Schnupperkurs in Sachen Menschlichkeit
Jeder Flüchtling hat ein anderes Schicksal: Marwan Obeid stellte im Pfarrheim Stainz seine Geschichte vor.
Ein näheres Kennenlernen jener Menschen, die in unserer unmittelbaren Umgebung untergebracht sind, stand im Fokus der von der Arbeitsgruppe Flüchtlingshilfe Stainz initiierten Informationsveranstaltung am vergangenen Donnerstag im Pfarrheim. Marwan Obeid hatte sich bereit erklärt, seine Geschichte, die gesellschaftlichen Verhältnisse in Syrien und die familiären Probleme im Zusammenhang mit seiner Flucht zu schildern.
„Für mich waren alle Menschen gleich“, musste der Christ in Damaskus erleben, dass Veränderungen die Gesellschaft spalteten. Religion, Eigentum und wirtschaftliche Leistungen wurden nicht mehr respektiert, sie dienten vielmehr als Anfeindungskriterien und Auslöser für Gewalt. Rettungsanker für ihn war die Bekanntschaft zu Oberst Michael Fedl, der im Rahmen eines UN-Auftrages mehrere Male im Nahen Osten stationiert war.
Der Offizier investierte viel Einfluss und Beistand, um zunächst ein Touristenvisum zu erhalten. Das Problem dabei: Die Gesetzeslage sah die unbeschränkte Haftung des Protegés für seinen Schützling vor. „Ich habe die gesamte Familie gekannt“, stellte dieser Punkt für Fedl kein Problem dar. Marwan Obeid konnte in die Räume der Kinder einziehen, er durfte auch das Auto benutzen. Auch beim Erlernen der deutschen Sprache leistete die Familie Unterstützung. Die Lage heute: Mittlerweile ist der Syrer als Asylant anerkannt, er konnte seine Frau und die beiden Kinder nach Österreich holen, einen Arbeitsplatz hat er bislang nicht gefunden. Dennoch: Bei Brettljause und Schilcher wurde zwischenzeitlich die Integration vollzogen.
Was könnte das Zusammenleben der Kulturen verbessern? „Oft sind es nur Kleinigkeiten“, zeigte Sieglinde Prelog auf, dass ein Flüchtling zum Zeichenunterricht in der Neuen Mittelschule eingeladen war. Das vermittle, so Protagonistin Ursula Gerhold, das Gefühl, gebraucht zu werden.
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