Rewe-Chef Frank Hensel über seine Bio-Strategie, unsere Bauern und seinen Ernährungsstil
Frank Hensel ist der Vorstandsvorsitzende der Rewe International AG. Zu Rewe International gehören Billa, Merkur, Penny, Bipa und Adeg. Hensel ist damit der Chef eines 13 Milliarden Euro Umsatz schweren Imperiums, das seinen Hauptsitz im niederösterreichischen Wiener Neudorf hat und das von Italien über Zentraleuropa bis nach Russland reicht. In Österreich setzten die 41.000 Rewe-Mitarbeiter zuletzt acht Milliarden Euro um. Hier ein Auszug aus unserem Exklusivgespräch mit ihm.
Frank Hensel...
...über Regionalität und Bio:
"Regionalität ist ein Megatrend, weil die Globalisierung wie eine Bedrohung wirkt. Deshalb spielen wir das Thema Regionalität heute auch deutlich stärker aus, obwohl es bei uns immer ein Thema war. Es gibt jedoch auch einen kleinen Nachteil: Regionalität verschwimmt momentan sehr stark mit Bio. Wenn man die Leute befragt, setzen sie Bio mit regional gleich, was aber nicht immer stimmt. Das ist jetzt eine unserer Aufgaben: die Differenzierung zwischen Bio und Regionalität hinzukriegen."
...über „Alnatura“ als zweite Bio-Marke neben "Ja! Natürlich"
"Wir wollen den Kunden im Bio-Bereich so viel Auswahl wie möglich anbieten. Die beiden Marken überschneiden sich ja kaum. Wir haben nach der Listung von ,Alnatura' nicht weniger ,Ja! Natürlich'-Produkte verkauft, sondern haben da nach wie vor dieselben Steigerungsraten. Mit ,Alnatura' haben wir jetzt aber insgesamt noch mehr Bio-Kunden im Haus. "
...über das Verhältnis von Rewe zu unseren Bauern?
"Wir stehen auf der Seite der Bauern. Wir zählen allein 7.000 Bio-Bauern zu unseren Lieferanten. Außerdem sind die Zeiten vorbei, in denen die Bäuerinnen und Bauern sozusagen keine Wahl mehr hatten, wenn ihnen ein großer Händler gegenüber saß. Nehmen Sie nur unsere Getreidebauern, die für die Marke ,Ja! Natürlich' produzieren: Wir haben uns für fünf Jahre verpflichtet, die Ware abzunehmen, aber der jeweilige Bauer kann jährlich kündigen."
Rewe-Chef Frank Hensel, Foto: Arnold Burghardt
...auf die Frage, ob er bei Bipa so wie Mitbewerber dm rezeptfreie Medikamente verkaufen möchte, wenn es der Verfassungsgerichtshof zulässt:
"Grundsätzlich finden wir es positiv, dass es da bald vom Verfassungsgerichtshof eine grundsätzliche Klärung geben wird. Österreich ist in dieser Frage international gesehen noch ein Ausnahmemarkt. Ob und in welcher Form wir dann bei Bipa rezeptfreie Medikamente verkaufen würden, darüber werden wir zu gegebener Zeit entscheiden."
....auf die Frage, ob durch den Online-Handel nicht irgendwann Filialen überflüssig und Mitarbeiter abgebaut werden:
"Billa hat seit Ende vergangenen Jahres bekanntlich in ganz Österreich Online-Angebote. Vor allem in den Ballungsräumen kommt das auch gut an. In Zukunft wird der stationäre Handel genauso eine Zukunft haben wie der Online-Handel. Wir sind ja schon jetzt Multi-Channel: Der Kunde kann zum Beispiel online bestellen und dann die Lebensmittel in der Filiale abholen. Das ist ein ganz großer Trend."
...über seinen ganz persönlichen Ernährungsstil:
"Leider esse ich – bedingt durch meinen Job – oft ungesund. Aber wenn es der Zeitablauf hergibt, esse ich bewusst gesund, also viel Obst und Gemüse – aus Österreich natürlich."
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