Regionaler Handel rüstet sich gegen Online-Riesen

Der Braunauer Buchhändler Stephan Lauf auf Facebook | Foto: Klika/Lauf
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BRAUNAU, SIMBACH (ebba). Der Handel ist im Wandel. Stationäre, insbesondere kleinere Betriebe kämpfen im Online-Zeitalter immer mehr ums Überleben. Eine Entwicklung, mit der sich auch der Handel der beiden Inn-Städte Braunau und Simbach (auf bayerischer Seite) auseinander setzen muss. Die beiden Städte vermarkten sich seit rund eineinhalb Jahren grenzüberschreitend mit einem gemeinsamen Stadt-, Tourismus- und Standortmarketing, der STS GmbH.

Speziell zwei Handelsbetriebe, einer aus Braunau und einer aus Simbach, haben bereits gute Lösungen entwickelt, um im Umfeld digitaler Marktplätze wie Amazon & Co., weiter bestehen zu können.

Stephan Lauf, Buchhändler in Braunau, ist schon seit einigen Jahren im Online-Handel tätig. „Unsere Branche war auch früh mit Amazon konfrontiert“, erklärt er. „Am Anfang war unser Onlineshop noch etwas patschert. Mittlerweile ist er recht professionell und funktioniert hervorragend. Bei den Auslieferungen sind wir zum Teil sogar schneller als Amazon. Der Webshop soll jedoch in erster Linie ein Service für unsere Kunden sein. Wir verbinden das stationäre Geschäft mit dem Online-Geschäft. Der Webshop ist sehr persönlich aufgebaut. Wir geben unsere Gesichter dafür her. So machen wir das auch auf Facebook, das wir überwiegend für Gewinnspiele nutzen und dafür, Emotionen rüber zu bringen. Ich sehe das als spannende Sache, man kann sich persönlich wahnsinnig einbringen – auch wenn man sich ab und zu auch mal zum Ochsen macht“, scherzt er. So kommt es etwa vor, dass Stephan Lauf für 100 „Gefällt-mir“-Angaben Bücher persönlich mit der Vespa ausliefert. Ausgefallene Aktionen, die gut ankommen beim Kunden. Für ihn ist die Strategie aufgegangen, online und offline miteinander zu verbinden.

Klaus Hofbauer ist Geschäftsführer von Teamsport Hofbauer in Simbach. Er betreibt keinen klassischen Webshop, nutzt aber ein anderes innovatives Online-Konzept. Seine Kunden haben die Möglichkeit, online über einen Konfigurator mit nur wenigen Klicks zum gewünschten Sportartikel zu gelangen. Ziel ist aber, die Kunden online nur „abzuholen“ und in den „echten“ Shop zu locken. Sobald der Kunde weiß, was er will, kommt er in den Shop und wird dort mit einem „Erlebnis-Einkauf“ belohnt. Dazu hat sich Hofbauer einiges überlegt. So können beispielsweise Sportschuhe auf einem Indoor-Soccer-Court mit Kunstrasen gleich einmal ausprobiert werden. Seine Strategie: Neue Wege gehen. Auch auf Facebook und Youtube wird viel gemacht. „Unsere Kernkompetenz soll aber der Laden bleiben“, betont Hofbauer.

Anreize schaffen, ins Geschäft zu kommen

Harald Kindermann, Professor an der Fachhochschule Steyr, hat vor Kurzem eine viel beachtete Studie zum Thema veröffentlicht. Er weiß, warum immer mehr Menschen online einkaufen. Zum einen liegt es am günstigen Produktpreis und am Gratisversand. Weitere Anreize sind, dass das gewünschte Produkt schnell gefunden wird, die Produkte gut beschrieben und Kundenbewertungen vorhanden sind. Was online besonders häufig gekauft wird, sind Bücher, PC-Spiele und dergleichen. Lebensmittel und Medikamente spielen hingegen die geringste Rolle.

Dem stationären Handel rät er, den Fokus wenn möglich auf ein einzigartiges Sortiment zu legen und besondere Serviceleistungen wie eine Nach-Hause-Lieferung anzubieten. „Auch wichtig: Preisunterschiede müssen erklärbar und damit nachvollziehbar sein. Der Kunde kennt meist den Online-Preis und will fair behandelt werden“, so Kindermann. Auch die Atmosphäre im Geschäft mache viel aus. „Und die Beratung muss passen. Ein Rücknahmeservice sollte selbstverständlich sein, denn was online Standard ist, muss auch im Geschäft geboten werden.“

Zusammenarbeit gefragt

In Braunau und Simbach sollten Handel und Gastronomie über Kooperationen nachdenken, meint der Professor. „Wenn man für den Restaurantbesuch mit einem Gutschein für den Handelsbetrieb ums Eck belohnt wird, oder umgekehrt, profitieren alle davon, wenn diese Rechnung aufgeht.“

Dass vor allem kleinere Betriebe den Sprung in den Online-Handel oft nicht wagen, kann er nachvollziehen. „Es ist natürlich mit Aufwand und Kosten verbunden. Man sollte einen Onlineshop auch nicht als zusätzlichen Umsatzbringer sehen, sondern besser als weitere Möglichkeit sehen, Kunden auf das stationäre Geschäft aufmerksam zu machen.“

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