Gedenkstunde für die Opfer von Krieg und Nationalsozialismus
BRAUNAU (gei). In der Salzburger Vorstadt, vor dem Hitler-Geburtshaus, fand am 9. Mai die jährliche Gedenkstunde für die Opfer von Krieg und Nationalsozialismus statt. Bürgermeister Johannes Waidbacher erinnerte in seiner Rede an die Urkatastrophe des vorigen Jahrhunderts. Gemeint war der Beginn des Ersten Weltkrieges vor genau 100 Jahren. Nur 25 Jahre später, also vor 75 Jahren, startete der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen.
„Auf diese historischen Ereignisse können wir mit zeitlichem Abstand zurückblicken. Wir dürfen sie jedoch nicht isoliert, für sich allein, betrachten. Diese Ereignisse sind miteinander durch eine innere, manchmal zwanghaft empfundene Entwicklung miteinander verbunden“, so Waidbacher. Nach seinen Worten sei Braunau eine Stadt wie viele andere, extreme Tendenzen gäbe es in einem gewissen Ausmaß auch in anderen Städten. Das solle nicht als Entschuldigung dienen, aber manche Vorwürfe, die gegen Braunau erhoben werden, entbehren sachlicher Begründungen. Sein Dank richtete sich auch an Vorgänger Gerhard Skiba, der als Bürgermeister vor 25 Jahren den Mahnstein errichten ließ.
Bezirkshauptmann Georg Wojak bezog sich auf eine unverständliche Aktion eines Braunauer Café-Besitzers, der kürzlich zwei ausländisch sprechende Gäste aufforderte, in seinem Lokal deutsch zu sprechen. Laut Wojak habe man sich nach dem Bekanntwerden des Vorfalls umgehend schriftlich an den Betreiber des Cafés gewandt.
Zur Feier hatten sich diesmal auch eine große Anzahl von Mitgliedern der islamischen Kultusgemeinde eingefunden. Jasmina Abdelrahman erklärte, dass man voneinander profitieren könne, wenn man miteinander redet, um zu lernen und zu verstehen. Denn erst wenn man sich versteht, kann man sich tolerieren.
Robert Eiter vom Mauthausen Komitee Österreich mahnte rechtsextreme Aktivitäten an, die von außen in den Hitler-Geburtsort getragen werden. So erwähnte er nicht nur Jugendliche, die wegen Wiederbetätigung verurteilt wurden, sondern auch den massiven Alltagsrassismus von honorigen Durchschnittsbürgern. Unterstrichen wurden die Aussagen durch die bundesweite Steigerung von Delikten in der „Rechten Szene“.
Weitere Redner waren Pfarrer Wolfgang Schnölzer, Jan Lange und Nationalratsabgeordneter Harry Buchmayr. Musikalisch wurde die Gedenkfeier vom demokratischen Chor Braunau umrahmt. Unter den Gästen war auch Simbachs neuer Bürgermeister Klaus Schmid.
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