„Frauen sollen selbstbewusst und selbstgewählt ein Leben führen können“

LRin Verena Dunst ist seit dem Jahr 2000 für frauen- und familienpolitische Angelegenheiten zuständig.
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  • hochgeladen von Christian Uchann

Sie sind fast 16 Jahre Frauenlandesrätin – Ihr bislang größter Erfolg?
LRin VERENA DUNST: Der größte Erfolg ist am 8. März 2001 passiert, als wir ein eigenes Frauenreferat installiert haben. Das habe ich unbedingt als Instrumentarium gebraucht, um frauenpolitische Rahmenbedingungen im Burgenland zu schaffen.
Mittlerweile haben wir rund 250.000 Euro Budget – ohne ESF-Mittel – und vier Mitarbeiterinnen im Frauenreferat.

Gibt es ein Motto, das Sie bei all Ihren frauenpolitischen Aktivitäten begleitet?
Im Fokus steht immer, dass Frauen selbstbewusst, aber auch selbstgewählt ein Leben führen können. Wenn sich heute eine junge Frau für einen Lehrberuf entscheidet, freut mich das genauso, wie wenn sie sich dazu entschließt eine Fachschule oder ein Studium zu machen oder sich irgendwann für eine Familie entscheidet.
Es ist wichtig, dass die Frauen ihren freien Willen umsetzen können, aber dazu braucht es finanzielle Unabhängigkeit. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, damit das möglich ist.

Wenn Sie sich an Ihre ersten Jahre als Frauenlandesrätin zurückerinnen. Welche Rahmenbedingungen für Frauen konnten Sie umsetzen?
Ich habe immer wieder versucht, viel Information über verschiedene Schienen bereit zu stellen. Es braucht nämlich viel Wissen, um selber einen Berufs- und Lebensweg wählen zu können.
Außerdem haben wir versucht, die Frauen zu unterstützen, damit sie aus der Armutsfalle kommen und ein eigenes Einkommen haben, um ein selbstgewähltes Leben führen zu können.
Und natürlich war es sehr wichtig, Rahmenbedingungen für die Kinderbetreuung zu schaffen.

„Heute sagt man zu den Frauen nicht mehr ,Rabenmütter‘, nur weil sie wieder in die Erwerbstätigkeit eintreten“

In diesem Bereich ist ja im Burgenland vieles erreicht worden?
Ich habe viel Kraft in die Kinderbetreuung des Burgenlandes gelegt. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das Angebot zum Teil um das 200-fache gestiegen. Und auch das Bewusstsein hat sich geändert: Heute sagt man zu den Frauen nicht mehr, sie seien eine Rabenmutter, nur weil sie zu einer bestimmten Zeit wieder in die Erwerbstätigkeit eintreten.
Nachdem ich die ersten Dinge in der Kinderbetreuung geschafft habe, bin ich 2004 sehr stark in die Mädchenförderung eingestiegen.

Seit 2004 gibt es auch im Burgenland ein Frauenhaus…
Ich habe nie die Augen davor verschlossen, dass es Frauen gibt, die Gewalt ausgesetzt sind. Und wir waren das letzte Bundesland ohne Frauenhaus. Inzwischen haben wir ein solches in Eisenstadt und ein super hergerichtetes Sozialhaus in Oberwart.

Was sind aktuell die großen Herausforderungen?
Auf den ersten Blick geht es vielen Frauen sehr gut. Wir haben noch nie so viel Frauen auf dem Arbeitsmarkt gehabt, noch nie so gut ausgebildete Frauen und noch nie so viel Einkommen. Aber wenn man auf die eine oder andere Gruppe und auf einzelne Frauen schaut, dann gibt es täglichen Handlungsbedarf.
Nachdem in wichtigen Bereichen für einen Großteil der Frauen das Fundament steht, kann ich mich nun auch individuellen Frauenschicksalen widmen.

Zu einem anderen Thema: Warum sind in der Politik noch immer so wenig Frauen vertreten?
Das ist natürlich ein großes Thema, auch wenn die SPÖ eine unglaublich starke Frauenpartei ist. Wir stellen alle sieben Bürgermeisterinnen und haben 14 Vizebürgermeisterinnen. Aber wir haben sicher ein Manko bei den Gemeinderätinnen, wobei eines klar zu erkennen ist: Je kleiner die Kommune, umso schwieriger ist es.
Frauen kann man nur für die Kommunalpolitik gewinnen, wenn man ihnen Aufgaben zuordnet.

„Frauen im Burgenland wünschen sich vor allem zwei Dinge: Kinderbetreuung und ein Kaffeehaus in der Gemeinde“

Können Sie dazu Beispiele nennen?
Wenn etwa eine 35-jährige Frau meint, dass die Kinderbetreuungszeiten in ihrer Gemeinde nicht passen, dann gibt es ein Ziel, das sie erreichen will. Oder wenn eine Frau der Ansicht ist, dass die Lebensqualität im Dorf sinkt, weil die Apotheke zu weit entfernt ist und es kein Kaffeehaus gibt. Ich sage das deshalb, weil Studien ergeben haben, dass sich die Frauen im Burgenland vor allem zwei Sachen wünschen: Kinderbetreuung und ein Kaffeehaus.

Wie schaut es mit der Frauensolidarität über die Parteigrenzen hinaus aus?

Ich habe 2001 ein Frauennetzwerk gegründet für Frauen aus allen Parteien und aus allen Bildungsschichten. Mir geht es vor allem darum, dass es ein bestimmtes frauensolidarisches Diskutieren gibt. Das habe ich sehr stark mit der Grünen Grete Krojer gehalten und auch mit der Kollegin Regina Petrik, die in vielen Ansätzen die Frauenarbeit unterstützt.

Bedauern Sie es, dass die SPÖ keine Frau als Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl nominiert hat?
Beim Begräbnis von Barbara Prammer habe ich gewusst, dass wir die nächste Bundespräsidentin zu Grabe tragen. Sie wäre die erste Frau gewesen. Wir haben uns aber gemeinsam für Hundstorfer entschieden – und das aus gutem Gewissen, weil er die Frauen als Arbeits- und Sozialminis-ter immer unterstützt hat.

Sie sind bekannt dafür, sehr viel zu arbeiten. Wie schaffen Sie das mit dem Familienleben zu vereinbaren?
Ich gebe ehrlich zu, dass es Momente gab, wo ich ein schlechtes Gewissen gehabt habe. Und ich habe auch mit meinem Mann Gespräche geführt, wenn ich geglaubt habe, dass es nicht gut ist, wenn ich zu wenig zuhause bin. Aber ich habe auch gewusst, dass ich mich auf meinen Mann verlassen kann.
Es ist für mich jedenfalls sehr wichtig, nicht zu vergessen, dass ich eine Familie habe.

Kommentar von Chefredakteur Christian Uchann

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