Lavanttal
Betriebe warten auf Lehrlinge
Zahlreiche Stellen im Bezirk sind noch offen, doch die Zahl der Lehrstellen-Suchenden geht zurück.
BEZIRK WOLFSBERG. Im Bezirk Wolfsberg gibt es mit Stichtag 31. August einen Zuwachs an offenen Lehrstellen von mehr als 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Lehrstellen-Suchenden verringerte sich im gleichen Zeitraum jedoch um ein Viertel.
Gerhard Oswald, Bezirksstellenobmann der Wirtschaftskammer (WK) Wolfsberg, spricht mit der WOCHE über die aktuellen Entwicklungen.
WOCHE: Wie entwickelten sich die Lehrlingszahlen im Lavanttal im Vergleich zum Vorjahr?
GERHARD OSWALD: Grundsätzlich blieben die Zahlen stabil, es wurde ein minimaler Rückgang gegenüber dem Jahr 2019 verzeichnet. Bei den Lehrlingen wurde eine Reduktion von 1,7 Prozent und bei den Lehrbetrieben von 6,1 Prozent registriert.
Wird die Suche nach Lehrlingen für Betriebe immer schwieriger oder herrscht Interesse an Lehrberufen?
Die Zahl an offenen Lehrstellen im Lavanttal beträgt 51 und belegt, dass die Betriebe im Bezirk sehr wohl bereit sind, Lehrlinge aufzunehmen.
Jedoch gibt es nicht ausreichend Jugendliche, die sich bei den Betrieben bewerben. Der Hauptgrund für den Rückgang der Lehrlingszahlen in unserer Region ist die Demografie.
Besteht im Lavanttal ein breit gefächertes Angebot an Lehrberufen?
Der Bezirk Wolfsberg bietet Lehrlingen ein breites Spektrum an traditionellem Handwerk, Gewerbe und Industrie. Charakterisierend für unseren Lebens- und Wirtschaftsraum ist auch die Vielzahl an modernen Betrieben, die im High-Tech-Segment tätig sind. Im Vergleich zu anderen Regionen bieten wir lehrinteressierten Jugendlichen aus betrieblicher Sicht zahlreiche hervorragende Aussichten.
Welche Branchen liegen momentan im Trend?
Laut den Lehrlingszahlen sind Metalltechnik, Elektrotechnik und der Einzelhandel an oberster Stelle. Aber auch die Lehre zum Kfz-Techniker, zur Bürokauffrau oder zum Tischler werden vermehrt in Anspruch genommen.
Wird das Modell Lehre mit Matura vermehrt genutzt?
Kärnten hat beim Thema Lehre mit Matura schon immer eine Vorreiterrolle eingenommen. Im Jahr 2019 gab es kärntenweit 701 Personen in diesem Modell. Bei Lehrantritt verfügen nur 4,3 Prozent über einen Matura-Abschluss.
Wie stark beeinflusst die momentane Wirtschaftskrise die Lehrlingszahlen?
Abschließend beurteilen kann man diesen Ansatz erst nach Ablauf des Jahres, aber grundlegend sehen wir durch die Corona-Krise keinen Einbruch in der Lehrlandschaft. Die Gesamtzahl an Lehrlingen ist soweit stabil. Betriebe wissen um die Bedeutung der Lehre und sehen sie als Investition in die Zukunft. Viele Unternehmen würden sogar trotz Corona mehr Lehrlinge aufnehmen, wenn sie welche bekämen.
Wodurch werden Lehrberufe attraktiver gemacht und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt?
Die Politik hat die erforderliche Gleichstellung von schulischer und dualer Ausbildung zwischenzeitig erkannt. Mit der Möglichkeit der Führung des Meistertitels wurde ein sichtbares Zeichen gesetzt. Natürlich muss das Bewusstsein und Interesse für handwerkliche Betätigung aber bereits im Kindesalter geweckt werden: Neben dem Smartphone sollte auch daheim eine Werkzeugkiste vorhanden sein.
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Zahlen aus dem Bezirk Wolfsberg
Lehrlinge: 743 (539 Burschen und 204 Mädchen)
Lehrbetriebe: 229
Lehrberufe: rund 200 verschiedene
Offene Lehrstellen: 51 (Zuwachs von 41,7 Prozent im Vergleich zu 2019)
Lehrstellen-Suchende: 44 (Reduktion von 25,4 Prozent im Vergleich zu 2019)
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