Leibnitz: "Werte, die uns wirklich etwas wert sind"
Zu einem Wertekurs für Flüchtlinge in Leibnitz lud am 3.5.2016 die in Menschenrechtsangelegenheiten sehr aktive Pfarre der evangelischen Pastorin Marianne Pratl-Zebinger.
Auf Grund zahlreicher persönlicher Bekanntschaften und Freundschaften, die in den letzten eineinhalb Jahren in vielen Kleinprojekten und ehrenamtlichen Deutschkursen hier entstanden sind, hat sich Edith Bischoff entschlossen, den ÖIF (Österreichischer Integrationsfonds) nach Leibnitz einzuladen, um österreichische Werte mit syrischen Kriegsflüchtlingen zu besprechen.
Unter dem Link http://erwachsenenbildung.at/aktuell/nachrichten_details.php?nid=9917
stellt der ÖIF seine Lernunterlagen vor, die auch für so manchen österreichischen Staatsbürger interessante Informationen über die Rechte und Pflichten von Bürgerinnen und Bürgern und von Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft kurz und prägnant gebündelt enthalten.
So trafen sich am Dienstag, den 3.5., von 8.30 bis 17.30, 21 in Leibnitz ansässige Menschen arabischer Muttersprache mit Barbara und Ahmad, dem ÖIF-Duo aus Trainerin und Dolmetscher. Die Männer und Frauen stellten sich alle einzeln vor und stiegen von Anfang an begeistert in die Inhalte des Kurses ein.
Was ist den ÖsterreicherInnen und ihnen gemeinsam wirklich etwas wert? Was ist in Gesetzen verankert? An wen kann ich mich wenden, wenn ich Rat und Antwort brauche? Neben diesen Fragen waren Freiheit und Freizügigkeit bei der Wohnungsnahme wichtige Themen. Dass in Österreich jeder selbstbestimmt entscheidet, wie und wo, mit wem und mit welcher Religion man leben möchte, wurde ausführlich besprochen. Dass wir auch Familienmitgiedern nicht etwas befehlen oder verbieten können, was gesetzlich erlaubt ist, stand außer Diskussion - z. B. Wer ein Kopftuch tragen will, kann das in Österreich frei tun. Wer Kinder bekommen will, kann sich dazu entscheiden. Auch die Fragen nach Frauen- und Männerberatungsstellen, nach Notrufnummern und vielen praktischen Dingen, die wir im Alltag täglich ganz selbstverständlich finden, wurde gestellt. Kindergarten- und Schulpflicht, Jugendschutzgesetz, Fristenlösung, die Bedeutung der Worte Demokratie und Republik kamen aufs Tapet.
Das Interesse war groß. Ein Zertifikat erhält nur, wer die gesamte Zeit über im Kurs anwesend ist und mitarbeitet, wenn er oder sie schon anerkannter Flüchtling bzw. aufenthaltsberechtigt ist. Die anwesenden AsylwerberInnen werden auch registriert, erhalten die Bestätigung über die Teilnahme aber erst nach positivem Abschluss ihres Verfahrens.
Erfreulich war, dass die TeilnehmerInnen am Wertekurs – obwohl selbst natürlich nicht wahlberechtigt – augenscheinlich regen Anteil an der österreichischen Politik nehmen. Über den Ausgang der Wahlen zum Bundespräsidenten waren die meisten im Bilde. Sie blicken nun der Stichwahl am 22. Mai ebenso neugierig entgegen, wie so mancher Stimmberechtigte.
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