StePhantasiegeschichte
Wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein (Blitz-)Lichtlein her“

Foto: StePhantasie

Stell dir vor, du bist eine junge hübsche grüne Raupe und lebst in einem dichten Wald mit vielen Bäumen. Alles um dich herum ist beeindruckend groß und womöglich doch auch vom Gefühl her etwas beängstigend fremd. Jeder Tag gleicht größtenteils dem anderen: immer die gleichen Wege, oftmals ein Überlebenskampf um die wertvollste Nahrung und die Aufmerksamkeit der größeren älteren Raupen. Möglicherweise verlierst du dich manchmal in diesem „Großwalddschungel“ und du kennst das Gefühl der Überforderung und der Einsamkeit nur allzu gut. „Irgendwie versteht mich hier keiner“ gehört zu den Sätzen, die du dir oft denkst, oder?

​An manchen Tagen raupst du so dahin und alles ist soweit „eh gut“ oder „eh okay“ und an manchen Tagen fühlst du dich von Aufgaben überhäuft und davon so voll wie ein kleiner dicker grüner Wurm - fast so als wär alles ewig gleich monoton und sinnlos, nur eben mit wahnsinnig viel Gepäck mit dabei.

Eines Tages begegnet dir eine einsame Wanderin, die, wie aus deinen Beobachtungen hervorgeht, offensichtlich ganz vernarrt in so ein „Ding“ vor ihrem Gesicht ist. Was kann das sein? Es sieht irgendwie aus, wie ein tragbares „Haus“ mit einem riesigen, ausfahrbaren, gewölbten Fenster mittendrin. Wenn sie damit auf etwas vor ihren Augen „zielt“, blitzt es manchmal sogar - offensichtlich je nachdem, ob die Sonne dort scheint oder nicht. Oh, sie hat dich bereits entdeckt - auf deinem Lieblingsblatt sitzend, an einem deiner besonders „dickwurmigen“ Tage. Sie sieht dich durch das Haus-mit gewölbten Fenster-Ding und dann, da sie bemerkt, dass du den Kopf traurig hängen lässt und offenbar auch etwas weinst, legt sie es beiseite und nähert sich dir mit viel Feingefühl.

Sie setzt sich einfach neben dich auf den moosbewachsenen weichen warmen Waldboden und ist präsent und gibt dir Raum für deine Empfindungen. Weder verurteilt sie dich, noch möchte sie, dass du etwas unterdrückst oder änderst, sondern sie gibt dir einfach das Gefühl, dass jemand da ist. Sie scheint dich kleine Raupe in deinem Sein irgendwie zu spüren, deinen wahren Kern „zu sehen“ - ja du vermutest fast schon, sie kann deinen lautlosen innerlichen „Hilfeschrei“ wahrnehmen. Wo gibt es denn sowas, wo wir doch alle ganz genau wissen, wie unmöglich es ist, dass Menschen mit Tieren kommunizieren und in Verbindung treten können. Oder ist es vielleicht doch nicht so unmöglich wie dir früher immer erzählt wurde? Vielleicht kannst du doch etwas spüren?

Jedenfalls hast du das Gefühl, sie kann dich auf einer ganz anderen Ebene wahrnehmen – ohne, dass du etwas dafür tun musst, ohne eine Leistung zu erbringen oder besonders lieb schauen zu müssen oder gar schneller als alle anderen zu raupen. Es fühlt sich einfach gut an, wenn sie in deiner Nähe ist, ganz egal wieso. Plötzlich hebt sie ihre Hand und streckt ihre Finger einladend nach dir aus, ein Angebot ihrerseits dich darauf zu bewegen. Du hast keine Ahnung warum, und du kennst sie auch erst seit kurzem, dennoch spürst du, dass es womöglich eine gute Idee wäre, deinem ersten Impuls nachzugeben und ihr Vertrauen zu schenken, denn du möchtest ja eigentlich tief in dir drin schon längst, dass sich etwas verändert. Das ist deine Chance es dir jetzt gleich zu erlauben.

Du beschließt all deinen Mut zusammenzunehmen, um die einmalige Gelegenheit zu nützen. Du bewegst dich zuerst vielleicht etwas zaghaft, doch mit jedem weiteren Millimeter in ihre Nähe ermutigt und motiviert sie dich, aus ihrer Eigenerfahrung um die Herausforderung wissend, selbstbewusst weiter zu machen, bis du letztendlich am Ziel – ihrem Finger – angelangt bist. Dann passiert etwas Phänomenales. Du erhebst dich, liebevoll und doch souverän von ihr geführt, in schwindelerregende Höhen - ist die Luft „dort oben“ bereits „dünner“ geworden? Nun kannst du der Wanderin direkt in die strahlend blauen Augen sehen, die dich herzerwärmend, empathisch und entschlossen anblicken und du spürst ein Gefühl von Vertrautheit und ein wärmendes, erwartungsvolles Kribbeln in dir - welches du vor lauter Alltagsroutinen und To-Do’s schon lange nicht mehr so intensiv gespürt hast – doch nun plötzlich scheinst du wieder Zugang dazu zu haben. Etwas in dir Schlummerndes wurde sanft berührt.

Plötzlich – und weil alles so neu ist – spürst du auch deinen flexiblen und doch bekannt sicheren Körper ganz intensiv pulsieren und du weißt, du bist wohl gerade komplett außerhalb deiner Komfortzone und mitten in der Veränderungsphase aber dennoch bereit neue Wege zu beschreiten. Denn irgendwie fühlt es sich doch verdammt gut an, dieses Gefühl von prickelnder Nervosität, Begeisterung und Heldenmut zuzulassen.

Wo wird es hingehen? Kannst du die Aufregung wahrnehmen?

Sie geht behutsam mit dir am Finger ein kleines Stück durch deinen Wald, zeigt dir ganz neue Bäume, Sträucher, Blumen, Beeren und sogar Pilze. Diese Farbintensität von den verschiedensten Grün- und Brauntönen und der intensive feuchte Moosgeruch waren dir noch nie so bewusst, wie jetzt. Du erkennst unter dir nur noch ganz weit entfernt dein Lieblingsblatt auf dem du eben noch gesessen hast. Aber erst jetzt, durch die neue Perspektive, kannst du sehen, dass es rund um dich noch viel besser zu dir passendere Blätter gibt – grüner und exquisiter als du dir je erträumt hättest. Die Welt von hier oben erscheint dir plötzlich viel klarer und viel offener und hält dir komplett neue Möglichkeiten bereit! Was es da wohl alles zu erkunden gibt? Und du hast immer gedacht das was du kanntest sei schon die Welt, so wie sie eben ist. Das altbekannte Waldstück mit all seinen immergrünen gleich aussehenden Blättern, den vollreifen aber auch erstaunlich großen perfekten teuren Beeren, das Geäst und allem voran die immer gleichen Raupenwege aus vorgefertigten bekannten Holzbrettern - die du seit du denken kannst „beraupst“ und noch gar nie hinterfragt hast – erscheinen dir nun fürchterlich beengend und klein. Vor allem jetzt, da du DIESEN AUSBLICK entdeckt hast!

Staunend und neugierig beobachtest du die neue Welt, die sich unter dir auftut. Die Wanderin scheint zu verstehen und bleibt bei einem hohen Baum einen Moment stehen damit du dir einen Moment Ruhe und Geborgenheit für dich gönnen kannst. Sie genießt außerdem ebenfalls gerade die frische Waldluft, die zudem nach Nadelbäumen und fruchtigen Walderdbeeren schmeckt. Nun öffnet sie den Mund und beginnt dir von Ihren eigenen waghalsigen und mutigen Lebensreiseabenteuern zu erzählen, um dir damit weiter Mut zuzusprechen und dir zu symbolisieren, dass es noch viele weitere Wanderer und auch Raupen gibt. Danach beginnt sie aus dem Gefühl heraus zu singen und wunderbar schwingende Klänge kommen aus ihrem Resonanzkörper heraus und berühren deinen Raupenkörper. Du schwingst innerlich mit und bemerkst, wie gut dir in diesem Moment diese Töne tun. Die Wellen dieser angenehmen Schwingung fließen unaufhaltsam durch deinen Körper hindurch und geben dir ein wohliges Gefühl. Ach könntest du nur diesen Moment jetzt irgendwie festhalten – möge er nie vergehen! Es tut so gut gerade!

Exakt in diesem Moment setzt die Wanderin dich behutsam auf einen etwas tiefer gelegenen breiten und mit Efeu umarmten Ast und holt wieder dieses Haus-mit Fenster-Blitzdings hervor und sieht dich durch das darauf liegende Guckloch an. Sie bewegt und drückt darauf herum, bis du intuitiv spürst, dass es scheinbar gerade wichtig ist, diesen Moment jetzt mit dem Blitz zu erleuchten. Auch weil es bereits etwas dunkler geworden ist. So scheint der Blitz nur noch heller zu leuchten als am helllichten Tag. Und sie meinte damit „hält man schöne Momente fest“ – wie sie dazu sagt. Sie meinte du bekommst einen „Abzug“ davon – was auch immer das wohl bedeuten mag.

Normalerweise ist das nun die Zeit, wo du dich für gewöhnlich schlafen legst. Du spürst die Müdigkeit in dir aufsteigen und kannst dich ihrer kaum noch erwehren. So fallen deine kleinen Raupenaugen genüsslich und sehnsüchtig zu. Du weißt innerlich, du kannst dich getrost in den Schlaf fallen lassen, denn die Wanderin ist in deiner Nähe und gibt dir an diesem neuen aber doch spannenden Ort ein Gefühl von Stabilität und Zuversicht.

Am nächsten Morgen erwärmen helle Sonnenstrahlen deine Haut und du gähnst etwas verschlafen und streckst dich in die Länge, um den Morgen wie immer zu begrüßen und deinen Körper aufzuwecken. Doch was ist das? Dein Körper spürt sich komplett anders an und du kannst plötzlich links und rechts von dir je zwei flache, riesige, buntgemusterte „Segelblätter“ von dir weg strecken und wieder hinter deinem Rücken zusammenbringen! Was ist denn hier los? Intuitiv spürst du, dass dir diese Bewegung so richtig gut tut. Es ist als hättest du innerlich schon immer darauf gewartet diesen Moment zu erleben, als wäre es die natürlichste Sache der Welt!

Die Wanderin ist auch schon wach und sieht dich mit einem freudestrahlenden und sanftmütigen Lächeln an. Als du ihr nun in einigen energischen, aufgeregten Bewegungen deine neuen wunderschönen Rückenblätter zeigen willst, beginnt sich dein Körper vom Ast, auf dem du eben noch geschlafen hast, abzuheben. Du spürst die frische Morgenluft unter deinen Beinchen und deine feinen Körperhärchen bewegen sich durch den Luftzug nach hinten. Jetzt willst du es aber wissen. Du flatterst mit Leichtigkeit und quietschvergnügt weiter und siehst nun auch die Wanderin von oben. Einige kleinere Bäume und Büsche des Waldes, die du bisher nur von unten kanntest, sehen nun ganz anders aus von deiner neuen Perspektive. Du kannst es noch gar nicht fassen! Voller neuer Motivation und Lebensfreude würdest du am liebsten sofort sehen, wie hoch und wie weit du kommst - du hast noch sooooo viel zu entdecken! Deine Welt hat sich komplett verändert. Alles ist neu. Aber es fühlt sich jetzt schon so toll und vor allem stimmig an. Du fliegst nun wieder zur Wanderin zurück, siehst sie mit ihrem Blitzdings – sie nennt es wohl „Fotoapparat“, wie sie dir verraten hat - und du fühlst dich einfach großartig!

Auch dein altes Lieblingsblatt kannst du von hier oben noch immer erkennen und der vorgegebene Holzbretterweg, den du all die Jahre tagtäglich auf und ab geraupt bist, ist noch da, jedoch fühlst du nun eine Art entspannten Frieden in dir. Als du dich nun auf deinem damaligen Lieblingsblatt niederlässt, um dich kurz auszuruhen, beobachtest du andere - noch grüne Raupen - auf ihren Wegen und du weißt, manche von ihnen haben heute ihren guten und manche ihren herausfordernden Tag.

Aber dir ist nun eins durch deine neugewonnene intuitive Weisheit klar geworden: Diese abwechselnden Tage haben wohl scheinbar dazugehört. Zum einen damit deine neuen Flügel ihre ganz individuellen Farben und prägenden Muster erhalten können und zum anderen, um in deinem Körper die benötigte Kraft zu gewährleisten, um ebendiese mit der richtigen Intensität benutzen und dich tragen zu können.

Jetzt, aus dieser Perspektive, siehst du auch viele andere Raupen um dich herum in ihrer neuen Gestalt umherfliegen, die du vor deiner Veränderung noch nie bemerkt hast. Sie haben offensichtlich bereits ihre Flügel mit voller Kraft zum Ausdruck gebracht und du fühlst nun eine Verbindung zu ihnen allen.

Nun kannst du aus beiden Varianten des Lebens auswählen zu Boden oder zur Luft, mit dem Unterschied, dass du nun täglich selbst entscheidest, ob du deine Flügel zum Fliegen ausbreiten willst oder sie lieber zum Verweilen zusammenhalten willst. Und manchmal erkennst du aus der Ferne noch die hellen Blitze der Wanderin, die dich wie kleine Leuchtfeuer mal hier und mal dort ans bewusst wertfreie und absichtslose Beobachten deiner Umgebung erinnern.

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