Der Experte erklärt: Stephan Moebius über den Wert "Arbeit"
Der Grazer Soziologe Stephan Moebius begleitet die WOCHE-Serie „Wahre Werte“ (siehe Artikel oben) wissenschaftlich. Was meint er zum Thema Arbeit?
„Arbeit ist eine Tätigkeit, die mit körperlicher oder geistiger Mühe verbunden ist. Sie dient dem Lebensunterhalt und der Daseinsvorsorge. Darüber hinaus erfüllt sie aber idealerweise auch das menschliche Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und gesellschaftlicher Anerkennung.
Im Laufe der Geschichte und im Wandel der Gesellschaftsformen haben sich sowohl die Bedeutungen als auch der Wert verändert, der Arbeit zugesprochen wird. In der antiken Welt ließ man Sklaven für sich arbeiten und schätzte Arbeit gering. In unserer modernen Gesellschaft kommt der Arbeit dagegen ein hoher Stellenwert zu. Das merkt man daran, dass größtenteils nur über die Verfügung von Arbeit eine ausreichende Teilnahme an der Gesellschaft und soziale Anerkennung möglich ist. Umgekehrt führt Arbeitslosigkeit schnell zu Ausgrenzung, Armut und psychischen Beschwerden.
Soziologen beobachten derzeit etwa eine Zunahme von Burn-out-Syndromen und führen das auf einen Wandel der Arbeit zurück: Es entstehen immer mehr der Wert und die Norm, mit seiner eigenen Arbeitskraft wie ein Unternehmer umzugehen. Man hat nun die Arbeit im Rahmen der Unternehmensziele selbst zu organisieren, zu kontrollieren, zeitlich und räumlich flexibel zu bleiben sowie sich permanent selbst zu optimieren. Das kann auf der einen Seite mehr Freiheit bedeuten, aber auf der anderen Seite auch schnell zu Überforderungen und psychischen Belastungen führen.
Mehr zur WOCHE-Serie "Wahre Werte":
Arbeitsmarktexperte Karl Schneeberger über den Wert "Arbeit"
Welche Werte gibt es?
Alle Beiträge zum Thema "Wahre Werte"
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.