderen zurück", erzählt Tierschler.
"Oft kam schon zehn Minuten, nachdem ich die Bewerbung abgeschickt hatte, eine automatisierte Absage. Da kann man schon verzweifeln, schließlich will man ja wissen, warum man einen Job nicht bekommt, obwohl man alle Voraussetzungen dafür erfüllt. Ich schätze, das liegt vor allem am Alter. Da sehen viele Unternehmen zuerst nicht den Vorteil, eine Mitarbeiterin mit viel Erfahrung zu bekommen, sondern schauen vor allem auf den Kollektivvertrag, was einfach bedeutet, dass ältere Mitarbeiter teurer sind als junge, unerfahrene. Dabei will man auch mit 50 plus nur eine faire Chance und jene Wertschätzung, die man verdient, bekommen – und nicht das Gefühl, dass man schon vorweg aussortiert wird.“
Neustart mit 51 Jahren
Dass Tierschler jetzt als Assistentin der Geschäftsführung bei MTG, einer Firma im 16. Bezirk, die medizinisch-technische Geräte vertreibt, wieder voll im Job ist, verdankt sie der Joboffensive 50plus des waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds). "Beim AMS habe ich erfahren, dass Unternehmen, die Arbeitslose über 50 einstellen, dafür großzügige Förderungen bekommen. Mein heutiger Chef war damals gerade im Rahmen der Joboffensive des waff auf der Suche nach einer Mitarbeiterin. Das hat sich gut getroffen.“
Arbeit ist Selbstbestätigung
"Es tut gut, sich wieder nützlich zu fühlen. Es macht mir Spaß, hier zu arbeiten, anders als in meinem letzten Job in einem Großkonzern. Dort habe ich 2019 gekündigt, nachdem ich knapp vor dem Burn-out war, weil im Gegensatz zu den Mitarbeitern, die sukzessive abgebaut wurden, die Arbeit immer mehr wurde. Mein neues Team ist klein und ich habe ein spannendes Aufgabengebiet", freut sich Tierschler. "Gleichzeitig bin ich wieder finanziell unabhängig und habe die Gefahr der Altersarmut abgewehrt, denn schließlich ist bis 65 noch viel Zeit bis zur Pension.“
Trotz aller Absagen hat sie nie aufgegeben: "Man muss sich nicht schämen, jenseits der 50 arbeitslos zu sein. Ich rate jedem, bei einem Bewerbungsgespräch die Vorteile der Joboffensive 50plus des waff zu erwähnen. Schließlich kann es hilfreich sein, wenn der Unternehmer weiß, dass er sich damit im ersten Halbjahr 100 Prozent und im zweiten dann zwei Drittel des Gehalts erspart", rät sie.
Zur Sache: Joboffensive 50plus
Die Joboffensive 50plus des waff, ein Beschäftigungsprogramm der Stadt Wien und des AMS Wien, konnte seit 2019 mehr als 1.000 arbeitslose Wienerinnen und Wiener über 50 Jahren wieder in Beschäftigung vermitteln. Infos: www.waff.at
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