ORF-Finanzchef Grasl über Fußball-EM, Gebührenerhöhung und Musikantenstadl

Foto: Sabine Miesgang
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Im Vorjahr erzielte der ORF-Konzern ein positives Ergebnis von elf Millionen Euro. Und heuer?
RICHARD GRASL: Unterm Strich schreiben wir auch 2015 wieder schwarze Zahlen. Obwohl 2015 sehr schwierig war, weil wir zusätzlich das größte Fernseh-Event der Welt, den Song Contest, stemmen mussten.

Wie teuer war der Song Contest?
Wir haben dafür 15 Millionen Euro netto budgetiert. Wir sind bei knapp unter 14 Millionen Euro gelandet.

Und wie schaut es heuer bei den Werbeeinnahmen aus?
Obwohl das heurige Jahr konjunkturell schwierig ist, werden wir das Vorjahresniveau von 220 Millionen Euro halten können. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang auch die starke Reichweitenentwicklung im zweiten Halbjahr.

Dem stehen knapp 600 Millionen aus den ORF-Gebühren gegenüber. Vor wenigen Jahren war das Verhältnis Gebühren zu Werbung 50 zu 50. Beunruhigt Sie die jetzige Entwicklung nicht?
Es ist eher beruhigend, weil die Gebührensäule im Gegensatz zur Werbesäule konjunkturunabhängig ist. Für die Planbarkeit der ORF-Bilanzen ist es eine solide Entwicklung.

Wann kommt die nächste Gebührenerhöhung?
Laut Gesetz läuft eine Gebührenperiode nach fünf Jahren aus. Das heißt: die nächste Erhöhung kommt im zweiten Quartal 2017. Auch für den ORF steigen die Preise und Kosten. Auch wir müssen höhere Gehälter zahlen und wir müssen mehr Geld für Fernsehlizenzen ausgeben.

Zu den Gehältern: Wie viele Mitarbeiter hat der ORF derzeit?
In den letzten Jahren haben wir über 600 Mitarbeiter abgebaut. Wir haben also derzeit rund 3.200 Mitarbeiter im Mutterunternehmen und in den Tochterunternehmen haben wir 760 Mitarbeiter.

Wie geht es eigentlich mit dem Musikantenstadl weiter?
Das wird sich mit dem Silvesterstadl in Linz weisen. Danach werden wir mit unseren deutschen Partnern weitere Gespräche führen.

Wie glücklich sind Sie mit dem jährich 15 Millionen Euro teuren Formel 1-Vertrag?
Ich bin da nicht glücklich. Die Formel 1 stellt einen großen Kostenblock in unserem Sportbudget von derzeit knapp über 100 Millionen Euro im Jahr dar. Meiner Ansicht nach hat die Formel 1 an Attraktivität eingebüßt, was sich in den Zuschauerzahlen zeigt. Der Vertrag läuft mit Ende 2016 aus.

Und dann?
Das ist eine Kosten-Nutzen-Frage. Aber wenn die Kosten sinken, es also von den Rechteinhabern einen deutlichen Preisnachlass gibt, ist ein Verbleib der Formel 1 im ORF für uns vorstellbar. Das ersparte Geld können wir dann in andere Produktionen wie beispielsweise in die österreichische Filmwirtschaft investieren.

Warum ist die Champions League mit vier Millionen pro Jahr so viel billiger als die Formel 1?
Das sind eben die Preisvorstellungen der jeweiligen Rechteinhaber.

Was bietet uns der ORF bei der kommenden Fußball-EM?
Wir werden unser Nationalteam auf dem Weg nach Frankreich und in Frankreich jeden Zentimeter begleiten und umfangreiche Analysen von dort bringen. Wir haben unser Budget dafür soeben noch einmal um eine Million aufgestockt, um mit unserer tollen Mannschaft und einem tollen Studio vor Ort zu sein.

Wie weit kommt unser Team?
In unseren Budget-Planungen haben wir einmal vier Spiele kalkuliert. Also Vorrunde plus Achtelfinale. Sollten wir uns fürs Viertelfinale qualifizieren, scheitert die Übertragung sicher nicht am Budget.

Gibt es eigene EM-App?
Wir werden unsere unlängst installierte Fußball-App für Smartphones hier im Angebot erweitern. Die Fußball-App deckt dann die EM, die WM-Qualifikation, die Champions League, die Österreichische Liga und einige internationale Ligen ab.

Wie viele Klicks haben Sie da eigentlich?
Im Oktober hatten wir bereits fünf Millionen Klicks auf der App.

Im Frühjahr startet das ORF-Frühstücksfernsehen. Was dürfen wir uns da erwarten?
Bei aktuellen Themen passiert viel über Nacht und die Menschen haben einen erhöhten Informationsbedarf. Da ist TV-Information gleich am Morgen wünschenswert. Wir werden daher mit einer ZiB ab sechs Uhr in der Früh und dann im Halbstundentakt starten.

Kommt auch Regional TV?
Ja. Mit dem österreichweit ausgestrahlten Frühstücksfernsehen werden wir hinaus in die Regionen gehen und von Ereignissen dort berichten. Wir senden also nicht nur aus Wien, sondern werden jeden Tag in einer anderen Gemeinde sein.

Treten Sie zur Wahl des Generaldirektors an?
Die Ausschreibung findet im Juli 2016 statt. Je nachdem, ob Generaldirektor Alexander Wrabetz wieder antritt, treffe ich meine Entscheidung.

Danke für das Gespräch.

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