Messerstiche und heißes Wasser
Kinder flüchteten vor Mostviertler Horrormutter
Mit der Schilderung brutalster Übergriffe einer Mutter gegen ihre drei Kinder eröffnete eine St. Pöltner Staatsanwältin den Prozess gegen eine 49-Jährige und deren 50-jährigen Ehemann aus dem Mostviertel. Zur Einholung weiterer Gutachten wurde der Prozess vorerst vertagt.
MOSTVIERTEL. Laut Anklage flüchteten die Kinder (16, 14 u. 13 Jahre) im vergangenen Sommer aus ihrem Elternhaus und vertrauten sich einer Verwandten an, wobei sie von unfassbaren Grausamkeiten ihrer Mutter berichteten. Zusammengefasst führte die Staatsanwältin aus:
Das gestörte Verhältnis der Frau hinsichtlich Hygiene und Ernährung habe sie, solange sich die Kinder zurückerinnern können, zu drastischen Erziehungsmaßnahmen greifen lassen. So durften die Kinder kein WC benutzen, sondern mussten auf ein Töpfchen gehen. Das Ergebnis habe die Mutter auf nicht erlaubte Speiserückstände kontrolliert, bevor sie die Kinder teilweise bis zum 12 Lebensjahr auf einem Wickeltisch im Intimbereich gereinigt habe. In die Schule habe sie sie nur mit Windeln gehen lassen und ihnen verboten, an Schulausflügen teilzunehmen, oder Mitschüler zu besuchen.
Alltag vonGewalt geprägt
Während der Alltag der Kinder von ständiger Gewalt geprägt gewesen sei, sei es auch zu exzessiven Übergriffen gekommen. So habe sie dem älteren Sohn unter anderem einmal absichtlich den Arm gebrochen, ihn einmal mit dem Kopf so heftig gestoßen, dass er sich beim Sturz auf die Tischplatte den Kiefer brach und ihm mit einem Zackenmesser in das Gesäß gestochen.
Seinen jüngeren Bruder habe sie für das verbotene Naschen von Süßigkeiten mit einem Messerstich in den Oberschenkel bestraft, ihm sogar zweimal absichtlich den Arm gebrochen, indem sie seinen Arm nach hinten gebogen und sich auf ihn gekniet habe. Der mittlerweile 13-Jährigen habe sie nach deren Genuss von Keksen heißes Wasser über die Füße geleert und ihr mit einer Nagelschere in die Zunge geschnitten, weil sie sie beim Essen einer Orange ertappt hatte.
Geschlagen, gewürgt, getreten
Nahezu täglich soll sie die Kinder unter anderem mit Kochlöffel und Gürtel geschlagen, sie gewürgt, getreten und gebissen haben. Auch mit einer Stunde knien auf Reiskörnern, oder dem Gehen auf allen Vieren und bellen habe die Mutter vermeintliches Fehlverhalten sanktioniert.
Die Angeklagte bestreitet die Vorwürfe und drehte den Spieß eher um, indem sie von Angriffen der Kinder gegen sie sprach. Wie ihr Verteidiger erklärte, behaupte seine Mandantin weder Straftaten begangen zu haben, noch geisteskrank zu sein, wozu Gerichtspsychiaterin Sigrun Roßmanith Stellung bezieht, zumal die Staatsanwältin eine Einweisung der Frau in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragte.
Vater ist mitangeklagt
Der mitangeklagte Vater, ein österreichischer Beamter, bekannte sich, wie Verteidiger Bruno Bernreitner ankündigte, schuldig. Er habe zwar nur teilweise die Hygieneerziehung seiner Frau mitbekommen, doch habe er auch keine nachhaltigen Maßnahmen ergriffen, um die Frau von ihren Übergriffen abzuhalten, so der Vorwurf der Staatsanwältin.
Opfervertreterin Ulrike Koller sprach von nachvollziehbaren traumatischen Belastungsstörungen der Kinder, für die sie je 7.000 Euro beantragte. Allerdings wies sie darauf hin, dass der 16-Jährige vor Gericht nochmals aussagen möchte. Vor dem Verhandlungssaal hatte die darüber hinaus völlig stoisch wirkende Frau jedenfalls trotz Kontaktverbots neben ihm Platz genommen und ihren Kopf an seine Schulter gelehnt.
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