Heute bleibt die Küche kalt
Statt in seiner beliebten Kochschule gibt Willi Haider künftig exklusiv an der FH und in Gastronomie-Betrieben sein Wissen weiter.
„Manchmal war´s schon ein Theater“, berichtet Haubenkoch Willi Haider von den lebhaften Zeiten in seiner 1. Steirischen Kochschule in Kalsdorf, als Gelächter und Küchendunst durchs Haus zogen, wenn gelehrige Hobbyköche dem Experten in die Töpfe gucken durften. Spaß hat es dem gelernten Koch immer gemacht. Mit seinem Humor steckte er auch die ersten Warnsignale des Körpers weg, die ihn zu mehr Ruhe gemahnten.
Dauereinsatz
Für drei Arbeitgeber erkochte Haider seit Ende der 1970er Jahre die begehrten Hauben. 1990 gründete er die 1. Steirische Kochschule, sein Renommee brachte ihm immer mehr Betätigungsfelder ein. 80-90 Wochenstunden waren Standard, 100-110 keine Seltenheit. Hobbies fanden da kaum Platz. Selbst das geliebte TriBike war zum Stillstand verurteilt. So ein Leben schlägt auf die Gesundheit. 2010 sollten die Kochkurse auslaufen, doch für mehr als eine Reduktion hat es dank großer Nachfrage nicht gereicht. Zwischen die Lehrtätigkeit an der FH für nachhaltiges Lebensmittelmanagement und den Dauereinsatz fürs „Kulinarium Steiermark“, wo alle zwei Jahre mehr als 150 Betriebe auf ihren Steiermark-Bezug hin überprüft werden, wurden noch karitative Aktivitäten gequetscht.
Gustostückerl
2014 verlangte der Körper noch lauter sein Recht. „Mein Arzt hat gesagt: ´Du hast drei Chancen. Zwei davon hast du schon vertan.´ Ich wollte es ja ruhiger angehen, aber irgendwie spielte keiner mit“, sieht sich der Spitzenkoch nun zu drastischeren Maßnahmen gezwungen. Gemeinsam mit seiner Frau Renate ist er gerade dabei, in Kalsdorf die letzten privaten Gegenstände in Kisten zu verpacken und der großen Küche, in der er über 30.000 Menschen in die Geheimnisse der guten steirischen Kochkunst einführte, „Lebwohl“ zu sagen. Ob die Haiders mit so viel Ruhe in ihrem neuen, wesentlich kleineren Zuhause in Hengsberg überhaupt umgehen können? „Es gibt auch ohne die Kochschule genug zu tun. Nur dass ich jetzt eben nicht mehr alles, jederzeit und für jeden mache, sondern mir das Beste aussuche“, kann es gleich nach dem Siedelstress schon wieder weitergehen. Über Ruhestand oder Nicht-Ruhestand werden eines Tages Verfassung und Wirtschaftlichkeit entscheiden. Denn auch wenn er sich heute als Unternehmensberater noch kein Leben ohne Arbeit vorstellen kann – ein Sesselkleber ist er sicher nicht.
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