Fasten: Großer Verzicht mit kleinem Erfolg
BEZIRK. Die 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostern nutzen jährlich viele Österreicher, um sich bewusster zu ernähren oder gänzlich auf kleine Alltagssünden, wie das Gläschen Wein, die Zigarette oder Süßigkeiten zu verzichten. Fasten ist seit jeher ein kultureller sowie auch religiöser Brauch, der neben der spirituellen Bedeutung auch dazu veranlasst ihre aktuelle Lebenssituation zu überdenken und mehr auf ihre Gesundheit zu achten. Meist steht bei den Fastenwilligen aber das Dezimieren des „Winterspeck“ im Vordergrund. Allerdings sind die positiven Effekte von einseitigen Fastenkuren und radikalen Null-Diäten oft nur von kurzer Dauer. Denn: Mit die Osterglocken läuten meist wieder eine Zeit des Schlemmens ein.
Arten des Fastens
Die drastische Art des Fastens stellt die Null-Diät dar. Pro Tag werden nur zwei bis drei Liter energiefreie Flüssigkeit wie Wasser, Mineralwasser oder Tee getrunken. Die Bilanz: "Wenn der Körper vier Wochen nichts als Wasser bekommt, kann zwar mit einem Gewichtsverlust von neun bis 14 Kilogramm gerechnet werden, doch verliert der Körper in erster Linie Muskelmasse und Wasser. Nur etwa 40 Prozent des verlorenen Gewichts stammen aus den Fettdepots", weiß Elisabeth Schmidbauer, Diätologin am Landeskrankenhaus Schärding. Der Körper kommt zwar einige Wochen mit einer geringen Nährstoffzufuhr aus, jedoch führt dies zu einem hohen Verlust der Muskelmasse, die später wieder mühsam aufgebaut werden muss. Der Körper begreift die zeitweilige Nulldiät als Hungersnot. Nach dem Fasten kommt der Körper mit weniger Kalorien aus, lagert aber sämtliches Mehrangebot an Nahrung wieder in Form von Fettdepots ein. Die Folge davon ist der sogenannte Jo-Jo-Effekt.
Bei anderen Formen des Fastens, wie etwa bei Molke-, Trink- oder Saftkuren, werden fast nur Obst- oder Gemüsesäfte, Tees und Mineralwässer beziehungsweise Molke getrunken. Hierbei wird dem Körper auch nur eine sehr geringe Menge an Nährstoffen bereitgestellt, wobei sich der gleiche Effekt wie bei Nulldiäten einstellt.
"Nur gesunde Erwachsene sollten über längere Zeit fasten und nur unter ärztlicher Kontrolle. Für Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendliche, alte Menschen, oder Menschen mit schweren Allgemeinerkrankungen, bei bestehenden Herzkreislauferkrankungen oder erhöhten Harnsäurewerten ist längeres Fasten ungeeignet und sogar gesundheitsschädlich", warnt die Expertin.
Als Maßnahme zur Gewichtsreduktion sind Heilfasten und andere Fastenkuren nicht geeignet. Heilfasten kann aber ein Impuls für eine Änderung des Lebensstils sein. Im Zusammenhang damit wird immer wieder der Begriff des "Entschlackens" genannt, "der jedoch wissenschaftlich nicht begründbar ist", so die Stellungnahme der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung). In einem gesunden menschlichen Körper gibt es keine Ansammlungen von Schlacken oder Stoffwechselendprodukten. Die nicht verwertbaren Stoffe werden bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr über den Darm, die Nieren sowie über Lunge und Haut ausgeschieden.
Fasten als Impuls
Fasten kann ein Impuls sein, den persönlichen Lebensstil zu überdenken. Fasten kann auch ein Ansatz sein, mit alten Essgewohnheiten zu brechen. Sicher ist nur, dass eine langfristige Änderung der Ernährungsgewohnheiten das Gewicht dauerhaft reduziert.
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