Sexuelle Gewalttaten
Verschnaufpause für die Opfer des Mostviertler "Clan-Chefs"
Für Aufmerksamkeit sorgte am Mittwoch das Treiben vor einer Polizeiinspektion im Mostviertel, als ein 67-jähriger Pensionist von Rettungssanitätern und Polizeibeamten begleitet zum Verhör gebracht und anschließend ebenfalls unter entsprechender Aufsicht in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert wurde.
MOSTVIERTEL. Bei dem Mann im Rollstuhl und mit Sauerstoffgerät ausgestattet handelt es sich um jenes Familienoberhaupt, das seit Mai 2022 rechtskräftig wegen massiver sexueller Gewalttaten zu 13 Jahren Haft verurteilt wurde und aus gesundheitlichen Gründen die Strafe bis dato noch nicht angetreten hat (ausführliche Berichte dazu in den Links unten). Zuletzt befand sich der Pensionist in einem Reha-Zentrum, von wo aus er sich in ein Krankenhaus einliefern ließ. Dort klickten nun abermals die Handschellen, nachdem der 67-Jährige in altbewährter Manier einigen Personen massiv gedroht haben soll, da sie seiner Ansicht nach für seine „ungerechte“ Verurteilung verantwortlich seien.
Dringender Tatverdacht wegen gefährlicher Drohung
Mittlerweile wird seitens der Behörde ein Gutachten überprüft, das ihm Haftuntauglichkeit bestätigte. Für eine Untersuchungshaft, die aufgrund eines dringenden Tatverdachts wegen gefährlicher Drohung nun verhängt werden soll, ist ein derartiges Attest ohnehin nicht relevant. Darüber hinaus existieren Fotos und Videos aus jüngster Zeit, die den 67-Jährigen ohne medizinische Hilfsgeräte beim Rauchen, beim Gehen und sogar beim Traktorfahren zeigen. Nicht zuletzt erklärte eine seiner Mieterinnen im Zuge ihrer polizeilichen Einvernahme, dass der Pensionist etwa seinen Rollator nur dann verwende, wenn er sich in der Öffentlichkeit zeige.
Nachdem er sich in ihrer Mietwohnung nach Lust und Laune aufhielt und fallweise auch dort übernachtete, könne sie bezeugen, dass er auch sein Sauerstoffgerät so gut wie gar nicht verwende. Chips, die die Häufigkeit der Verwendung aufzeichnen und regelmäßig überprüft werden, habe er in ihrer Gegenwart in den Müll geworfen. Der zuständigen Instanz teilte er mit, dass er den Chip verloren habe, oder dass dieser kaputt gegangen sei, worauf hin er einen neuen erhielt.
Amokähnliche Drohungen
Sie und auch ihr behinderter Sohn hätten panische Angst vor ihm, zumal er ihr mehrfach mit massiver Gewalt gedroht habe. Darüber hinaus habe er mehrfach geäußert, keinesfalls ins Gefängnis zu gehen. Amokähnliche Drohungen diesbezüglich soll er auch gegen jene ausgestoßen haben, die im Prozess gegen ihn ausgesagt hatten.
Nach mehreren gescheiterten Versuchen, ihn bei der Polizei anzuzeigen, scheint nun das Maß voll zu sein. Und seit Betroffene von seiner Inhaftierung erfahren haben, trauen sich einige weitere Personen über den Schatten ihrer Angst zu springen und ihr jahrelanges Schweigen zu brechen.
Von seiner Unschuld nahezu überzeugt ist Anwältin Astrid Wagner: „Ich glaube nicht, dass sich die neuerlichen Vorwürfe gegen meinen Mandanten bestätigen werden. Sein Pferdefuß ist, dass er eher ein ungeschicktes Auftreten hat.“
Die Chronologie:
April 2021: Mostviertlerin seit 40 Jahren verschwunden
April 2021: Mostviertler Onkel soll 30 Jahre lang vergewaltigt haben
Juni 2021: Mordermittlungen gegen Mostviertler führten zu Vergewaltigungsprozess
Juni 2021: 13 Jahre Haft für Mostviertler "Clan-Chef"
Juli 2021: Mostviertler mit 21 Vorstrafen erneut vor Gericht in St. Pölten
Juli 2022: Opfer zittern weiter vor Mostviertler Peiniger
Oktober 2022: Das Zittern vor dem Mostviertler "Clan-Chef" geht weiter
Dezember 2022: Vergewaltigungsopfer kämpfen um Entschädigung – Verurteilter Täter noch auf freiem Fuß
Jänner 2023: Kur statt Knast für Mostviertler Schwerverbrecher
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