Amtsleiter gesucht
Nachbesetzungen gestalten sich zunehmend schwierig

- Die Gemeinde Neukirchen an der Enknach sucht aktuell nach einem neuen Amtsleiter. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Dezember 2020.
- Foto: BRS/Archiv
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Viel Verantwortung und Fachkenntnisse gefordert. Dennoch bewerben sich immer mehr Quereinsteiger für den Posten, was nicht selten zu Problemen führt.
BEZIRK BRAUNAU (ebba). „Es ist ein schöner und erfüllender Beruf, Amtsleiter einer Gemeinde zu sein. Der Kontakt mit den Bürgern, die Zusammenarbeit mit den politischen Entscheidungsträgern und auch die fachlichen Anforderungen sind vielfältig, manchmal fordernd, aber in der Regel sehr positiv“, beschreibt Astrid Priller, Amtsleiterin der Gemeinde Geretsberg ihre Tätigkeit. Sie ist zugleich die Sprecherin der Amtsleiter im Bezirk Braunau und weiß genau, wie hoch die Anforderungen an diesen Job sind und was es dazu braucht: „Engagement, eine dicke Haut, Freude am Umgang mit Bürgern und Kommunikationsfähigkeit.“
Neukirchen & Co. suchen neue Leitung
Laut Josef Tischlinger, dem Leiter der Gemeindeaufsicht in der Bezirkshauptmannschaft Braunau, kommt es derzeit im Bezirk zu mehreren Nachbesetzungen. Unter anderem in Mining, Altheim, Kirchberg, Gilgenberg, Braunau, Uttendorf und Neukirchen. Was beim Bewerbungsprozess auffällt: „Die Anzahl der Bewerber mit Berufserfahrung in der öffentlichen Verwaltung ist definitiv weniger geworden“, so Tischlinger. Und hier läge der Hund begraben. „Es handelt sich immer öfter um Quereinsteiger. Da die Abläufe in der Verwaltung jedoch ganz anders sind, als jene in der Privatwirtschaft, bedeutet das zu Beginn oft eine hohe Belastung für die neuen Amtsleiter. Und es dauert, bis man da hineinwächst“, weiß der Gemeindeaufsichts-Leiter.
Quereinsteiger oft überfordert
Das bestätigt auch Astrid Priller: „Es gibt vor allem dann Probleme, wenn die Nachfolgeregelung nicht zeitgerecht in Angriff genommen wird, für die Einarbeitung zu wenig Zeit besteht oder keine Bereitschaft gegeben ist, Wissen weiter zu geben. Auch wenn erhebliche Arbeitsrückstände in einzelnen Gemeindeämtern bestehen, ist es insbesondere für Quereinsteiger fast nicht mehr möglich, die Aufgabenfülle zu bewältigen.“
Herausfordernd, aber krisensicher
Und die Aufgabenpalette ist vielfältig: Sie erstreckt sich von der Leitung des Gemeindeamtes samt Mitarbeiterführung, bis hin zur Leitung der unter der Verwaltung der Gemeinde stehenden Bereiche wie Bauhof, Gemeindebetriebe, Kindergarten und Schulerhaltung. Die Letztverantwortung trägt zwar der jeweilige Bürgermeister, doch es ist die Aufgabe des Amtsleiters, den Bürgermeister zu unterstützen und zu beraten. Auch der Bereich des Rechnungswesens gewinnt immer mehr an Bedeutung. „Zudem ist die genaue Abarbeitung der Verwaltungsverfahren – Bau-, Raumordnungs- und Straßenrecht – ein unabdingbares Erfordernis“, sagt Priller.
Doch bei all der Verantwortung, handelt es sich jedenfalls um einen sicheren Arbeitsplatz, auch in Krisenzeiten. Die Regelarbeitszeit beträgt bei einer Vollbeschäftigung 40 Stunden, wobei zahlreiche Sitzungen, Besprechungen und Verhandlungen auch an den Abenden wahrzunehmen sind und so regelmäßig Überstunden anfallen. Jeweils abhängig von der Gemeindegröße verdient ein Amtsleiter zumindest rund 3.125 Euro brutto im Monat, 14 Mal im Jahr.
Beim Amtsleiter läuft alles zusammen
„Der Amtsleiter ist so etwas wie ein Geschäftsführer, wobei der Bürgermeister noch ober ihn steht. Beim Amtsleiter läuft alles zusammen. Es ist eine abwechslungsreiche Tätigkeit, mit einer gewissen Planungssicherheit, denn die Gehaltsentwicklung ist relativ absehbar. Man hat die Möglichkeit, in seiner Gemeinde aktiv mitzugestalten. Ein Nachteil liegt sicher darin, dass es nicht immer einfach ist, im Spannungsfeld zwischen den Erwartungen der Bürger, der Politik und den vielen gesetzlichen Vorgaben, an die man sich halten muss, zu agieren“, meint Tischlinger.
Wer sich als Amtsleiter bewerben möchte, hat bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen: „Matura-Niveau wird verlangt und die österreichische Staatsbürgerschaft. Außerdem sollte man Führungsqualitäten, Organisationstalent, Verhandlungsgeschick und diverse Fachkenntnisse mitbringen. Alles andere ist eine Frage der Ausschreibungsbedingungen der jeweiligen Gemeinde. Ideal wäre natürlich Berufserfahrung, optimalerweise im öffentlichen Dienst“, fasst Tischlinger zusammen.


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