Eine Nacht als Sanitäter

Lukas Grill ist seit zwei Jahren beim Roten Kreuz.
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Wenn andere schlafen, sind sie im Einsatz: Wir begleiteten einen Nachtdienst des Roten Kreuzes.

BRAUNAU (penz). Es ist Freitag, 18 Uhr. Zeit für den ersten Schichtwechsel beim Roten Kreuz. Der Nachtdienst steht an und die Rettungsdienstler Detlef Buchholz und Christoph Patsch übernehmen das erste Einsatzauto für die bevorstehende Nacht. Die erste Aufgabe vor jedem Dienstantritt: den Wagen durchchecken. Es werden alle Geräte auf Funktionstüchtigkeit, alle Materialien auf Vollständigkeit geprüft. Weiters im Dienst: die beiden Freiwilligen Vanessa Ammerstorfer und Lukas Grill auf dem zweiten Auto, der HÄND-Arzt samt Fahrer und ein Notfallsanitäter. Der Notarzt ist im Krankenhaus, ebenfalls auf Abruf bereit.

80 Prozent Transporte

Ausgestattet ist jeder Sanitäter mit einem "Pager". Das Empfangsgerät schlägt an, sobald jemand in der Leitstelle eine Fahrt anordnet. Dabei gibt es zwei Einsatztöne. Einer steht für Krankentransporte. Beim zweiten wird's brisanter. Sobald dieser ertönt, heißt es: Keine Zeit verschwenden, denn es handelt sich um einen Notfall.
Um 19.30 Uhr meldet sich der Pager in dieser Freitagnacht zum ersten Mal. Eine Transportfahrt, wie der Ton verrät. Mehr Infos gibt es erst im Auto, wo der Monitor alle Details anzeigt. Dieses Mal ist es eine Entbindung. Per Knopfdruck bestätigt der Fahrer, dass die Truppe losfährt. Sogleich schaltet sich das Navi ein, das erste Ziel ist Laab. "Oft ist es schwer, die richtige Hausnummer zu finden. Es wäre hilfreich, wenn diese gut sichtbar platziert ist", sagt Patsch. Am Zielort angekommen, steht bereits ein Mann vorm Wohnhaus und winkt. Eine junge Frau wartet im Wohnzimmer, ihre Hände um den Bauch geschlungen. Die Wehen haben eingesetzt, also wird die angehende Mutter mittels Tragesessel hinabtransportiert und ins Krankenhaus gefahren. Für die Rotkreuzler ist die Sache somit erledigt. Nachdem das Auto desinfiziert wurde, geht es zurück zur Ortsstelle. "Etwa 80 Prozent der Fahrten sind Krankentransporte. 20 Prozent verteilen sich auf Einsätze", so Buchholz.
Der zweite Einsatz lässt nicht lange auf sich warten. Eine Pensionistin aus Uttendorf wurde an jenem Freitagvormittag aus dem Krankenhaus entlassen. Sie bekam ein neues Kniegelenk, zu Hause hat die OP-Wunde wieder zu bluten begonnen. Auf ärztliche Anweisung muss sie deswegen zurück ins Spital. Während der Fahrt werden alle Details notiert. Name, Adresse, Versicherungsnummer, um welchen Vorfall es sich handelt, was sich zugetragen hat. Das Protokoll muss bei jedem Einsatz ausgefüllt werden.

"Von Null- zu Dauerfahrten"

Um 22.30 Uhr macht der Pager erneut auf sich aufmerksam. Dieses Mal ist es ein Heimtransport vom Krankenhaus. Die Prothese eines Mannes ist defekt und er habe sie nicht mehr abnehmen können. Bei seinem Wohnhaus angekommen, wird der Mann mittels Tragesessel in den ersten Stock befördert. Das Treppenhaus ist schmal und verwinkelt, der Patient schwer. Ihn samt Sessel hinaufzutragen, erweist sich für die Sanitäter als Herausforderung.
"Man kann nie sagen, wie oft man unterwegs ist. Von Null- zu Dauerfahrten ist alles möglich", erklären Grill und Ammerstorfer. Der Grund der nächsten Ausrückung ist Atemnot, mit dem Zielort in Mauerkirchen. Die Patientin ringt um Luft. Während der Fahrt ins Krankenhaus wird sie mit Sauerstoff versorgt, ihre Hautfarbe scheint sich dadurch wieder zu normalisieren.

Mit Blaulicht im Einsatz

Mittlerweile ist es 1.30 Uhr. Der Pager lässt die Sanitäter aber noch nicht schlafen: Dieses Mal handelt es sich um einen Notfall, konkret über eine Vergiftung, wie auf dem Monitor steht. Das erste Mal in diesem Nachtdienst kommt das Blaulicht zum Einsatz. Auf dem Stadtplatz ist ein alkoholisierter Mann gestürzt. Seine Brille liegt ein paar Meter weiter, verbogen und mit herausgesprungenen Gläsern. Ein Passant hat ihn so auf der Straße liegend entdeckt. Nun möchte der Gestürzte aber nur eines: nach Hause. Dass das nicht so einfach geht, erklären die beiden Sanitäter. Denn sie sind dazu verpflichtet, den Mann ins Krankenhaus zu bringen. Daher ist die nächste Station für den Mann, wenn auch widerwillig, das Spital.
Nach dem Einsatz geht es für alle Diensthabenden ab ins Bett. Auch wenn die Spannung einen kaum schlafen lässt, gelingt es den Sanitätern zumindest, sich etwas auszuruhen. Am Morgen um 7 Uhr wird abgelöst. Mit zwei Gratis-Semmerln vom Sailer im Gepäck machen sich die Helden der Nacht auf den Weg nach Hause.

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