Dankbarkeit aufs Jahr verteilt
REPORTAGE: Was bedeutet der Nationalfeiertag für die Jugend der Region? Die WOCHE hat sich im BG/BRG Fürstenfeld umgehört.
Vierte Stunde in der Maturaklasse des BG/BRG Fürstenfeld. Am Stundenplan: Geschichte mit Prof. Karl Kogelnik. Thema: der bevorstehende österreichische Nationalfeiertag. Doch wer jetzt an das Basteln von Rot-weiß-roten Fähnchen, Wappenkunde, oder das Singen der Bundeshymne mit anschließendem Hissen der Fahne denkt, mit der am 26. Oktober der Unterzeichnung des Staatsvertrages im Jahr 1955, der Wiederherstellung der staatlichen Souveränität und in weiterer Folge der Unabhängigkeit Österreichs gedacht wird, hat weit gefehlt.
Jugend meldet sich zu Wort
"Natürlich ist es wichtig auch die österreichische Geschichte zu beleuchten, warum dieser Tag begangen wird. Allerdings soll neben einer Bestandsaufnahme auch der Blick in die Zukunft gerichtet werden. Wo steht Österreich und wohin kann es sich entwickeln?", so der Geschichte-Professor.
Und so obliegt es heute nicht allein Herrn Kogelnik über den Nationalfeiertag zu sprechen und monologartig zu referieren. Hier wird der Unterricht interaktiv gelebt, und so melden sich die angehenden Maturanten selbst zu Wort.
Einblicke in die Wirtschaft
"Einmal im Jahr möchte sich jedes Land, als das geilste der Welt fühlen." Mit diesem Satz trifft Maturant und Nachwuchsautor Daniel Streitfeld mitten ins Herz des Patriotismus - den er übrigens nicht per se als Krankheit versteht, dem jedoch auch nicht zu viel Beachtung geschenkt werden sollte.
Auch aufgrund der Tatsache, dass der Nationalfeiertag oftmals mit Patriotismus assoziiert wird, bedeutet auch seinem Schulkollege Minh Urban, dessen Mutter aus Vietnam stammt, der Feiertag eher wenig. Im Gegensatz zum vietnamesischen Nationalfeiertag, der sehr groß und spektakulär gefeiert wird, sei der österreichische eher bescheidener.
"Was nicht schlecht ist", meint Elena Noe. "Doch die Leute sollen schon wissen, was an dem Tag gefeiert wird und warum man frei hat." Die wenigen Veranstaltungen, die es in der Region gäbe seien Wandertage. "Man könnte auch Tag der offenen Türen von Betrieben anbieten", schlägt Melissa Iber vor. Einen Einblick in die regionale Wirtschaft also, um zu sehen was unser Land alles zu bieten hat.
Dankbar statt stolz
Aussagen wie "Ich bin nicht stolz Österreicher zu sein, sondern dankbar", regen zum Nachdenken an, wenn Streitfeld erklärt, nicht auf die Leistung anderer, sondern stets nur auf die selbst erbrachte Leistung stolz sein zu können.
Dankbarkeit, als zentrales Thema. Eine Dankbarkeit, die sich nicht allein an einem einzigen Tag manifestieren, sondern das ganze Jahr spürbar sein sollte.
"Am Nationalfeiertag sollte es auch nicht allein um die Politiker gehen, sondern um jene Menschen, die mit ihrer Arbeit den Staat am Leben halten." Um jenen Menschen zur getaner Arbeit zu gratulieren, sei der Feiertag als "freier Tag" besonders wichtig.
Feiertag als freier Tag
Generell finden die Schülerinnen und Schüler, dass der Fakt frei zu haben, an diesem Tag eine wesentliche, um nicht zu sagen, zentrale Rolle spielt. Dies überrascht weniger, als die Tatsache, dass "bis in die 70er Jahre der 26. Oktober ein Werktag und schulfrei demnach kein Thema war", wie Professor Kogelnik erklärt.
Haben sich auch die Ansichten über den Nationalfeiertag im Laufe der Zeit gewandelt - im punkto "freier Feiertag" sind sich alle einig. Denn wie sangen nicht auch schon Roy Black und Anita im Jahr 1971 "das schönste im ganzen Jahr, dass sind die Ferien" - und daran hat sich wohl nichts geändert.
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