Waldkindergarten Überackern
Das Wirken der Natur
Den Waldkindergarten der Gemeinde Überackern besuchen aktuell 23 Kinder.
Gruppenleiterin Sommerauer Katharina erklärt, welchen Einfluss die Natur auf die Kinder hat und welche Vorteile das Spielen im Wald bietet.
ÜBERACKERN. (gwz) Ein Teil des Konzepts beinhaltet, den Alltag ganz ohne Strom und fließendes Wasser zu bewältigen. "Wie nutze ich die Natur für mich?", ist eine der zentralen Fragen, die im Waldkindergarten beantwortet werden. Ob Sonnenschein, Schnee oder Regen – die Kleinen verbringen jeden Tag im Freien. "Unser Grundsatz lautet: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung", betont Sommerauer, "Kinder lieben es, wenn es regnet. Sie machen Matschkuchen oder bauen Burggräben." Selbst im Winter verbringen die Kleinen ihre Zeit im Freien, wobei sie jederzeit Unterschlupf in der Waldhütte finden können. Im Freien nutzen die Kinder jeden Stock, jeden Stein und lassen ihrer Fantasie freien Lauf. Sie werden nicht mit Spielsachen oder gar digitalen Medien überhäuft und dürfen selbst kreativ sein. Ein Alltag im Wald sieht vor, den Kindern viel Freispielzeit zu lassen. Sie entscheiden selbst, womit sie sich beschäftigen. Zur Betreuung sind stets drei Kindergartenhelferinnen anwesend. "Die Kinder können im Wald ihren Bewegungsdrang abbauen", so Sommerauer. Das unebene Gelände im Wald hilft Kindern, ihre Motorik zu verbessern. "Das Spielen im Wald und die körperliche Betätigung jeden Tag stärken die Muskulatur. Durch die Frischluftzufuhr steigert sich außerdem die Konzentrationsfähigkeit."
Respekt vor der Natur
Das Lernen mit allen Sinnen ist ein wichtiger Bestandteil im Waldkindergarten. "Die Kinder erfahren zum Beispiel, dass sich Spitzwegerich als Wiesenpflaster gegen Insektenstiche eignet. Sie wissen, wie man ein Feuer macht. Sie können an den Wolken erkennen, ob es bald regnet. Sie können dieses Wissen später im Leben anwenden", berichtet Sommerauer. Parallel zu den Fähigkeiten entwickeln die Kinder ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und die Auswirkungen vom Menschen auf die Natur: "Wenn ich Bäume abholze, habe ich zwar Material für einen Tisch, dafür keinen Schatten mehr und ich nehme den Tieren den Wald weg."Ausflüge, die sich um die Themen Regionalität, Saisonalität und Nachhaltigkeit drehen, sind keine Seltenheit. Der Kindergarten steht unter anderem in enger Zusammenarbeit mit Vereinen, Jägerschaften und Förstern. "Mir ist es wichtig, den Kindern von klein auf ganz viele Abläufe nahezubringen. Wenn ich ihnen zum Beispiel zeigen möchte, wie eine Erdbeerpflanze aussieht, bringe ich kein Bild mit. Wir gehen mit den Kindern dorthin, wo sie sich die Pflanze selbst ansehen können", erzählt Sommerauer. Das Team vom Waldkindergarten legt viel Wert auf den lebenspraktischen Ansatz nach Ingrid Miklitz. Die Kleinen sollen lernen, selbstständig Aufgaben zu verrichten und eine Eigeninitiative zu entwickeln. "Kinder wollen so gerne helfen und gebraucht werden. Wenn wir kochen, dürfen die Kinder das Gemüse schneiden und beim Abwasch helfen. Ich zeige dem Kind, wie etwas funktioniert und überlasse ihm dann die Aufgabe. Das passiert natürlich unter Aufsicht."
Sommerauer weist darauf hin, dass sich Eltern bewusst für das Konzept eines Waldkindergartens entscheiden müssen: "Vom Spielen in der Natur kommen die Kinder nicht in sauberer Kleidung nach Hause, damit muss man rechnen." Eine gewisse Verbundenheit zur Natur sollte auch zu Hause gelebt werden.
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