Mai 1945: Von Agenten und dem Tiroler Widerstand

US-Flaggen am Landhaus: Direkt unterhalb dieser Fahnen wurde der Innsbrucker Widerstandskämpfer Franz Mair von der SS erschossen. | Foto: Stadtarchiv
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  • US-Flaggen am Landhaus: Direkt unterhalb dieser Fahnen wurde der Innsbrucker Widerstandskämpfer Franz Mair von der SS erschossen.
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Nur wenigen Tapferen ist es zu verdanken, dass Innsbruck im Mai 1945 nicht zerstört wurde.

Heuer jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 70. Mal. Ein Krieg, der auch in Innsbruck seine Spuren hinterlassen hat. Insgesamt 22 Mal wurde Innsbruck während der letzten Kriegsjahre Opfer alliierter Bombenangriffe. Die Tatsache, dass die Stadt bei Kriegsende nicht von den Amerikanern zerstört wurde, ist einigen wenigen tapferen Widerstandskämpfern und drei Agenten des amerikanischen Militärgeheimdienstes Office of Strategic Services (kurz: OSS) zu verdanken.

Widerstand sah Chance

Ab April 1945 war klar, dass sich der Einmarsch der Amerikaner, die von Westen her in Tirol einrückten, nur mehr eine Frage von Tagen sein kann. Für den Tiroler Widerstand war dies die Chance, die letzten noch verbliebenen Nazi-Schergen aus der Stadt zu jagen. Über Jahre hatte der Widerstand im Untergrund agiert und vor allem die Alliierten mit Informationen versorgt. Kopf des Widerstandes war der spätere provisorische Landeshauptmann von Tirol, Karl Gruber (der wenige Monate nach Kriegsende als österreichischer Außenminister die Autonomie Südtirols verhandelte). Gruber und seinen Mitstreitern gelang es, das Landhaus – damals Sitz der Nazi-Verwaltung – zu besetzen und unter Einsatz ihres Lebens zu verteidigen. Bei dieser Verteidigung kam der Innsbrucker Professor Franz Mair ums Leben. Er wurde von einem SS-Mann angeschossen und starb Tage später an seinen Verletzungen.

Kommando-Aktion

Die Tatsache, dass sich die verbliebenen NS-Truppen und die anrückenden Amerikaner keine blutigen Gefechte um Innsbruck geliefert hatten, ist jedoch vor allem den beiden OSS-Agenten Fred Mayer und Hans Wijnberg sowie dem desertierten Wehrmachtsoffizier Franz Weber zu verdanken. Im Rahmen der "Operation Greenup" hatten die drei Männer den Auftrag, Informationen über die tatsächliche Stärke der „Alpenfestung“ zu sammeln. Dabei wurde Fred Mayer von der Gestapo enttarnt, verhaftet und gefoltert. In den Verhören gelang es aber, der Gestapo weiß zu machen, Mayer sei ein „hohes Tier“. Daraufhin nahm Gauleiter Franz Hofer Verhandlungen mit dem Agenten auf. Am Morgen des 3. Mai 1945, als die 103. amerikanische Infanterie-Division der 7. Armee in Zirl stand, fuhr Hofer mit Mayer den US-Truppen entgegen und kapitulierte.

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