Wirtschaft im Coronajahr
"Mit voller Wucht getroffen"
Das Corona-Virus und die damit einhergehenden zwei Lockdowns haben die Wirtschaft im Bezirk Braunau hart getroffen. Stefan Seilinger vom AMS in Braunau befürchtet im ersten Halbjahr 2021 einen Anstieg der Arbeitslosigkeit.
BEZIRK. "Im März sind die Arbeitslosenzahlen um 71,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen", berichtet Stefan Seilinger, stellvertretender Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS) in Braunau. Schwammig kommunizierte Covid-Verordnungen in Bezug auf Ausgangsbeschränkungen und Beschäftigungsverbote haben, laut Seilinger, zu einer Lahmlegung sämtlicher Branchen beigetragen. "Das Virus und der Lockdown im März hat den heimischen Arbeitsmarkt mit voller Wucht getroffen", so Seilinger.
Weniger in Kurzarbeit
"Die Warenproduktion, die Arbeitskräfteüberlassung, das Gast- und Beherbergungsgewerbe, die Personenbeförderung, der Handel und persönliche Dienstleistungen waren am stärksten betroffen", erzählt der AMS-Leiter. Ebendiese Branchen haben, laut Seilinger, nach wie vor nicht das Beschäftigungsniveau vom Vorjahr erreicht. 945 Betriebe mit insgesamt 19.185 Angestellten waren von März bis September in Kurzarbeit. Im Vergleich dazu ist in der zweiten Kurzarbeitsperiode, die Zahl um knapp 10.000 gesunken: Mehr als 321 Betriebe mit ihren 9.826 Mitarbeitern sind in Kurzarbeit. "In der Kurzarbeits-Phase drei, ab Lockdown November, befinden sich derzeit zirka 400 Betriebe mit zirka 4.500 Mitarbeitern – Tendenz steigend", so Seilinger.
Leichter Rückgang
Auch die Zahl der Arbeitslosen sinkt mittlerweile: Im April 2020, zum Höhepunkt der Corona-Krise, lag die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk Braunau bei knapp 4.000 Personen. "Speziell die Arbeitslosigkeit bei den jungen Erwachsenen bis 25 Jahre konnte stark reduziert werden. Positive Signale aus der Warenproduktion sind dafür die Treiber dieser Trendumkehr", berichtet der AMS-Leiter. Von Mai bis Oktober konnten 50 Beschäftigungslose für Ausbildungen im Pflegebereich gewonnen werden. Seit August 2020 sinkt die Zahl der Arbeitslosen langsam: Die Zahl der Arbeitslosen im November lag bei 2.794. "Auch da bin ich mit der Entwicklung grundsätzlich zufrieden. Das zeigt, dass die Kurzarbeit und die Umsatzrückerstattung wirken", informiert der Arbeitsmarktleiter.
Vager Ausblick
"Grundsätzlich erwarte ich für das erste Halbjahr 2021 einen Anstieg der Arbeitslosigkeit, da staatliche Programme auslaufen oder stark zurückgefahren werden müssen. Das reduzierte Arbeitsvolumen und der fehlende Umsatz in vielen Branchen wird dieses Beschäftigungsniveau nicht aufrecht erhalten lassen", befürchtet Seilinger. Phasen mit 5.500 Arbeitslosen wären für den AMS-Leiter keine Überraschung. Aus diesem Grund sollen Arbeitnehmer bereits jetzt über Umschulungen, Neuqualifizierungen oder die Anpassung der Qualifikation in Angriff nehmen. "In der Krise sollst du schulen, um beim Aufschwung wieder adäquate Arbeitskräfte bestellen zu können", so Seilinger. Zur Rückführung der Normalität würde es aber erst mit der Impfung kommen.
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