Armenien: Tabu und Trauma
Vortrag, Buchpräsentation und Diskussion
mit Martin Bitschnau
Moderation: Günter Encic
Der 24. April ist der Gedenktag für die Opfer des Genozids an den Armeniern. Martin Bitschnau, Autor und Herausgeber des Buches "Armenien: Tabu und Trauma" beschreibt, wie es während des Ersten Weltkriegs in der Türkei zum Völkermord an den Armeniern gekommen ist und welche Auswirkungen dieses Verbrechen bis in die Gegenwart hat.
Die nicht vorhandene Erinnerungs- und Aufarbeitungspolitk in der Türkei führt bis heute zu Menschenrechtsverletzungen, auch an anderen Minderheiten, und lässt jenen keinen Raum, die die Geschehnisse kritisch betrachten, daraus lernen und eine gemeinsame Zukunft bauen wollen.
Der Völkermord (= Genozid) an den Armeniern ist Fakt. Er wurde von zahlreichen Historikern, Journalisten und Betroffenen dokumentiert. Doch in den Geschichtsbüchern der Türkei kommt er nicht vor. Seine Anerkennung widerspricht der türkischen Staatsdoktrin. Das bekommen jene Türken zu spüren, die nicht dieser Ansicht sind. Die systematischen Massenmorde an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs waren der Ausgangspunkt für die UN-Genozid-Konvention. Doch gibt es heute noch Länder, die den Genozid an den Armeniern nicht anerkannt haben. Dazu zählt auch Österreich, dessen Parlament auf Druck des Außenministeriums eine Anerkennung verweigerte. Dabei war Österreich Kronzeuge bei diesen schrecklichen Ereignissen. Österreichische Diplomaten berichteten entsetzt über die »Exterminierung der armenischen Rasse«. Franz Werfel machte die armenische Tragödie mit seinem Buch »Die vierzig Tage des Musa Dagh« weltweit bekannt. Doch heute fragen österreichische Spitzenpolitiker: »Was haben wir damit zu tun?« Die Nachkommen der Opfer, aber auch der Täter haben ein Recht auf unverfälschte Geschichte. Nur dann ist eine unbelastete Zukunft möglich.
Veranstalter: Gesellschaft für bedrohte Völker
In Kooperation mit: Friedensbüro Graz, ÖH-Graz, Institut für Geschichte/ Fachbereich Zeitgeschichte
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