"Pinke Heuschrecke"
Wiener Wirte sehen sich von Foodora bedroht

In einem offenen Brief kritisiert eine Gruppe von anonymen Gastronomen die Geschäftspraxis des Lieferanbieters Foodora. (Symbolfoto) | Foto: Weingartner-Foto / picturedesk.com
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  • In einem offenen Brief kritisiert eine Gruppe von anonymen Gastronomen die Geschäftspraxis des Lieferanbieters Foodora. (Symbolfoto)
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In der Wiener Wirtshausszene brodelt es. Ein offener Brief, der auch MeinBezirk.at vorliegt, attestiert scharfe Kritik gegenüber dem Lieferunternehmen Foodora. Die Rede ist von einer "enormen Abhängigkeit" von "der pinken Heuschrecke", verbunden mit hohen Provisionsgebühren und versteckten Kosten.

WIEN. "Wir brauchen Hilfe – Foodora Monopol in Österreich", so der Betreff eines offenen Briefes, welcher an Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sowie die Parteispitzen von den Grünen, Neos und der SPÖ gerichtet worden ist. Stammen soll er von einer Gruppe anonymer Gastronomen aus Wien. "DerStandard.at" berichtete als Erstes. Auch MeinBezirk.at liegt dieser Brief vor.

Die Rede ist von hohen Kommissionsgebühren zwischen 30 und 35 Prozent, welche Foodora von den Gastronomiebetrieben verlangt. Es gehe um die "Monopolsituation in der österreichischen Lieferdienst-Branche". Einige der Wirte erzielen mit Lieferungen bereits mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit Essensbestellungen. "Sich ein eigenes Onlineportal aufzubauen und im Web laut die Werbetrommel für sich zu schlagen, können wir uns aber oft nicht leisten", erklärt der selbsternannte Zusammenschluss von Unternehmern. Und genau hier würde die "pinke Heuschrecke" Foodora, wie formuliert wird, die Schrauben andrehen. 

Auf zweieinhalb A4-Seiten richtet sich der selbst genannte "Zusammenschluss verschiedener Wiener Gastronomen" mit einem Appell an die Spitzenpolitik. | Foto: RMW
  • Auf zweieinhalb A4-Seiten richtet sich der selbst genannte "Zusammenschluss verschiedener Wiener Gastronomen" mit einem Appell an die Spitzenpolitik.
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"Viele von uns bezahlen mittlerweile zwischen 30 und 35 Prozent Kommission an Foodora. Weit mehr als marktüblich, aber wir haben keine Alternative", so die Kritik. Foodora frisst uns Restaurants auf", erklären die Verfasser. Dazu kämen versteckte Kosten, eine Aktivierungsgebühr von 100 Euro und eine 15 Euro Servicepauschale pro Monat. Man bittet die Politik um rasches Handeln. 

"Können Kritik nicht nachvollziehen"

Bei Foodora erklärt man auf Nachfrage von MeinBezirk.at, dass man seit Jahren österreichweit mit über 6.000 sogenannten Partner-Restaurants "vertrauensvoll und erfolgreich" zusammenarbeite: Restaurants hätten damit die Möglichkeit, ihr Angebot einem breiten Kreis an Kundinnen und Kunden bekannt zu machen und auch eine schnelle und kundenfreundliche Lieferung umzusetzen.

Bei Foodora kann man die genannte Kritik nicht nachvollziehen. | Foto: Weingartner-Foto / picturedesk.com
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Eines sei dabei wichtig: "Foodora kommuniziert Restaurant-Partnern jegliche Kosten und Rahmenbedingungen klar und transparent. Die genannte Kritik können wir daher nicht nachvollziehen." Vielmehr möchte man versichern: "Die Kommunikation mit unseren Partnern ist uns selbstverständlich ein sehr wichtiges Anliegen und wir sind hier laufend in Kontakt, das gilt auch für jegliches Feedback."

Man erklärt, dass die Provision maximal 30 Prozent für die Lieferungen betrage: "Diese fällt für jene Partner an, welche neben der Nutzung der Foodora Plattform auch die Auslieferung über Foodora abwickeln und damit die Logistik von Foodora nutzen. Bei Partnern, welche Foodora als Plattform nutzen, jedoch selbst zustellen, ist sie entsprechend niedriger." Wie hoch die Gebühr bei dem anderen Modell dann tatsächlich ist und wie viele Restaurants die jeweiligen Modelle nutzen, dazu äußert sich das Unternehmen nicht.

30 Prozent scheinen üblich

Obwohl der offene Brief dezidiert nur Foodora kritisiert, hat MeinBezirk.at auch beim Lieferkonkurrenten Lieferando nachgefragt, um einen Überblick über die Geschäftspraxis generell im Gewerbe zu erhalten. Eine Erpressung beim orangefarbenen Lieferanten gäbe es zumindest nicht, erklärt Konzernsprecher Oliver Klug: "Lieferando lässt Restaurants die freie Wahl ohne Exklusivbindung, erhebt weder eine Aktivierungsgebühr noch laufende Grundgebühren und bietet 'Sackerl '(Anm. Red.: Kleidung und Equipment mit Lieferando-Logo) zum vergünstigten Selbstkostenpreis, wobei Gastronomen auch eigene oder neutrale nutzen können."

Was die Kommissionsgebühren angeht, so gibt es bei dem orangen Lieferanten ebenso zwei Modelle: Eines mit 13 Prozent Gebühr und eines mit gesamt 30 Prozent Gebühr. "Bei Letzterem stellen wir die gesamte Logistik zur Verfügung. Das beinhaltet unter anderem die Personalkosten für den Fahrradboten, die Anschaffung für Fahrzeuge, die Online-Plattform, etc." All dies sei mit einem gewissen finanziellen und auch zeitlichen Aufwand verbunden, welchen sich die Gastronomen so ersparen. "Hinzu kommt: Wenn Gastrobetriebe selbst diese Logistik aufstellen, müssen sie auch dann für all diese hohen finanziellen Aufwände aufkommen, wenn es einmal weniger Bestellungen gibt. Dies können sie umgehen, wenn sie das Paket von Lieferando nutzen". Denn die 30 Prozent Marge wird pro Bestellung berechnet, nicht fix für einen Zeitraum.

Bei Lieferando betont man, dass es keine Bindung gibt. Maximal 30 Prozent beträgt die Kommissionsgebühr. (Symbolfoto) | Foto: stock.adobe.com/at/ Kara
  • Bei Lieferando betont man, dass es keine Bindung gibt. Maximal 30 Prozent beträgt die Kommissionsgebühr. (Symbolfoto)
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Generell würden – hier handelt es sich jedoch um bundesweite Zahlen – 90 Prozent der Gastronomen das kleinere Paket mit den 13 Prozent Marge wählen. Dieses beinhaltet das Anbieten der Speisen auf der Plattform bzw. in der App, aber keine Lieferboten. Sprich: 90 Prozent der Wirtshäuser würden auch selbst ausliefern. Warum trotzdem so oft jemand in oranger Uniform beim Konsumenten bei der Tür steht? "Das liegt daran, dass unsere günstigen 'Sackerl', also Kleidung, etc. nutzen. Gleichzeitig sind in Ballungsgebieten verhältnismäßig mehr Rider unterwegs."

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