Der Wunsch nach Leben in Frieden

Das Hilfsforum unterstützt Asylanten dabei, in Österreich Fuß zu fassen. Foto: Leitner
  • Das Hilfsforum unterstützt Asylanten dabei, in Österreich Fuß zu fassen. Foto: Leitner
  • hochgeladen von Hannah Leitner

373 Asylanten sind per Stichtag 13. Februar im Murtal untergebracht. 139 im ehemaligen Bezirk Knittelfeld, 234 im Gebiet um Judenburg. Eine Tatsache, die schon längst für manche Unruhen gesorgt hat. Das Hilfsforum klärt jetzt auf.
50 Asylwerber werden vom Hilfsforum betreut, in Hohentauern, Oberzeiring, Fohnsdorf und Judenburg. „Viele der Menschen stoßen auf eine Mauer - eine Mauer des Neides“, so Grete Gruber, die sich seit 1991 für das Hilfsforum einsetzt. „Die Leute glauben, die Asylanten nehmen uns alles weg.“ Fakt jedoch ist, dass ein Asylwerber mit 150 Euro pro Monat unterstützt wird, davon muss er Verpflegung und andere Alltagsprodukte kaufen. Bekleidungsgeld kommt dreimal pro Jahr, und zwar 50 Euro. Bei Kindern gibt es noch Schulgeld, bis zu 200 Euro pro Schüler im Jahr.

Freiwillige Helfer

Arbeiten, um das monatliche Einkommen aufzubessern, dürfen die Asylanten nicht. Manche helfen freiwillig. Zum Beispiel der Ägypter Mina Ghaly, der mit seinem Bruder Bishoy und seinen Eltern seit fünf Monaten in Oberzeiring wohnt und im Vinzimarkt Judenburg aushilft. Obwohl er keine Ermäßigung für öffentliche Verkehrsmittel erhält, nimmt er den Weg gerne auf sich. Der 28-Jährige, der in Ägypten das Studium zum Elektroingenieur gemacht hat, spricht - genau wie sein Bruder - bereits gut Deutsch. Sein Ziel: Den nächsten Deutschkurs absolvieren und nach Wien gehen, um sein Studium abzuschließen.

Krieg und Gewalt

Ein schweres Schicksal hat die Familie nach Österreich gebracht. „Es gab große Probleme - Gewalt gegen mich und meine Familie“, erzählt Bishoy Ghaly. Über Details möchten die Brüder jedoch nicht berichten.
Bischoy kann die Skepsis der Murtaler teilweise verstehen. „Die Leute sehen die eine Seite: Fremde bekommen Geld, ohne etwas zu tun. Doch es gibt auch eine andere Seite.“ Bischoy hat Kunst studiert und hilft heute Monika Fuchs vom Hilfsforum bei Übersetzungsarbeiten. „Egal wann ich anrufe, er ist da und begleitet mich“, erzählt Fuchs.
Auch der syrische Asylwerber Abdulrazak Al Rahal hat einen beschwerlichen Weg hinter sich. Er ist seit Oktober in Judenburg beheimatet, nachdem der Krieg ihn nach Österreich flüchten ließ. Seine Familie mit drei Kindern musste der Polizist zurücklassen. Von der Türkei über das Meer nach Griechenland, Mazedonien, Ungarn nach Österreich - die Reise dauerte zwei Monate. Kostenpunkt: pro Person zwischen 5.000 und 8.000 Euro, wie Monika Fuchs bestätigt. „Die Flüchtlinge kommen mit Schleppern über das Meer, die Schlauchboote hinter sich herziehen.“ Die Kosten sind auch der Grund, warum sich großteils Männer unter den Asylwerbern befinden. „Eine ganze Familie kann es sich nicht leis-ten. Außerdem wäre das für Kinder zu gefährlich“, so Fuchs. „Mit einem positiven Asylbescheid können sie die Familie einfliegen lassen. Für die Flugtickets müssen sie jedoch selbst aufkommen.“

Keine Angst

Unbegründet sei die Sorge der Bevölkerung, die Asylwerber würden Unruhe stiften. „Die Polizei kontrolliert die Flüchtlingsheime zweimal pro Quartal, sehen nach, ob die Leute noch dort wohnen, ob sich keine Fremden dort aufhalten. Viele Nachbarn nehmen von einem Polizeibesuch automatisch an, dass hier etwas vorgefallen ist“, sagt Monika Fuchs.
Auch die Angst vor Terrorismus sei grundlos: Die Handys der Flüchtlinge würden kontrolliert, damit Anrufe und Kontakte zurückverfolgt werden können. Erst nach drei bis sechs Monaten bekommen die Asylwerber ihre gecheckten Handys zurück, damit sie Kontakt mit der Familie aufnehmen können. Wer nicht so lange warten will, kauft ein Handy in Österreich. Fuchs: „Es geht um Menschen, die in Österreich nichts mehr wollen als Sicherheit und Frieden.“

80 Asylwerber in Murau

Mit aktuellem Stand wohnen 80 Asylanten im Bezirk Murau. Davon 24 in Neumarkt in der Steiermark, aufgeteilt auf die Ortsteile St. Marein und Mariahof, 20 Personen sind in Schöder untergebracht. St. Peter am Kammersberg verzeichnet derzeit 36 Asylanten. Auch die Bevölkerung sehe das Flüchtlings-Thema eher gelassen. „In St. Peter gab es schon immer Flüchtlinge, genau wie in St. Marein“, so Fritz Sperl von der Bezirkshauptmannschaft Murau. Nur in Schöder war man anfangs gegen Asylantenunterkünfte.
Im Steiermark-Vergleich sei die Erfüllungsquote des Bezirkes eine gute. „Die Quote für Murau beträgt 113. Es fehlen 33 Leistungsbezieher, um diese zu erfüllen, derzeit mangelt es aber an Quartieren“, berichtet Sperl. Im Murtal habe man die Quote von 288 Leistungsbeziehern sogar übererfüllt.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Manfred Wehr, Elke Florian, LR Ursula Lackner und Josef Maier präsentierten das Programm. | Foto: Verderber
3

Langer Tag der Energie
Die Stadt Judenburg als größte Energiequelle

Die Stadtwerke Judenburg sind erneut federführend beim "Langen Tag der Energie" am 22. Juni dabei und zeigen ihre Schätze her - in der Region Murau-Murtal gibt es noch mehr zu entdecken. JUDENBURG. "Wir waren äußerst positiv überrascht, wie groß das Interesse ist. Im Vorfeld konnte man das ja nicht so richtig einschätzen", sagt Manfred Wehr, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Judenburg AG, die bereits im Vorjahr federführend am "Langen Tag der Energie" beteiligt war. Nach dem großen Zuspruch...

  • Stmk
  • Murtal
  • Stefan Verderber

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.