Serie: Kunst im öffentlichen Raum
Sgraffiti sind ein echter Schlager
BEZIRK AMSTETTEN. Noch gibt es einige: Fassadenbilder aus den 1950/60er-Jahren des Biberbacher Malers Adalbert Schlager (1920–2002).
"Waun ma a Wärmedämmung kriegn, daun is weg", hört man von Bewohnern eines Mehrparteienhauses, das in den 1950er-Jahren gebaut wurde. Gemeint ist das Sgraffito an der Fassade. Die BezirksBlätter haben sich im Raum Amstetten/Ybbstal auf Spurensuche begeben und einige dieser Sgraffiti von Adalbert Schlager, die ganz typisch für die Kunst-am-Bau-Phase der Nachkriegsjahre sind, aufgespürt. Denn noch sind nicht alle dieser aufwendig in den Putz gekratzten und oft vom öffentlichen Raum gut sichtbaren Bilder an Wohn-, Geschäfts- und Schulgebäuden verschwunden – wie zum Beispiel jenes an der Mittelschule Wallsee-Sindelburg (seit 2017 hinter Vollwärmeschutz) oder jenes an der Lagerhaus-Siloanlage in St. Peter/Au (Turm wurde 2014 abgetragen).
Blickfänge an der Fassade
"Es schaut no recht guat aus", freut sich Bäckermeister Richard Palmetzhofer über das 60 Jahre alte Sgraffito über dem Eingang, das die Danecker-Filiale in Amstetten ziert. Ein zeitgeschichtlich interessanter Klassiker dieser Kratzputztechnik ist auch auf der Schule in Hollenstein (1957) zu betrachten: "Die Holzknechte sind mit Sappie zu sehen. Damals hat man noch keine Motorsäge gehabt", blickt Ingetraud Maier-Schlager gerne an die Zeit zurück, wo sie ihrem Vater bei der Arbeit über die Schulter schauen durfte. Auch das Bild am Siloturm (1959) beim Lagerhaus in Kröllendorf versetzt den Betrachter in eine Zeit, als in der Landwirtschaft noch von Hand gesät und gemäht wurde. Weitere Sgraffiti des Künstlers sind u. a. (noch) an Mehrparteienhäusern in Amstetten, Rosenau, Kematen, Waidhofen sowie an Geschäfts- und Privathäusern zu finden.
Ein Stück Zeit-/Kunstgeschichte
Auch wenn die leicht abstrahierenden und an Linolschnitte erinnernden Fassadenbilder der 50/60er-Jahre Adalbert Schlagers, der auch unzählige Aquarelle, Grafiken und Wandmosaike geschaffen hat, womöglich einmal nicht die große kunsthistorische Bedeutung erlangen werden, so spiegeln sie doch ein Stück Zeit- und Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Und diese Werke sind in ihrer Art nicht nur einzigartig, sondern vor allem eines: ein echter Schlager.
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