Ärztemangel Bezirk Braunau
Leerstehende Praxen suchen Arzt
Immer mehr Allgemeinmediziner verabschieden sich in den Ruhestand. Ihre Praxen bleiben leer. Zwei Hausärzte fehlen im Bezirk Braunau. Drei sind Pensionsreif.
BEZIRK (kat). Kurt Roitner, Bezirksärztesprecher und praktizierender Allgemeinmediziner in Braunau könnte eigentlich schon seine Pension genießen. Aus Liebe zu seinem Job und seinen Patienten macht er das aber nicht. "Für mich ist es der schönste Beruf. Außerdem fände ich es demütigend für den Patienten, wenn kein Arzt zur Verfügung steht", so der Mediziner. Im Bezirk Braunau fehlen derzeit zwei Ärzte. Wird allerdings nicht rasch eine Lösung gesucht, steigt die Zahl vermutlich. Drei Ärzte in Braunau, darunter Roitner, sind über 65 und hätten bereits Anspruch auf den Ruhestand. Pro Woche behandeln sie insgesamt zwischen 1.500 und 2.000 Patienten. Roitner hat bereits vor vielen Jahren an die Politik appelliert, diesbezüglich zu handeln. Mittlerweile wurde reagiert und die medizinische Ausbildung optimiert: Im Zuge des Studiums absolvieren die Jungärzte eine Lehrpraxis, in welchem der Ordinationsbetrieb eines Allgemeinmediziners hautnah miterlebt wird. Außerdem gibt es das sogenannte "Mentoringprogramm". Dabei arbeiten Ausbildungsärzte während ihrer Dienstzeit an einem Krankenhaus auch in einer niedergelassenen Ordination. In der Ordination von Roitner ist eine Medizinerin in Ausbildung. „Das Land Oberösterreich tut bereits viel, um dem Ärztemangel entgegenzuwirken, gleichzeitig sind aber vor allem die Gesundheitskasse und die Ärztekammer gefordert, Maßnahmen zu setzen. Das gemeinsame Ziel muss sein, die Gesundheitsversorgung für alle Oberösterreicher wohnortnah auf hohem Niveau zu halten – heute und in Zukunft“, betont Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander.
Gemeinden arbeiten dagegen
In Altheim schließt im Herbst 2020 die Praxis von Christian Haller-Zajc. "Im März kommen wir mit allen Fraktionen wieder zu einem Ärztegipfel zusammen und suchen nach einer Lösung. Wir haben derzeit zum Glück noch keinen akuten Ärztemangel", betont Bürgermeister Franz Weinberger.
Auch in Mattighofen hat man das Problem eines drohenden Ärztemangels erkannt und steuert gegen. Mit verschiedenen Projekten soll eine Lösung gefunden werden. Außerdem ist auch hier ein Ärztegipfel geplant.
In der Stadtgemeinde Braunau ist der Stadtteil Laab seit der Schließung der Praxis von Carmen Breban ganz ohne Arzt. "In Braunau müssen wir leider feststellen, dass für die Übernahme freier Kassenstellen für Allgemeinmedizin, beziehungsweise einer Ordination nur schwer Nachfolger zu finden sind", berichtet Bürgermeister Johannes Waidbacher. Die Zukunft der Versorgung sehen alle drei Stadtgemeinden in der Errichtung von Primärversorgungseinheiten (PVE). "Eine Primärversorgungseinheit muss mindestens drei Stellen für Allgemeinmedizin enthalten", so die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). Die Ärzte bilden dabei mit Krankenpflegern und Assistenten das Kernteam. Dieses wird, je nach regionalem Bedarf, durch Hebammen oder Kinderärzte erweitert. Geeignete Standorte wären, laut ÖGK, Braunau und Mattighofen.
Zukunft: Primärversorgungszentrum?
Um dem Mangel an Allgemeinmedizinern entgegenzuwirken, sollen Primärversorgungszentren (PVZ) errichtet werden. Im Bezirk Braunau würden sich laut Aussendung der ÖGKK von 2018 die Stadtgemeinden Braunau und Mattighofen dafür eignen. Diese Einrichtungen sollen noch praktizierende Allgemeinmediziner entlasten und als erste Anlaufstelle für Patienten in Gesundheitsfragen dienen. Unter einem Dach werden Vertreter aus verschiedenen Gesundheitsberufen vereint. Das Kernteam besteht aus mindestens drei Allgemeinmedizinern, diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegern sowie einer Ordinationsassistentin. Die Teams können durch Hebammen, Psychotherapeuten, Psychologen, Logopäden, Diätologen, Ergotherapeuten und Sozialarbeiter erweitert werden. Näheres auf
sv-primärversorgung.at
Kommentar: Wenn der Weg zum Arzt ins Nichts führt
Die Krankenhäuser sind überfüllt. Arztpraxen platzen aus allen Nähten. Sucht man einen Hausarzt, hört man: "Tut mir leid. Wir haben Aufnahmestopp." Dann also doch wieder ab in die überfüllten Krankenhäuser. Und so beißt sich die Katze selbst in den Schwanz.
Die Nachbesetzung von Arztpraxen stellt sich als große Herausforderung dar. Junge Ärzte suchen ihr Glück lieber in Krankenhäusern. Der Grund? Dort haben sie geregelte Arbeitszeiten. Als Allgemeinmediziner am Land ist man hingegen rund um die Uhr für seine Schäfchen im Einsatz. Im Stadtteil Laab in Braunau ist seit vergangenem Jahr kein Hirte mehr in Sicht. In naher Zukunft wird dieses Schicksal weitere Gebiete im Bezirk ereilen. Gemeinden wie Altheim oder Mattighofen arbeiten bereits dagegen. Das Rezept für den Mangel muss aber von der Politik ausgestellt werden.
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