Auf den Spuren des Orinoco
Kaindorfer begab sich auf Expedition in Venezuela

Auf den Spuren des Orinoco: Bernhard Theissel mit einem Ureinwohner | Foto: Theissel
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  • Auf den Spuren des Orinoco: Bernhard Theissel mit einem Ureinwohner
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Der pensionierte Bundesheerbeamte Bernhard Theissel aus Kaindorf an der Sulm brach im Herbst 2022 zu einer lang geplanten Expedition in Venezuela am Oberlauf des Orinoco auf. Das mitgebrachte Handy-Filmmaterial bildet die Basis für einen preisgekrönten Film, der bei der „Movie Time“ des Filmklubs Leibnitz gezeigt wurde und die Klubmeisterschaft des Filmklubs Leibnitz gewann.

LEIBNITZ. Bilder sagen mehr als tausend Worte, denn das, was Bernhard Theissel aus Kaindorf an der Sulm auf seinen außergewöhnlichen Abenteuerreisen im Laufe der Jahre persönlich erlebte, ist kaum vorstellbar, hätte er nicht einen wahren Schatz an Bildern und interessantes Filmmaterial mitgebracht, dass von Kurt Jakopeh aufbereitet und geschnitten wurde.

Auf den Spuren des Orinoco

Im Herbst 2022 brach Bernhard Theissel zu einer von langer Hand geplanten Expedition nach Venezuela auf. Geplant war die Quelle des Orinoco zu erreichen. Ein sehr ambitioniertes Ziel: Laut der TV Dokumentation „Flüsse der Welt – Orinoco“ gibt es bis dato erst zwei dokumentierte Expeditionen, die dieses Ziel erreicht haben.

Auf den Spuren des Orinoco: Bernhard Theissel mit einem Ureinwohner | Foto: Theissel
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"Die einzigen Europäer, die es bis dorthin geschafft haben, waren jene Franzosen, die Teilnehmer an der Forscherexpedition 1951, die gemeinsam mit venezolanischen Forschern erstmals bis zur Quelle vorgedrungen sind. Die Quelle liegt im Parima Gebirge auf 1047 Meter Seehöhe an der Grenze Venezuela/Brasilien", weiß Theissel.

"Ich hatte mir immer vorgenommen, wenn meine aktive Zeit beim österreichischen Bundesheer vorbei ist, will ich Orte besuchen, um die 'normale Touristen' einen großen Bogen machen. Als ich 2008 während eines Zyperneinsatzes als Verbindungsoffizier zur griechisch-zypriotischen Nationalgarde einen Kameraden aus Venezuela kennenlernte, wusste ich nach den ersten Gesprächen, dass ich dieses Land bereisen möchte. Als er mir vom aggressiven und fremdenfeindlichen Volk der Yanomami erzählte, wurde meine Neugier richtig geweckt."
Bernhard Theissel über seine Abenteuerlust

Ein schweres Unterfangen

"Außerdem ist es fast unmöglich, alle Genehmigungen und Erlaubnisse zum Befahren des Oberlauf des Orinoco zu bekommen", erzählt Theissel von der schwierigen Ausgangsposition vor zwei Jahren. Aufgrund der sehr guten Kontakte zu zivilen Behörden und einflussreichen Yanomami ist es dem Südsteirer nach langen Verhandlungen gelungen, diese Genehmigungen zu bekommen.

Die typische Dorfanlage dieses indigenen Volkes ist das Shapono, ein kreisförmiges Gebilde aus einzelnen, dicht beieinander stehenden Pultdächern, die einen großen zentralen Platz umgeben. Die einzelnen Familieneinheiten, die sich zu Gemeinschaften von 40 bis 150 Personen zusammenschließen, bewohnen jeweils einzelne Wohnabteile unter separaten, aber dicht beieinander stehenden Dächern. | Foto: Theissel
  • Die typische Dorfanlage dieses indigenen Volkes ist das Shapono, ein kreisförmiges Gebilde aus einzelnen, dicht beieinander stehenden Pultdächern, die einen großen zentralen Platz umgeben. Die einzelnen Familieneinheiten, die sich zu Gemeinschaften von 40 bis 150 Personen zusammenschließen, bewohnen jeweils einzelne Wohnabteile unter separaten, aber dicht beieinander stehenden Dächern.
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Was folgte, war eine unglaubliche Abenteuerreise mit vielen Dingen, die sich nicht planen lassen, denn das dortige Gebiet ist kaum erforscht und selbst die Einwohnerinnen und Einwohner wissen nur wenig über die Quelle des Orinoco. 

"Leider mussten wir 150 Kilometer vor dem Erreichen unseres Zieles die Expedition abbrechen und umkehren. Allerdings war ich gemeinsam mit einem Deutschen seit 35 Jahren der erste Weiße, der es geschafft hat, so weit in Richtung Quelle zu fahren", ist Theissel dankbar für das Erlebte.

"Unsere indigenen Bootsführer haben erfahren, dass sich im Quellgebiet des Orinoco sehr viele illegale Goldsucher aufhalten sollten, deshalb verweigerten sie eine Weiterfahrt."
Bernhard Theissel aus Kaindorf an der Sulm

Eine kurzzeitig angedachter Fußmarsch, die verbliebenen 150 Kilometer bis zum Ziel durch unwegsamen Dschungel wurde "aus Sinnlosigkeit" wieder verworfen, wie Theissel selbst meint. Doch die Erinnerung lebt.

Film von der Expedition

Trotz schwierigster Gegebenheiten abseits von einem idealen Stromnetz, wie wir es in Europa kennen, kehrte Bernhard Theissel mit tausenden Videosequenzen von seiner Abenteuerreise zurück. "Wir konnten nur mit dem Handy, GoPro und einer Kompaktkamera filmen" erzählt Theissel, der sich umso mehr freut, dass nach einem Jahr akribischer Kleinarbeit ein wunderbarer Film entstand, der bereits bei der „Movie Time“ des Filmklubs gezeigt wurde und bei der Klubmeisterschaft des Filmklubs Leibnitz  als Sieger preisgekrönt wurde.

Der Alltag in Venezuela: Kochen auf offenem Feuer | Foto: Theissel
  • Der Alltag in Venezuela: Kochen auf offenem Feuer
  • Foto: Theissel
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Hätte Bernhard Theissel es tatsächlich geschafft, die Quelle des Orinoco zu erreichen, so wäre er der erste Österreicher gewesen. Es gibt über diese Region keine Dokumentationen im TV, alle Dokus über den Orinoco enden dort wo unsere begonnen hat, in der südlichsten Stadt von Venezuela, in Puerto Ayacucho.

"Der Wunsch, einmal nach Venezuela zu reisen, in die riesigen nur schwer zugänglichen Amazonaswälder vorzudringen und mit den dort lebenden Ureinwohnern Kontakt aufzunehmen, wurde im Laufe der Zeit immer stärker."
Bernhard Theissel

Die Hoffnung stirbt zuletzt

"Auch bei dieser oben genannten Doku sieht man am Ende ab P. Ayacucho nur einen kurzen Überflug über das Quellgebiet. Das macht unseren Film noch interessanter, man könnte ihn fast als Zeitdokument bezeichnen", freut sich Theissel über das Erlebte und meint: "Ich würde mich sehr freuen, wenn ich es nocheinmal schaffen würde, eine Expedition in diese Region zu organisieren. Ich müsste ein wenig an meiner Fitness arbeiten, da ich leider ein paar Kilo zugelegt habe. Das Alter ist ebenfalls ein Kriterium."

Bernhard Theissel zählt zu den wenigen Touristen, die die Quelle des Orinoco bis auf 150 Kilometer erreichten. | Foto: Theissel
  • Bernhard Theissel zählt zu den wenigen Touristen, die die Quelle des Orinoco bis auf 150 Kilometer erreichten.
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Die größte Schwierigkeit dürfte aber die Finanzierung sein. Da es sich um eine doch sehr aufwändige Expedition handelt, zahlt man das natürlich nicht so einfach aus der Kaffeekasse. "Es wäre natürlich schön wenn es Interessenten geben würde die so ein interessantes Projekt mitfinanzieren würden", meint der Kaindorfer.

Wissenswertes über die Yanomami

Im hügeligen Bergland des südlichen Venezuela, entlang der Nebenflüsse des Oberlaufes des Orinoko, siedeln die Yanomami, die hier trotz vielfacher Bedrohung und Störung von außen in weiten Gebieten noch heute in relativer Abgeschiedenheit leben. Ihr Lebensraum zieht sich über die Venezolanische Grenze bis in den Norden Brasiliens.

Buch in Arbeit

Derzeit ist Bernhard Theissel gerade dabei, ein Buch zum preisgekrönten Film zu schreiben, um die Geschichten seiner Expedition näher zu erläutern und noch lebendiger zu machen.

Hier geht es zum Film:

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