Brauchtum im Bezirk Braunau
Schoberpass Gundertshausen

Perchtenlauf in Eggelsberg | Foto: Andreas Schachl
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Im November und Dezember, wenn die Nächte früh hereinbrechen und die Temperaturen immer kälter werden, lebt das Brauchtum in Österreich, der Schweiz und Deutschland auf. Krampus und Percht sind wieder unterwegs. Roman Schober, Obmann vom Schoberpass Gundertshausen, weiß über die Tradition bestens Bescheid und verrät, wie ein Perchtenverein auch während einer Pandemie den Brauchtum zu den Leuten bringt.

EGGELSBERG (gwz). Im Jahr 1996 gründete Schober zusammen mit Thomas Aigner sowie Alexander und Doris Cadoret den heutigen Schoberpass Gundertshausen. Aktuell besteht der Pass aus 38 Mitgliedern. Pro Saison hat der Pass 20 bis 22 Auftritte, von Südtirol, Auer bis nach München und Pullman City und dem inneren Kreis.
In Eggelsberg ist Schober Veranstalter für den Perchtenlauf an dem rund 30 Gruppen teilnehmen und für ihn steht fest: Ruten aus Birken- oder Weideholz haben beim Lauf nichts verloren: "Wenn ich auf einen Lauf gehe, möchte ich mir die Veranstaltung ansehen und nicht geschlagen werden, sodass mir am nächsten Tag alles weh tut."
Etwa eine Stunde vor dem Lauf findet eine Obmann-Besprechung statt, in der Schober den anderen Obmännern seine Regeln erklärt, damit alle Maskenträger entsprechend informiert sind. Während der Veranstaltung sorgen die Ordner des Vereins, Security und teilweise Zivilpolizisten für einen Ablauf ohne ungewünschte Zwischenfälle.
Ursprünglich kommt der Krampus vor dem Percht, doch das ist heutzutage anders: "Es gibt auch bei den Masken markante Unterschiede. Perchtenmasken haben immer ein Doppelpaar Hörner, zwischen zwei und sechs Hörner, und ein bewegliches Maul. Ein Krampus hat nur zwei Hörner, teilweise gar keine, und ein unbewegliches Maul. Bei den Läufen sind Percht und Krampus dann allerdings gemischt. So eine Ausrüstung kostet doch eine Summe und nicht jeder hat die Möglichkeit, sich zwei davon zu leisten (für Percht und Krampus)."
Obwohl die Veranstaltungen auch heuer ausfallen müssen, gibt es einen Weg, der Tradition treu zu bleiben: Hausbesuche. Dabei rückt der Nikolaus mit einer Gruppe von Krampussen aus – sie gehen aber nicht von Haus zu Haus, sondern werden extra von Privatpersonen gebucht. "So, wie es jetzt ist, sind wir nur im Freien. Wir gehen nicht ins Haus", betont Schober. Vor allem die Kinder freuen sich über die Besuche. "Unser oberstes Ziel ist es, den Kindern die Angst zu nehmen", so der Obmann.
"Es ist bedauerlich, dass es heuer keine Perchten- oder Krampusläufe gibt, dank Corona. Aber es wird wieder Läufe geben, denn alle Vereine stehen in den Startlöchern und die Motivation ist da. Das Brauchtum der Perchten wird wieder aufleben."

Brauchtum damals und heute
"Mit dem Brauchtum haben die heutigen Läufe noch so um die 60 Prozent zu tun, sag ich jetzt mal. Warum? Weil heute viel Wert auf Show, Effekte und Außergewöhnliches gelegt wird, damit man sich als Gruppe oder Veranstalter hervorhebt bei den Läufen. Brennende Hörner oder ähnliches gehört eigentlich nicht dazu, aber es hat einen schönen Nebeneffekt", weiß Schober.
Aus Holz geschnitzte Masken, Pferde- oder Kuhschweif und Fell machen die Perchtenausrüstung komplett. Für die Masken sorgt Thomas Aigner. Er ist Schnitzer, Gründungsmitglied und Schriftführer beim Schoberpass Gundertshausen. Die Felle werden von Gerbereien genäht - in diesem Fall bei Herrn Felsberger in St. Johann (im Pongau), oder der Gerberei Koch.
"Perchtenläufe kommen ursprünglich von den Gebirgsgauen und sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten. Auch heute gehen die Perchten teilweise über die Felder, weil sie Fruchtbarkeit und eine ertragreiche Ernte bringen", erzählt Schober.

Perchtenläufe in Eggelsberg
Rund 600 Maskenträger sind bei dem jährlichen Lauf (der 2020 und heuer leider ausfallen musste) anwesend. Grundsätzlich starten die Vorbereitungen im Juni oder Juli. "Wir wählen dann die Gruppen aus und kümmern uns um die Einladungen", berichtet der Obmann. Diese Auswahl trifft er mit großer Sorgfalt: "Ich muss die Gruppe selbst gesehen haben, bevor wir sie einladen. Ich habe den Vorteil, dass ich mir die Gruppen aussuchen kann. Wir haben uns schon einen Namen gemacht und viele kennen uns."
In Eggelsberg organsiert der Verein die Veranstaltung, von der Verpflegung bis hin zur Beauftragung der Security. "Hier möchte ich ein dickes Lob an die Zuschauer in Eggelsberg richten - nicht nur die Eggelsberger, auch alle Zuschauer, die von weit her kommen. Die Ordnung und der Zusammenhalt sind top, und das ohne Absperrung. Wir haben in Eggelsberg noch keine Absperrung, weil wir sie nicht brauchen."

Die Rolle des Nikolaus
"Als Nikolaus muss man sehr ernst ein. Die Kinder merken es sofort, wenn die Masche verkehrt gebunden ist oder der Bart verrutscht", betont Schober. Er selbst hat die Rolle des Nikolaus schon öfter übernommen. "Die Kinder dürfen bei den Hausbesuchen auch den Stab vom Nikolaus halten und da wachsen sie dann richtig über den Stab hinaus."
Die Erlebnisse mit den Kindern bereiten den Mitgliedern des Vereins besonders große Freude, auch wenn Hausbesuche aktuell nicht möglich sind. "Die Kinder sind meistens überrascht, wenn wir ums Haus rumgehen. Es ist immer wieder faszinierend und schön."

Perchtenlauf in Eggelsberg | Foto: Andreas Schachl
Perchtenlauf in Eggelsberg | Foto: Andreas Schachl
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