Pflegende Angehörige
„Wir fühlten uns im Stich gelassen“

Pflegende Angehörige sind enorm gefordert, sowohl körperlich als auch seelisch und unter Umständen auch finanziell. | Foto: Vision r/Fotolia
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  • Pflegende Angehörige sind enorm gefordert, sowohl körperlich als auch seelisch und unter Umständen auch finanziell.
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In Zeiten des Pflegekräftemangels sollten Angehörige möglichst bald um eine Betreuungsform ansuchen.

BEZIRK BRAUNAU (ebba). Eine Familie aus Schalchen war die letzten Monate damit befasst, die krebskranke Mutter beziehungsweise Schwiegermutter zu pflegen. Die 54-Jährige litt an einem Gehirntumor. „Seit Dezember 2018 ging es ihr zunehmend schlechter“, erzählt Schwiegertochter Christina F. Die Familie wandte sich an eine Sozialorganisation, die Mobile Dienste anbietet. „Dort hieß es aber, dass man sich nicht um die Mutter kümmern könne, da sie unter 60 Jahre alt ist. Wir bekamen aber auch keine klare Auskunft, wer uns sonst helfen könne.“

Was laut der Familie folgte, war ein Ämter-Marathon. „Man schickte uns von Pontius zu Pilatus. Bis zum Schluss wussten wir nicht wirklich, wer der richtige Ansprechpartner für uns ist. Wir fühlten uns im Stich gelassen“, schildert Marcus F. „Wenn man in jüngeren Jahren krank wird, hat man doch wohl den selben Pflegebedarf wie ein 60- oder 80-Jähriger. Ich verstehe nicht, warum ältere Menschen da einen unkomplizierteren Anspruch haben“, ärgert sich Christina F.

Finanzielle Belastung

Am Ende entschied sich das Ehepaar für eine 24-Stunden-Betreuung. „Hier hat man uns sehr rasch eine Pflegekraft zur Seite gestellt“, sagt Marcus F. Allerdings musste Familie F. diese Hilfe finanziell selbst stemmen – ohne Förderung, da es eine solche erst ab Pflegestufe 3 gibt. Ein weiterer Kritikpunkt der Angehörigen: Auch die Bewertung der Pflegestufe der krebskranken Mutter sei nicht korrekt verlaufen. „Es wurde nur einmal von Pflegestufe 1 auf 2 angehoben. Am Ende hätte sie aber längst die Pflegestufe 7 haben müssen. Doch bevor ihr diese zuerkannt wurde, war sie bereits verstorben“, schildert die Schwiegertochter. In den letzten Wochen, als sie längst palliativ war, bekam die Familie noch Unterstützung vom Roten Kreuz. Am 28. Juli verstarb die Mutter.

Die Bewertung der Pflegestufe, die die Pensionsversicherungsanstalt vornimmt, sei keine subjektive Beurteilung, erklärt Angela Stoffner, Leiterin der Sozialabteilung in Braunau: „Angehörige empfinden den Pflegeaufwand höher, weil sie ihn daran messen, wie schlecht es dem Patienten geht. Tatsächlich aber richtet sich die Bewertung und damit das Pflegegeld danach, wie hoch der Aufwand an Stunden für die Pflege ist. Ich kann schon verstehen, dass das für Angehörige oft schwer nachvollziehbar ist.“

Kein Mangel an Anlaufstellen

„Was genau hier schief gelaufen ist, kann ich nicht sagen. Vielleicht gab es da ein Kommunikationsproblem mit der Sozialorganisation, bei der die Familie angefragt hat", meint Stoffner. Sie rät Angehörigen, sich so früh wie möglich über Pflege und Betreuungsangebote zu informieren. In diesem Fall bieten die Sozialberatungsstellen des Sozialhilfeverbandes Braunau umfassende Beratung, und versuchen für jeden die passenden Unterstützungsangebote zu finden. Sozialberatungsstellen sind bei den Bezirksseniorenzentren Altheim, Mattighofen, Ostermiething und Eggelsberg und in Braunau in der Laabstraße 10 angesiedelt.

Wird Pflegebedarf im Zuge eines Krankenhausaufenthaltes akut, leisten auch die Mitarbeiterinnen der Überleitungspflege Unterstützung und stellen Kontakt zum Sozialhilfeverband oder zu den Sozialorganisationen her. "Und natürlich bieten Rotes Kreuz, Caritas, Diakonie, Volkshilfe und Hilfswerk die unterschiedlichsten Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige an, sei es die Pflege-Hotline der Caritas oder die Stammtische für pflegende Angehörige vom Roten Kreuz", so Stoffner.

Hilfreiche Links und Telefonnummern für Angehörige:

Homepage des Sozialhilfeverbandes Braunau: www.shvbr.at

Pflege-Hotline: Unterstützung und Beratung für pflegende Angehörige unter Tel. 051/775 775

Pflegetelefon: 0800-201622 (kostenlos, vertraulich)

24-Stunden-Betreuung: www.pflegedaheim.at

Den "Sozialratgeber 2019" gibt es als Download unter www.land-oberoesterreich.gv.at/ooesozialratgeber

Sozialberatungsstellen gibt es in den Bezirksseniorenzentren in Altheim, Braunau, Eggelsberg, Mattighofen und Ostermiething. Telefonnummern finden Sie unter https://www.land-oberoesterreich.gv.at/25569.htm

Überleitungspflege am Krankenhaus Braunau: Tel. 07722/804-8280

Caritas für Betreuung und Pflege – Servicestelle Pflegende Angehörige, Standort Ried und Braunau: Tel.: 0676/8776 2439, Mail: christine.wally-biebl@caritas-linz.at

www.netzwerkpflege.at – Infos über psychosoziale Beratung, Treffpunkte und Erholungstage für pflegende Angehörige

Betreubares Wohnen: www.land-oberoesterreich.gv.at

www.pflegeinfo-ooe.at

www.kurzzeitpflegeboerse-ooe.at

www.altenheime.org

Pflegende Angehörige sind enorm gefordert, sowohl körperlich als auch seelisch und unter Umständen auch finanziell. | Foto: Vision r/Fotolia
Angela Stoffner leitet die Braunauer Sozialabteilung. | Foto: BRS
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