Schauplatz Paul Weiland-Heim
BADEN. „Ich habe damit kein Problem“, sagt Nicole Seiler. Sie wohnt in der Wienerstraße in Baden und ist somit Anrainerin des einstigen "Helenenheims". In dieser Anlage - sie wurde nach dem verstorbenen evangelischen Superintendenten in Paul Weiland-Heim umbenannt - werden nun bis zu 200 Flüchtlinge einquartiert. „Ich habe damit gerechnet, dass das leer stehende Gebäude für diesen Zweck genutzt werden wird. Und diese Idee finde ich gut“, so die Anrainerin weiter, „ich machte auch schon das Angebot, mit den Jugendlichen zu kochen. Ich habe in Traiskirchen die Erfahrung machen können, dass die meisten sehr höflich und lernwillig sind“.
Beim FPÖ-Stammtisch
Doch es denken nicht alle so. Wie am Stammtisch der FPÖ vergangenen Freitag vollkommen richtig gesagt wurde: „Bei der Flüchtlingsproblematik gibt es nur mehr schwarz und weiß.“ Es wurde am Stammtisch über die Ängste der Bevölkerung diskutiert, es wurden Beispiele von Übergriffen der Asylwerber gebracht und auch betont, dass der Bezirk schon genug mit Fremden belastet wäre. Verkäuferinnen von Geschäften in unmittelbarer Nähe hätten schon Angst vor vermehrten Ladediebstählen und Frauen würden sich bei Dunkelheit nicht mehr alleine auf die Straße trauen. Außerdem befürchtet man in FPÖ-Kreisen einen finanziellen Kollaps. „Die unbegleiteten Jugendlichen kosten pro Tag 95 Euro. Das ist ein gutes Geschäft für die evangelische Diakonie, die das Heim betreibt!“
Im neuen Paul Weiland-Heim
Als Claire Ulbrich, die designierte Leiterin des neuen Flüchtlingsheims, das hört, muss sie herzhaft lachen. „Wir bekommen das Geld vom Land Niederösterreich und das sind 39 Euro pro Tag. Die Heimbewohner erhalten pro Person wöchentlich 38,50 Euro. Sie müssen sich davon auch selbst versorgen“, erklärt Ulbrich. "Es werden bei uns in erster Linie Menschen mit besonderem medizinischem Betreuungsbedarf, Familien und minderjährige Flüchtlinge einquartiert - alles Leute in Grundversorgung.“
Sie bemerkt die unterschiedlichsten Reaktionen in der Bevölkerung. Viele würden sich engagieren, Spenden bringen und mithelfen, das Haus für die neuen Bewohner startklar zu machen. Andere - "wenige" - wieder seien eher skeptisch.
„Ein Vertrauensverhältnis aufzubauen ist wichtig“, hakt Mag. Eva Posch, die Psychologin, ein. Sie wird die unbegleiteten Jugendlichen betreuen. „Wir sind praktisch die ersten Österreicher, mit denen sie Kontakt haben, deshalb müssen wir auf sie zugehen.“ Bei schwereren psychischen Problemen werde die Person nach St. Gabriel, Mödling, zu einer Therapie überwiesen. In Baden werden zwei Psychologen und zwei diplomierte Krankenschwestern die Flüchtlinge betreuen, weiters sieben SozialarbeiterInnen und sechs BetreuerInnen.
Polizei wartet ab
Die Polizei sieht den neuen Bewohnern neutral entgegen. „Wir beobachten und greifen natürlich ein, sollte es notwendig werden“, meint ein Polizist.
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