Umplanung wegen Anrainerbeschwerden
Doch kein Schlumberger-Hochbau in Müllendorf

- Die Schlumberger-Firmenzentrale in der Heiligenstätterstraße in Wien. In Müllendorf wird die neue Produktionsstätte gebaut - jetzt doch ohne Logistikzentrum.
- Foto: Gugerell/Wikimedia
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Nach Anrainerbeschwerden wird der von der Firma Schlumberger geplante Hochbau von 33 Metern vorerst nicht in Müllendorf gebaut. Das Logistiklager wird demnach nicht nach Müllendorf verlagert, an den restlichen Plänen zur Errichtung der Produktionsstätte ändert sich nichts.
MÜLLENDORF. Nach Angaben der Firma Schlumberger wird der für Sommer 2019 geplante Bau einer neuen Sektkellerei in Müllendorf, neu gedacht. Das Unternehmen will den Bau des Logistikzentrums am neuen Produktionsstandort zum aktuellen Zeitpunkt nicht umsetzen. "Neben der wirtschaftlichen Entscheidung das Logistiklager vorerst nicht zu bauen, ist es dem österreichischen Traditionsbetrieb wichtig, auf die Sorgen der Anrainer und Bewohner Rücksicht zu nehmen", heißt es von Seiten des Unternehmens.
Gescheiterte Volksabstimmung im April
Bürger aus Müllendorf hatten sich im Vorfeld gegen den Hochbau gestellt: Die ÖVP Müllendorf initiierte Mitte April eine Volksabstimmung gegen den Bau des 33 Meter hohen Lagerturms, um das "Ortsbild am Südwestrand des Leithagebirges zu bewahren", hieß es damals in einer Aussendung von Gemeindeparteiobmann Berthold Pavitsich (ÖVP). Aufgrund formaler Fehler wurde die Unterschriftenliste nicht anerkannt und der Bau hätte nach Änderung einer Bebauungsvorschrift, wie geplant stattfinden sollen.
Baustart auf 2020 verschoben
Schlumberger hat nun als Konsequenz auf diese Anrainerbeschwerden beschlossen, das Logistikzentrum doch nicht nach Müllendorf zu verlegen und geht noch einmal in die Planungs- und Konzipierungsphase, was einige Monate in Anspruch nehmen wird. Der Baustart verschiebt sich also und wird voraussichtlich erst 2020 beginnen.
"Der Standort wäre optimal gewesen"
Wirtschaft Burgenland (WiBug) Geschäftsführer Harald Zagiczek: "Wir sind nach wie vor stolz, dass wir 2017 die Standortentscheidung von Schlumberger gewonnen und uns gegen internationale Bewerber durchgesetzt haben. Das Gesamtpaket war für beide Seiten sehr attraktiv. Der Standort Müllendorf war wegen seiner Lage mit der A3-Andbindung optimal: Nicht ein LKW müsste hier durch die Ortschaft fahren, um zum neuen Standort zu gelangen."
Die Kosten waren ursprünglich auf 80 Millionen Euro kalkuliert, darunter 6,5 Millionen Euro Fördermittel seitens der WiBug. Da Schlumberger nun nicht in vollem Umfang bauen wolle, rechnet Zagiczek damit, "dass die Investitionssumme von ursprünglich 80 Millionen Euro um 20 bis 25 Prozent geringer ausfallen wird."
SPÖ kritisiert Vorgehen der ÖVP
"Eine versuchte Volksabstimmung der ÖVP Müllendorf gegen die Bauhöhe war der erste Versuch, diese Großinvestition zu kippen. Es wäre die Verpflichtung eines jeden Politikers, auch jener der ÖVP, den Arbeitsmarkt zu stärken. Die ehemalige Wirtschaftspartei ÖVP hat hier total versagt und agiert Wirtschafts- und Arbeitsmarkt-feindlich." so Arbeitsmarktlandesrat Christian Illedits (SPÖ), der auch Bedenken gegenüber Einbußen der geplanten 150 Arbeitsplätze äußert.
"Die Unternehmer bekommen dieses Hickhack der ÖVP natürlich mit, könnten dadurch abgeschreckt werden und es sich anders überlegen. Die SPÖ ist bemüht, den Wirtschaftsstandort durch Betriebsansiedelungen zu stärken, die ÖVP hat hier total versagt und agiert wirtschafts- und arbeitsmarktfeindlich!“, schreibt auch Landesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ) in einer Aussendung.
"Die SPÖ muss einen Schuldigen finden"
Von Seiten der ÖVP wird hingegen die Vorgehensweise der SPÖ kritisiert: "Rot-Blau hat Schlumberger scheinbar das Gelbe vom Ei versprochen, wenn sie das Unternehmen im Burgenland ansiedeln. Jetzt können die Versprechen nicht gehalten werden und die SPÖ muss einen Schuldigen finden", so ÖVP Landesgeschäftsführer Christoph Wolf, Bezirksparteiobmann Christoph Zarits und Gemeindeparteiobmann Berthold Pavisich unisono.
"Nach der Anpassung der Gebäudehöhe war das Thema für uns vom Tisch. Daher ist es unverständlich, dass jetzt die ÖVP Müllendorf als Schuldiger hingestellt wird.", so Pavitsich abschließend.
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