"Restart" am Arbeitsmarkt
Nach Wiedereinstieg: "Einfach tun"

AMS-Leiter Kurt Steinbauer, Sarah Burger und Sebastian Siller (v.l.). | Foto: bs
  • AMS-Leiter Kurt Steinbauer, Sarah Burger und Sebastian Siller (v.l.).
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Sarah Burger hat nach Babypause ihren bisherigen Job aufgegeben und startet mit E-Commerce-Lehre neu durch.

BEZIRK ZWETTL. Die Pandemie hat Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen und das Leben vieler Menschen verändert.
In besonderem Maß betraf die Corona-Krise Frauen in Niederösterreich. Ihre Situation am Arbeitsmarkt hat sich zuletzt deutlich verbessert. Eine der Frauen, die einen Neuanfang gewagt haben und sich über diesen mutigen Schritte bis heute freuen, ist Sarah Burger. Sie hat am 1. März bei Sebastian Siller und seiner SSC GmbH mit Sitz in Siebenlinden in der Gemeinde Schweiggers eine Lehre im E-Commerce-Bereich begonnen. Siller hat 2019 das Unternehmen gegründet und 2020 mit einem Onlineshop begonnen: "Im ersten Monat haben wir zehn Pakete verschickt, derzeit sind es 4000", so Siller, der mit Sanitär-, Heizung oder etwa Werkzeugwaren handelt. "Wir sind ein sehr schnell wachsendes Unternehmen, das daher auch immer neue Leute braucht", dankt Siller dem AMS Zwettl für die Unterstützung.

"Restart" von und für Frauen

„Der positive Trend am Arbeitsmarkt setzt sich weiter fort, nun gilt es diesen Aufwärtstrend weiterhin zu nutzen,“ erklärt Kurt Steinbauer, Geschäftsstellenleiter des AMS Zwettl mit Blick auf die aktuellen Zahlen. Konkret sind im Bezirk Zwettl um 26% weniger Personen auf Jobsuche als noch vor einem Jahr. Im August konnte die Anzahl der beim AMS Zwettl arbeitslos gemeldeten Personen sogar um 17% unter das Vorkrisenniveau von 2019 gesenkt werden.
Vom Wirtschaftsaufschwung profitieren alle Jobsuchenden in der Region, obwohl geschlechtsspezifische Unterschiede festzustellen sind. „Im Bezirk Zwettl konnten Frauen den positiven Trend am Arbeitsmarkt etwas stärker nutzen als Männer. So reduzierte sich die Anzahl arbeitslos gemeldeten Frauen im August im Vergleich zum Vorjahr um 31,5%, bei Männern um 20,2%. Insgesamt haben seit Jahresbeginn 454 Frauen und 1.382 Männer, die beim AMS Zwettl arbeitslos gemeldet waren, wieder einen Job gefunden“, analysiert Steinbauer.

AMS-Förderstrategie für Frauen

Insgesamt sind Frauen am Arbeitsmarkt nach wie vor schlechter positioniert als Männer. Dieser Trend wurde zu Beginn der Corona-Krise noch verstärkt, da Frauen überdurchschnittlich oft ihren Arbeitsplatz verloren haben. „Trotz der positiven Entwicklung der letzten Monate lag die Juli-Arbeitslosenquote von Frauen im Bezirk Zwettl bei 3,4% und damit immer noch um 0,4%-Punkte über der bei Männern“, beschreibt der AMS-Chef die Situation.
Frauen sind darüber hinaus überdurchschnittlich oft in Teilzeit und in niedrig entlohnten Wirtschaftszweigen beschäftigt mit erheblichen Auswirkungen auf den Arbeitslosengeldbezug bei Jobverlust und geringeren Pensionszahlungen im Alter. Laut Einkommensbericht des Rechnungshofes (2020) verdienen Niederösterreicherinnen um 36% weniger als ihre männlichen Landsleute. Selbst wenn sie vollzeitbeschäftigt sind, liegt das Jahresbruttoentgelt der Frauen um 14% unter dem der Männer. Deswegen hat das AMS seit Jahren das Ziel, Frauen in Relation stärker zu fördern als Männer. In diesem Jahr werden im AMS Niederösterreich daher knapp 52% der Fördergelder für Frauen verwendet, um die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt zu reduzieren.

Wiedereinsteigerinnen im AMS-Fokus

Frauen, die nach der Kinderbetreuung wieder in die Berufswelt zurückkehren möchten, stehen besonders im Fokus des AMS. Vor diesem Hintergrund verweist Steinbauer darauf, dass Ende August immerhin 15,4% der im Bezirk Zwettl arbeitslos gemeldeten Frauen zu dieser Personengruppe zählen: „Frauen, die nach der Babypause den beruflichen Wiedereinstieg starten, stehen vor besonderen Herausforderungen. Deswegen halten die Berater des AMS Zwettl für Frauen nach der Karenz besondere Angebote bereit und informieren über Chancen auf dem Arbeitsmarkt und Möglichkeiten der Kinderbetreuung. So haben im Bezirk Zwettl seit Jahresbeginn bereits 48 Wiedereinsteigerinnen einen für ihre Lebenssituation passenden Job gefunden.“

FIT-Programm und Frauenberufszentren

Das FiT-Programm „Frauen in Handwerk und Technik“ ist ein zentrales Förderelement des AMS, um Frauen eine berufliche Neuorientierung hin zu gut entlohnten Berufsfeldern zu ermöglichen. Absolventinnen einer handwerklich-technischen FiT-Ausbildung sind gefragte Mitarbeiterinnen und werden von Unternehmen gesucht. In den Arbeitsmarktbezirken im Waldviertel sind seit Jahresbeginn bereits 92 Frauen in einem der vier niederösterreichischen FiT-Zentren informiert, beraten und qualifiziert worden. 21 Frauen haben bereits die Ausbildung in einem der über 
100 FiT-Berufe begonnen.
In der sehr belastenden Zeit der Pandemie war die Beratung von arbeitslosen Frauen in den Frauenberatungszentren des AMS Niederösterreich enorm wichtig, denn nicht vorhandene Kinderbetreuungsangebote oder das Home-Schooling der Kinder erschwerten die Situation von jobsuchenden Frauen erheblich. Seit Jahresbeginn haben 2.634 Frauen von dem Kurs- und Beratungsangebot der Frauenberatungszentren profitiert. Das Angebot wurde 2020 und ebenso 2021 bisher von den Frauen überaus positiv mit der Durchschnittsnote 1,17 bewertet. 46% der Frauen hatten nach Beratungsabschluss entweder einen Job oder sind in einer weiterführenden Ausbildung.
So ist auch Sarah Burger nach längerer Arbeitsuche bzw. beruflicher Neuorientierung der erfolgreiche Wiedereinstieg ins Erwerbsleben mit Begleitung und Unterstützung des AMS Zwettl gelungen.




Sarah Burger absolvierte nach der Schulpflicht eine Lehre als Friseurin, wechselte später in die Gastronomie und war als Serviererin tätig. Nach der Übersiedlung von Wien ins Waldviertel und der Babypause stand die 26-Jährige vor einer beruflichen Neuorientierung, die vom AMS unterstützt wurde.
 Im Frauenberufszentrum Waldviertel nutzte sie das Beratungs- und Weiterbildungsangebot und stieg dann in das AMS-geförderte „FiT-Programm - Frauen in Technik und Handwerk“ ein, um neue individuelle Jobperspektiven zu erarbeiten. Im Zuge ihrer intensiven Bewerbungsaktivitäten wurde Sarah Burger auf den Betrieb SSC GmbH in Siebenlinden bei Schweiggers aufmerksam. Nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch wurde ein mehrwöchiges Praktikum als E-Commerce-Kauffrau vereinbart.
In diesem Praktikum konnte sie sowohl ihr Interesse an diesem Beruf und an einer Ausbildung als auch die Vereinbarkeit einer punktgenauen Qualifizierung mit ihren Kinderbetreuungspflichten abklären. Das Praktikum verlief sowohl für Frau Burger als auch für den Betrieb so gut, dass eine verkürzte Lehre als E-Commerce-Kauffrau über das Förderprogramm „Punktgenaue Qualifizierung“ ab 1. März 2021 vereinbart wurde. Dabei trägt das AMS die Lebenshaltungskosten der Auszubildenden und der Betrieb die Kosten für den Berufsschulbesuch. 
Übrigens hat Sarah Burger bereits das erste Semester der 2. Klasse der Berufsschule in Wien erfolgreich abgeschlossen. Heute lebe sie voll auf, so Burger, die es allen, die überlegen einen Neustart zu wagen rät: "Einfach tun!". Firmenchef Sebastian Siller ist jedenfalls vom Einsatz und Engagement der Mitarbeiterin begeistert. Wenn alles planmäßig verläuft, wird Frau Burger ihren neue, zukunftsträchtigen Lehrberuf „E-Commerce-Kauffrau“ nach zwei Jahren bis Ende Februar 2023 erfolgreich abschließen.

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