Erhöhte Aggressivität
Wenn Krampusse zu Opfern werden

Immer häufiger reagiert das Publikum äußerst aggressiv auf die Perchten.  | Foto: Engelbach Teufel
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  • Immer häufiger reagiert das Publikum äußerst aggressiv auf die Perchten.
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Wo sich früher Zuschauer vor Perchten fürchteten, ist es heute vielerorts bereits umgekehrt und die Perchten müssen vor dem Publikum geschützt werden.

BEZIRK BRAUNAU (kat). Obwohl der Krampustag schon vorbei ist, finden im Bezirk Braunau in den kommenden Tagen noch Perchtenläufe statt. Früher durften die Krampusse und Perchten bei den Veranstaltungen noch unter die Leute marschieren. "Jetzt ist es leider so, dass die Läufer durch Gitterabsperrungen zu ihrem eigenen Schutz vor dem Publikum abgeschirmt sind. Was wiederum schlecht ist für unser Brauchtum, das schon eher zum Schaulaufen entgleist", erzählt Manuel Schmitzberger von den Engelbach-Teufeln aus Pischelsdorf. Er und seine Gruppe sind jeden Winter bei mehreren Läufen aktiv. Auch Stefan Bliemsrieder von den Silent Hell Devils sieht keinen Vorteil in den Absperrgittern: "Für die Zuschauer sind sie einerseits gut, weil die Perchten nicht so nah rankommen. Allerdings sieht man mit der Perchtenmaske nur Schlitze und übersieht so etwa Kinder, die natürlich ganz vorne am Gitter stehen, um möglichst viel vom Lauf mitzubekommen." Das bestätigt auch Alexandra Schumi von der ASG Security. Das Personal des Unternehmens sorgt jedes Jahr bei mehreren Perchtenläufen für die Sicherheit vor Ort. Laut Schumi stellen die Gitter für Kinder, Besucher und Läufer ein hohes Verletzungsrisiko dar, "da die Läufer einen sehr geringen Sichtbereich haben und somit auch eventuell Kinderhände auf dem Gitter sehr schwer ersichtlich sind", so Schumi. Je nach Größe des Laufes variiert auch die Zahl der Ordner, die vom Sicherheitsunternehmen gestellt werden. Viele Gruppen haben ihre eigenen Ordner.

Erhöhte Aggressivität

In den vergangenen Jahren hat die Aggressivität aus dem Publikum den Perchten gegenüber zugenommen. "Leute gehen zum Lauf und glauben, es ist nur Show. Gruppen von weiter weg zelebrieren das Brauchtum aber anders. Das Publikum bekommt Angst und überreagiert", so Bliemsrieder. "Die Perchten oder Krampusse werden dann von Zuschauern an den Hörnern gezogen. Zieht man daran, kann man dem Percht das Genick brechen." Auch der Obmann der Engelbach-Teufeln konnte in den letzten Jahren eine Zunahme an Aggressivität aus dem Publikum feststellen: "Es gibt leider auch die Art von Zuschauern, vor allem Jugendliche, die meinen, sie müssen ihrer Gruppe beweisen, wie toll sie sind, und solche Aktionen gezielt ausführen. Solche Leute haben meiner Meinung nach nichts bei unseren Veranstaltungen verloren", so Schmitzberger. Schumi kann dem nicht zustimmen. Laut ihr hat die Aggressivität aufseiten des Publikums nicht zugenommen: "Das Publikum freut sich auf den aktuellen Lauf, ist mit Begeisterung dabei und rücksichtsvoll und hat die Sicherheitsvorkehrungen immer mit Respekt eingehalten." Auch Roman Schober von der Schoberpass Gundertshausen kann keine erhöhte Aggressivität feststellen. Sein Verein organisiert jährlich den großen Krampuslauf in Eggelsberg, zu dem auch heuer mehr als 750 Krampusse und Perchten gekommen sind. "Bei diesem Spektakel der Schoberpass wird deutlich, dass hier die Kultur und das Brauchtum im Vordergrund stehen."

Kommentar

War ich als Kind schlimm, hieß es: "Der Krampus sieht das nicht gern." Der Krampus sieht heute so gut wie gar nichts mehr. Er wird immer mehr von der Percht verdrängt. Die lauten Glocken und die grausigen Masken, die mit mehr LEDs als der örtliche Weihnachtsbaum versehen sind, jagen mir Schweißperlen auf die Stirn. Früher zeichneten sich so manche Perchtenvereine im Bezirk Braunau durch ihr aggressives Verhalten aus. Seit einigen Jahren ist jede Percht mit einer Nummer versehen, um sie bei Zuwiderhandlung sofort ausfindig machen zu können. Dafür steigt die Aggressivität bei den Zuschauern. Mancher Besucher nutzt einen Perchtenlauf, um seine aufgestauten Aggressionen an den Perchten auszulassen. Und dieses dämliche Verhalten ist mindestens genau so schweißtreibend, wie das Glockengeläut der Perchten.

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