Raschpatschen aus Höhnhart
Wie Waldgras die Füße warm hält
Es ist eine wahre Kunst aus Gras Schuhe zu fertigen. Sonja Spießberger aus Höhnhart beherrscht dieses alte Handwerk – und gibt ihr Wissen um die Raschpatschen in Kursen weiter.
HÖHNHART. Es ist ein altes Handwerk, dass sogar auf der Fashion Week in Paris Beachtung findet: Patschen aus Waldgras – im Innviertel "Rasch" genannt. Die Höhnharterin Sonja Spießberger hat dieses Handwerk für sich entdeckt und ist heute die einzige hauptberufliche Raschpatschen-Flechterin in Österreich.
Models in Raschpatschen
Die Hausschuhe aus Gras sind äußerst beliebt. Sie sind nachhaltig, bequem und halten die Füße schön warm. Das kommt an: "Meine Raschpatschen sind schon nach Schweden, Italien und die Schweiz gegangen", freut sich die Spießberger. Sogar Models tragen die Graspatschen: "In Paris gab es eine Show über Nachhaltigkeit, wo meine Schuhe am Laufsteg zu sehen waren."
Der Rohstoff für die Patschen kommt aus dem Wald. Das "Rasch" wächst bevorzugt auf feuchtem Waldboden. "Schon seit jeher haben die Menschen das Waldgras als Isoliermaterial verwendet. Man hat damit Matratzen gestopft, Polstermöbel hergestellt und eben Schuhe gefertigt." Ausgedehnte Spaziergänge am Wochenende nutzt Familie Spießberger zum Rohmaterial-Sammeln, dass in der nahen Umgebung zu finden ist.
Geschnitten wird das Gras in der Zeit nach der Sommersonnenwende – bis August. Danach wird es getrocknet: "Das muss im Dunklen geschehen, damit die grüne Farbe erhalten bleibt", erklärt Spießberger. Im Herbst beginnt dann die Arbeit an den Patschen.
Pro Schuh ein Rasch-Strang
Dazu wird das Rasch zuerst zu einem vier bis acht Meter langen Strang geflochten – je nach Schuhgröße. Das dauert etwa ein is zwei Stunden. Dann wird Baumwollstoff um den Holzleisten fixiert und darauf der Raschstrang genäht: "Der Schuh wird aus nur einem einzigen Graszopf gefertigt. Bis ein paar Schuhe fertig ist, braucht es zwölf bis 14 Stunden und geht ganz schön auf die Finger", weiß die 43-Jährige. Anschließend wird der Innenschuh schön vernäht und der Patschen erhält eine Ledersohle: "Ansonsten wäre das viel zu rutschig."
Spießbergers Kunden schwören auf das Material: "Das Rasch hält die Fuße warm – ohne dass man darin schwitzt. Außerdem hat man durch das Flechtwerk an der Sohle eine wunderbare Fußreflexzonen-Massage", erklärt die selbstständige Korbflechterin.
Eigentlich ist die Raschpatschen-Macherin OP-Schwester. Durch einen Kurs in der Naturschule St. Veit kam sie zu diesem alten Handwerk: "2017 habe ich mich dann selbstständig gemacht und biete seither nicht nur die Schuhe, sondern auch Raschpatschen-Workshops an."
Der nächste Workshop ist für den 21. und 22. Jänner 2022 in der Naturschule St. Veit geplant. Infos zu den Patschen erhalten Sie auf der Website raschpatschen.business.site.
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