Besondere Lesung in Großklein
Ein kulturelles Ereignis der besonderen Art fand kürzlich im Rahmen der Kult5ur-Reihe in Großklein statt. Rund 80 Personen lauschten den 10 einheimische AutorInnen die sich im „Turm zu Babel“ ein Stelldichein beim „Take 5“ gaben. Der Turm zu Babel steht ja im ursprünglichen Sinne für Sprachverwirrung, was die AutorInnen zu Beginn der Vorstellung dann auch zu Gehör brachten, indem sie alle durcheinander ihre Texte vortrugen.
Abwechlungsreiche Lesung
Dann las jeder einzelne Autor bzw. jede Autorin im „Take 5“ aus dem eigenen Werk – und zwar exakt fünf Minuten lang, dann stoppte ein Gong den Vortrag. Das überraschende Ende jeder Lesung und der damit meist nicht bis zum Schluss geführten Geschichten weckte Appetit auf mehr. Gerne wäre so mancher Zuhörer noch tiefer eingetaucht in so einige Wortspiele und mitreißende Geschichten. Die Vielfalt der verschiedenen Texte zeigte einen kleinen Einblick in den literarischen Reichtum unserer Region. Die ZuhörerInnen durften sich freuen an einem neuen Graz-Buch von Natasha Tetens und dem Bericht der Sternhof-Besitzerin Erika Svoboda. Georg Schmertzing las aus seinem einfühlsam geschriebenen „Geistlichen Tagebuch“, Susanne Niebler erzählte eine Adventgeschichte „Vom Suchen und Finden“, und der jüngste Teilnehmer Johannes Hohensinner, erst 12 Jahre alt, las aus seinem zweiten Fantasyband – ein junges erstaunliches Talent, von dem noch mehr zu lesen sein wird, denn er hat sein drittes Buch bereits in Bearbeitung. Auch bekanntere Größen wie Peter Stelzl und Karl Oswald ließen es sich nicht nehmen, sich bei diesem „Take 5“ engagiert einzubringen, ersterer mit südsteirischen Weinlandgeschichten, und Karl Oswald mit weihnachtlichen humorvollen Mundartgedichten, beide in ihrer bekannt leidenschaftlichen Vortragsweise. Besonders bewegend auch, als nach Eva Surmas berührendem Flüchtlingstext der afghanische Flüchtling Hussein Zakeri auf die Lesebühne kam, um das Gedicht eines Farsi-Dichters zweisprachig zu rezitieren und einen eigenen Bericht über die Situation in seinem Land zu lesen. Gebannt lauschte das Publikum dem fremden Klang der Farsi-Sprache – ein poetischer Ohrenschmaus. Erika Hütter fasste in ihrem Text über Babel zusammen, was es mit diesem Turm auf sich hat und kam zu der klugen Erkenntnis, dass Sprachverwirrung nicht immer Unverstehen bedeuten müsse, sondern Sprache in seiner Vielfalt auch eine Chance und Bereicherung sein könne.
Musikalisch wurde dieser besondere Abend umrahmt von Monochord- und Gesangesklängen. Unser Dank gilt allen TeilnehmerInnen sowie dem Kleiner Café, das wie immer für eine ausgezeichnete Bewirtung sorgte.
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