Vom Klang der Emotion

Weltbürgerin: Die Cellistin Sol Gabetta ist Argentinierin mit russisch-französischen Eltern.
  • Weltbürgerin: Die Cellistin Sol Gabetta ist Argentinierin mit russisch-französischen Eltern.
  • hochgeladen von Elisabeth Pötler

Sie sind berühmt für Ihre berührenden Klänge. Warum kann uns Musik so bewegen? Musik berührt durch das Zusammenspiel aus Emotionen und Rationalität: Sie verlangt Struktur, ähnlich wie die Architektur, und natürlich Gefühle – die des Musikers treffen auf die des Publikums. Ich versuche immer erneut meine Zuhörer in einen Bann zu ziehen, aber dass es gelingt, ist nie selbstverständlich.

Wie emotional sind Sie selbst?
Ich wundere mich oft darüber, wie emotional ich auf der Bühne sein kann (lacht). Also schon sehr! Aber ich muss auch rational sein können, meine Termine planen …

Sie sind Argentinierin, haben russisch-französische Eltern und geben Konzerte auf der ganzen Welt. Reagieren die Menschen in anderen Kulturen anders?
Es ist nicht so, dass die Menschen in Italien impulsiver sind als jene im Norden. Aber es überrascht mich, wie Leute in ärmeren Ländern reagieren, wo sie seltener Zugang zu Konzerten haben – zum Beispiel in Südamerika, in Orten, in denen es vielleicht nur eine Konzerthalle gibt. Da sind Konzerte für die Menschen ein Volksfest. Sie konsumieren Musik weniger selbstverständlich und geben ihr einen wichtigeren Platz.

Sie sind quasi dauernd auf Tour: Ist dieses Leben anstrengend?

Wenn man jung ist freut man sich, wenn man unterwegs ist (lacht), aber nach einiger Zeit – ich mache das seit zehn Jahren – fragt man sich, ob man immer so leben will. Vor allem für Frauen ist das eine wichtige Frage …

Was ist für Frauen anders?
Das hat mit der Familiengründung zu tun – aber nicht ausschließlich. Frauen haben viel Kraft und können sechs Sachen gleichzeitig machen – Kinder haben, Konzerte geben … das ist möglich. Man muss aber immer wieder Bilanz ziehen, denn für das Tourleben braucht man auch viel Kraft. Ich bin jetzt 33 und da muss man überlegen, wie man leben will.

Wie wollen Sie leben?
Ich will immer weiter wachsen! Wenn man als Künstler nicht mehr wächst, hat man irgendwann nichts mehr zu geben. Das Publikum spürt das „Gepäck“, das man hat. Man kann 20 Jahre so weiterspielen, aber dann erstarrt man in der Routine. Man muss sich selbst immer in Frage stellen und seinen Horizont erweitern.

Nun, am 5. Februar, spielen Sie auf Einladung des Musikvereins Graz im Stefaniensaal. Welchen Bezug haben Sie zu Graz?
Naja, (lacht) ehrlich gesagt, ist meine Erinnerung an Graz nicht so gut … Bei meinem letzten Konzert gab es einen Schneesturm, ich kam aus Barcelona direkt vom Flughafen in den Saal. Das Publikum war schon da und ich kam 15 Minuten zu spät… Da musste ich mich erst sammeln, um die Emotionen nicht zu übertragen. Interessant ist: Man erinnert sich ja oft nicht an einen Ort, sondern daran, wie man sich gefühlt hat.

Sie wirken so selbstreflektiert…
Ich war in den letzten acht Jahren fast ohne Pause auf Tour. Wenn man dann Zeit hat, muss man sich fragen, wer man ist. Da ist man manchmal etwas verloren. Für mich ist es wichtig, dann zu reflektieren, zu lesen und auch in Konzerte zu gehen.
Können Sie in Konzerten gut entspannen? (lacht) Es stresst mich schon ein bisschen, wenn ich die Musiker sehe: Da denke ich, oh Gott, jetzt müssen sie alles geben! Aber wenn ich selbst auf der Bühne stehe, denke ich nicht so – sonst könnte ich keine Konzerte geben. Da ist mir egal, ob ich vor 50 oder 2.000 Leute spiele – da vergesse ich alles außer der Musik. Man wechselt die Perspektive.

Wie oft müssen Sie als Profi-Cellistin eigentlich üben?

Wenn ich vier Stunden pro Tag übe, ist
das gut. Es braucht Zeit, um sich ein neues Stück zu erarbeiten.

Als Kind haben Sie bei der Aufnahmeprüfung für einen Musikkindergarten ein Violinkonzert vorgesungen. Woher kommt Ihr Talent?

Meine Mutter ist Pianistin, mein Vater ist Geiger, auch mein Bruder ist Musiker. Ich war schon als Kind in ihren Konzerten. Die Musik war einfach immer da!

Steckbrief
- geb. am 16. September 1981
im argentinischen Villa María
- lebt in der Schweiz
- vielfach ausgezeichnet, etwa mit drei ECHO Klassik Preisen

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