Tierschutz
Bärenwald Arbesbach feiert 25. Geburtstag

- Neuzugang Mark wagte sich auch schon ins Freie und genoß ein Geschenk zum 25-jöhrigen Bestehen des Bärenwaldes.
- Foto: Bärenwald Arbesbach
- hochgeladen von Michèle Zimmermann
ARBESBACH/WIEN. Der Verein Vier Pfoten freut sich über das 25-jährige Bestehen eines seiner ersten Bärenschutzzentren: Den Bärenwald Arbesbach gibt es bereits seit einem Vierteljahrhundert. Heute wie damals ist das Ziel, Bären aus teils katastrophaler Haltung zu retten und ihnen ein artgemäßes Zuhause zu geben.
Doch 1998, zum Zeitpunkt der Gründung, gestaltete sich die Ausgangslage als äußerst schwierig, denn dazumals war die Privathaltung von Bären noch nicht verboten. In Käfigen oder Betongruben gehaltene Bären waren ebenso keine Seltenheit wie Tanzbären im Zirkus. Josef Pfabigan, Vorstandsvorsitzender von Vier Pfoten, erinnert sich: „VIER PFOTEN war entschlossen, die Bären zu retten, als wir von diesen Schicksalen erfuhren. Wir standen allerdings vor einem Problem: Es gab in ganz Österreich keine geeigneten Einrichtungen, die diesen geschundenen Tieren ein artgemäßes neues Zuhause bieten konnten. Daher haben wir letztendlich beschlossen: Wir müssen diese Einrichtung selbst schaffen“.
Die Anfänge
Nach langer Suche konnte Vier Pfoten im Mai 1998 das heute bekannte Areal in Arbesbach als künftiges Bärenschutzzentrum bestimmen. „Unsere ersten Bewohner waren einerseits die Bärengeschwister Vinzenz und Liese, die zunächst in einem Zirkuswagen leben und danach als Werbeträger für einen Skilift herhalten mussten. In dieser Funktion als Touristenattraktion stand ihnen ab Juli 1989 eine sehr kleine Betongrube auf der Gemeindealpe bei Mitterbach zur Verfügung. Und andererseits das Bärenmädchen Brumca, das einem österreichischen Geschäftsmann gehörte, der sie zuerst in einem winzigen Käfig hielt und sie letztendlich völlig alleine und ohne Betreuung ihrem Schicksal überließ – bis VIER PFOTEN die Verantwortung für sie übernahm“, erzählt die Betriebsleiterin des BÄRENWALD Arbesbach, Sigrid Zederbauer. Weiters stellt sie klar: „Dieser Verantwortung kommen wir auch nach, wenn die Tiere alt sind und dadurch vielleicht für Besucher als nicht mehr attraktiv gelten“.
Probleme und Meilensteine
Doch das Problem der schlechten Haltung der Bären beschränkte sich nicht nur auf Österreich: Über den Globus verteilt lebten damals und leben noch heute Bären in menschlicher Obhut unter unwürdigen Bedingungen. Haltungsstandards scheinen ein Fremdwort zu sein, denn die meisten Bären vegetieren in viel zu kleinen Käfigen und mangelhafte Ausstattung derselben kommen häufig vor. Leider gab es noch kaum geeignete Unterkunftsmöglichkeiten für gerettete Bären. Vier Pfoten legte mit der Gründung des Bärenwaldes Arbesbach den Grundstein und betreibt heute Bärenwälder in Müritz (Deutschland), Belitsa (Bulgarien), Prishtina (Kosovo), Domazhyr (Ukraine) und Ninh Binh (Vietnam). Des Weiteren finden Großkatzen wie Tiger, Löwen und Co. eine neue Heimat in Schutzzentren in Südafrika und in den Niederlanden, Orang Utan-Waisen kommen in einer Waldschule auf Borneo unter. Und nicht nur Zirkustiere sind Vier Pfoten ein Anliegen, auch verletzter Wildtiere nimmt sich der Verein an - die Eulen- und Greifvogelstation in Haringsee (Niederösterreich) sowie die Wildtierstation TIERART in Maßweiler (Deutschland) kümmern sich um die Vögel.
Abschied und Neuanfang
Der Bärenwald Arbesbach bekam im Laufe der Jahre immer wieder Zuwachs, musste aber auch Abschied nehmen, unter anderem vom ehemaligen Zirkusbären Tom, welcher vor kurzem im Alter von 35 Jahren verstarb. „Es ist immer traurig, wenn einer unserer Schützlinge von uns gehen muss. Aber dahinter steckt immer der Trost, dass das Tier noch ein bärengerechtes Leben bei uns verbringen durfte“, sagt Zederbauer. Erfreulich ist, dass Neuzugang Mark sich schon langsam eingelebt hat. Er hatte über 20 Jahre in einem kleinen Käfig sein Dasein als Restaurantbär gefristet. Zederbauer erklärt: „Mark ist ein gutes Beispiel für einen Bären, für den der Transport in seine neue Umgebung zunächst einen riesigen Stress bedeutete. Er wagte sich monatelang nicht aus seiner Höhle heraus. Umso berührender sind für uns seine Fortschritte. Erst vor kurzem hat er erstmals eine Runde in seinem Gehege gedreht; ein Zeichen dafür, dass er beginnt, sich von seinem Trauma zu erholen. In diesen Momenten wird uns wieder bewusst, warum wir unsere Arbeit machen. Mark ist nicht mehr die gequälte Kreatur, deren Willen gebrochen ist, sondern er wird neugierig und entwickelt als Bär schön langsam seine eigene Persönlichkeit“.
Endlich illegal
Der Bärenwald Arbesbach stand damals wie heute also für eine innovative Form der Wildtierhaltung. Die Vision beinhaltet nicht nur die Rettung und Versorgung der Tiere - in weiterer Folge sollte auch die private Haltung von Bären gänzlich verboten werden. 2019 wurden die Tierschützer endlich für ihre Hartnäckigkeit belohnt - ein entsprechendes Verbot wurde per Gesetz erlassen. Damit wurde ein Meilenstein erreicht, doch Vier Pfoten ist unermüdlich weiter im Einsatz, denn in weiten Teilen der Welt ist es noch immer legal, Bären unter unwürdigen Bedingungen zu halten. Im Laufe der Jahre konnte der Verein so über 130 Bären ein neues Zuhause geben und erreichte außerdem ein Verbot der Haltung von privat gehaltenen Bären und Restaurant-Bären in Albanien, dem Kosovo und Polen. „Rund um das Tier als Individuum muss es bei einem nachhaltigen Tierschutz auch um das große Ganze gehen. Das heißt, dass wir uns immer auch um eine Bewusstseinsbildung der Bevölkerung bemühen und uns dafür einsetzen, dass gesetzliche Rahmenbedingungen im Tierschutz verbessert werden. Das haben wir vor 25 Jahren als unsere große Aufgabe gesehen, und daran arbeiten wir nach wie vor mit aller Kraft – heute und in Zukunft für Tierschutz. Weltweit“, so VIER PFOTEN Vorstandsvorsitzender Josef Pfabigan.
Info
Der BÄRENWALD Arbesbach ist eines von mehreren Bärenschutzzentren von VIER PFOTEN. Derzeit leben mit Brumca, Erich und Mark hier drei Braunbären auf insgesamt 14.000 Quadratmetern. Für Besucher gibt es täglich zwischen 10-18h wieder die Möglichkeit, diese faszinierenden Tiere aus nächster Nähe zu beobachten. Jeden Mittwoch und Freitag um 15 Uhr, am Samstag um 16 Uhr und am Sonntag um 10:30 Uhr findet eine Führung (auch ohne Voranmeldung) statt.






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