Dechant Gert Smetanig
Gedanken zum Sonntagsevangelium
Gert Smetanig, Braunaus Dechant, teilt in der Corona-Zeit wöchentlich seine Gedanken zum Sonntagsevangelium mit uns. Und bringt so die Predigt trotz eingeschränkter Kirchgänge zu den Gläubigen.
BEZIRK BRAUNAU (kat). Auch diese Woche teilt Gert Smetanig, Dechant im Bezirk Braunau, wieder seine Gedanken zum Sonntagsevangelium mit uns.
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Ich glaube, wir alle haben bestimmte Reizworte, die uns nicht in Ruhe lassen. Eines meiner Reizworte habe ich in der Lesung aus dem 1. Petrusbrief gelesen: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ - Ein Reizwort, das mich seit dem Theologiestudium nicht mehr in Ruhe lässt; ein Stichwort, das mich sticht und anstachelt zum Nachdenken über meinen Glauben und meine Hoffnung: Wenn ich vernünftig darüber Auskunft geben will, warum ich Christ bin und bleibe, dann muss ich lesen und überlegen; dann muss ich ständig neu suchen, was der Grund meines Glaubens ist. Wenn ich predigen will oder einen Gottesdienst vorbereite, dann muss ich mir zuerst Rechenschaft geben über die Hoffnung, aus der ich selbst lebe. Und dann muss ich Worte und Sätze finden, die anderen diese Hoffnung deutlich machen können. Denn predigen heißt ja nicht, abstrakte und zeitlose Wahrheiten von sich geben, sondern reden von dem, was einen selbst am Evangelium fasziniert.
Sagen, warum ich Christ bin - das ist ja gar nicht so einfach, weil mich kaum jemand direkt nach meinem Christsein fragt; weil ich fast nie offen zum Nachdenken herausgefordert werde; weil ich die Anfragen anderer an meinen Glauben erst freilegen muss; weil die Fragen meist indirekt gestellt werden. Sagen, warum ich Christ bin - das ist ja gar nicht so einfach, weil ich nicht den Mut dazu habe; weil ich vielleicht ausgelacht werde; weil man meinen Glauben für naiv und meine Kirche für hoffnungslos altmodisch hält. Sagen, warum ich Christ bin - das ist ja gar nicht so einfach. Das möchte ich lieber anderen überlassen, den Theologen, den religiösen Profis. Ich kann mich nicht so gut ausdrücken - so werden viele abwehren.
„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt!“ - Ein Reizwort, das schließlich meine Fantasie reizt und anregt. Ich möchte ja trotz aller Schwierigkeiten für meine Hoffnung einstehen. Ich möchte ja zeigen, wie wichtig mir mein Glaube ist. Das kann ich sicher durch Worte versuchen. Viel eindrucksvoller als Worte können aber Taten sein, in denen ich Hoffnungszeichen setze; in denen meine Hoffnung Hand und Fuß bekommt: Kranke besuchen, Suchende begleiten, Trauernde nicht allein lassen, der Umwelt eine Zukunftschance geben, gegen Unrecht und Ungerechtigkeit ankämpfen.
„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ - Ein Reizwort, das hoffentlich nicht nur mich, sondern auch Sie in der kommenden Woche zum Weiterdenken reizt.
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