Bischof nach Amokfahrt in Graz: "Kraft schöpfen aus dieser Solidarität"
Bischof Wilhelm Krautwaschl über die Wahnsinnstat, die die ganze Steiermark erschüttert hat.
Der 20. Juni 2015 – der traurigste Tag in der Nachkriegsgeschichte der steirischen Landeshauptstadt. Wie eine riesige, nicht zu bluten aufhörende Wunde klafft die Amokfahrt vom vergangenen Samstag in den Herzen der Grazerinnen und Grazer, der Steirerinnen und Steirer. Es war auch die traurige erste und logisch wohl nicht erklärbare Herausforderung für den neuen Mann am Grazer Bischofsstuhl. Wilhelm Krautwaschl zeigte sich bestürzt und menschlich zugleich über die Geschehnisse in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem Amtssitz.
WOCHE: Wie geht es Ihnen heute ganz persönlich, wie würden Sie Ihre Gefühlslage beschreiben?
Bischof Wilhelm Krautwaschl: Ich bin nach wie vor tief betroffen und angesichts dessen, was da passiert ist, sprachlos. Aber – und diese Erfahrung habe ich auch gemacht: Gott sei Dank bin ich eingebettet ins Leben.
Wie haben Sie die letzten Tage, im Speziellen die Trauergottesdienste, erlebt?
Sie waren und sind eine Möglichkeit, der Sprachlosigkeit Ausdruck zu verleihen: ins Nichts, in Dunkle hinein. Und ich habe auch bemerkt, dass viele diese Angebote angenommen und mitgefeiert haben.
Was wäre Ihre Botschaft an die direkt Betroffenen?
Ich gehe mit ihnen mit – in Gedanken und in meinen Gebeten.
Und was soll man den indirekt Betroffenen, den vielen Grazern und Steirern jetzt sagen?
Trotz allem was passiert ist: Auch im Trauern und Nicht-Weiter-Wissen standen die Leute zusammen.
Letzte Frage: Kann man aus diesen letzten Tagen auch etwas Positives, etwas Kraftschöpfendes mitnehmen? Wo wäre der Anker, den so viele Menschen jetzt dringend brauchen?
Die Solidarität, die angesichts der Trauer spürbar wurde, kann uns mehr zusammenbringen als sie uns zu trennen vermag.
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