(Wien) VfGH – VERBOT DER DOPPELRESIDENZ Die „bewusst“ vergessene Regelung im Familienrecht (KindNamRÄG 2013)

Es ist nicht das erste Mal, dass der Verfassungsgerichtshof die Politik zu einer Lösung zwingt, zu der diese sich selbst nicht durchringen kann.

Der befasste Gerichtshof ist daher gehalten demnächst wieder eine verpatzte Regelung im Familienrecht aufzuheben: Dem „Verbot der Doppelresidenz“, ein offizieller Wohnsitz der Kinder bei beiden Elternteilen und Aufforderung begleitende Gesetze (Melderechtsgesetz, Versicherungsrecht, Unterhalt, Wohnbaufördermittel, Steuergesetzen, Familienbeihilfen und Kindesunterhaltsleistungen) zu etablieren oder zu überarbeiten.

Es ist die zwar gelebte, derzeit aber gesetzlich ausgeschlossene Praxis vieler getrennter Paare, die eine gemeinsame Obsorge für die Kinder gut schaffen. Wegen der fehlenden gesetzlichen Grundlage haben diese Eltern oft Schwierigkeiten im Alltag und leben in einer Grauzone, wenn nicht sogar illegal.

Das Wechselmodell (Doppelresidenz) ist bereits international als bestes Modell zum Wohle des Kindes etabliert und durch zahlreiche wissenschaftlich und anerkannte Studien untermauert.

Nach Empfehlung EGMR fordert nun auch der Europarat mit einstimmiger Mehrheit die Doppelresidenz als Standard und wurde durch ein Landesgericht dem VfGH vorgelegt. Das Verbot ist mit hoher Wahrscheinlichkeit verfassungswidrig. Rechtlich stützt sich das Gericht auf das Bundesverfassungsgesetz in der konsolidierten Fassung vom 14.05.2012, in denen die Rechte von Kindern anderen Gesetzen übergeordnet sind.

Das in der Kinderrechtskonvention verankerte Recht auf Kontakt zu Vater und Mutter ist eines der tunlichsten Kinderrechte und hat verfassungsrechtlichen Bestand. Es stützt sich auf das Recht zur „Achtung des Familienlebens“.

Die Gleichberechtigung beider Elternteile wäre juristisch einfach umzusetzen, jedoch frauenpolitisch nicht populär. Im vermeintlichen Interesse der Mütter wussten Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Frauenvertreterinnen, dies bis dato zu verhindern, sodass Väter und Mütter keine gleichberechtigten Quartiergeber ihrer Kinder sein dürfen. Hauptargument der Frauenvertreterinnen ist, das dies zu einem Unterhaltsausgleich im Verhältnis der Betreuungsleistung zum Nachteil der Mutter führen könnte.

Frauenvertreterinnen sehen Alimente als Einkommen unter dem Motto „geht es der Mutter gut, geht es dem Kinde gut“. Sie vergessen, dass Alimente bestmöglich den Kindern zufließen und eingesetzt werden müssen und nicht dem Wohl der Mutter dienen soll.

Am Familien- und auch Justizministerium der ÖVP wird die rechtliche Basis zur Doppelresidenz nicht scheitern und sind für Gespräche offen. NEOS, FPÖ befürworten das Wechselmodell. Judit Schwentner der GRÜNEN will wegen des Unterhaltsausgleiches ausgedehnte Diskussionen, den Geld ist für Mütter „sehr heikel“.

SPÖ-Bundesrat Stefan Stennach: „Beim geteilten Sorgerecht ist die Erziehung des Kindes nicht nur Sache der Mutter, folglich müsste es auch vor dem Gesetzgeber offiziell die Möglichkeit geben, Doppelresidenzen zu führen“. Stennach hat bereits Anfang Oktober bei der Parlamentarische Versammlung des Europarats der Ratifizierung einer entsprechenden Resolution für Doppelresidenzen zugestimmt. Frauenressortchefin Heinisch-Hosek meldet gegen ihren Parteikollegen bereits massive Bedenken an.

Man darf nun gespannt sein, wann das verfassungsrechtlich verankerte Kinderrecht in den nationalen Regelwerken eingearbeitet und zur Anwendung kommt und über die längst überholte Klientelpolitik gestellt wird. Das Verbot könnte noch heuer, mit einer Reparaturfrist von 18 Monaten gekippt werden.

Aus dem Familienministerium heißt es, man müsse das bald zu erwartende Erkenntnis des VfGH abwarten.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Über 60 Frauen nahmen an dem Mentalcoaching teil  | Foto: SPÖ Großhöflein
4

Ortsreportage Großhöflein
"Ein Raum voller Heldinnen ohne Umhang"

Echte Powerfrauen waren vor kurzem in Großhöflein gefragt. Die diplomierte Mentaltrainerin Nicole Knappe verriet in einem interaktiven Workshop, speziell für alle Alltagsheldinnen ihre Geheimformel für Power, Glück und Erfolg. GROSSHÖFLEIN. Über 60 Frauen aller Altersschichten folgten der Einladung der SPÖ Großhöflein in den Gemeindesaal. Einziger anwesender Mann des Abends war Vizebürgermeister Dragan Kunkic, der sich um die kulinarische Verpflegung der anwesnden Damen kümmerte.  "Herzlichen...

Anzeige
Stefan Ottrubay, Intendant Daniel Serafin, ORF Moderatorin Johanna Berki, Regisseur Thaddeus Strassberger, Maskenbildner Giuseppe Palella | Foto: RMA/Podiwinsky
5

Oper im Steinbruch 2024
Verdis Aida - eine Reise ins zauberhafte Ägypten

Nach den diesjährigen Aufführungen von Bizets „Carmen“ steht 2024 Verdi am Spielplan der Oper im Steinbruch St. Margarethen. Unter der Regie von Thaddeus Strassberger entsteht in der kommenden Saison ein seit über 100 Jahren beliebtes Werk, ein zeitloser Klassiker: "Aida" von Giuseppe Verdi.  ST. MARGARETHEN. Mit der leidenschaftlichen Geschichte einer großen Liebe hat Verdi eine der bedeutendsten Opern – mit den lyrischen Arien Aidas, Radames verträumter Romanze „Holde Aida“ oder dem opulenten...

Anzeige
Hausfassaden bestimmen maßgeblich den Charakter eines Gebäudes. Besonders beliebt sind derzeit Mischfassaden. | Foto: panthermedia/jodiejohnson
4

Naturoptik & sanfte Farben
Die neuesten Trends bei Fassaden und Malerei

Von der gängigen Putzfassade bis zu Mischfassaden, von kräftigen bis sanften Farben lassen sich Häuser individuell gestalten. MeinBezirk.at hat sich die neuesten Trends angesehen. EISENSTADT. So individuell wie die Menschen, so einzigartig lässt sich auch die eigene Hausfassade gestalten. Die Entscheidung, welchen Stil man bevorzugt, fällt meist schon beim Bau und ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Von der gängigen Putzfassade, die durch günstige Kosten und Wetterbeständigkeit besticht,...

Neu auf MeinBezirk.at
Sudoku - gratis und so oft du willst, spiele jetzt!

Jetzt kannst du Sudoku auf MeinBezirk.at spielen - gratis und unbegrenzt. So spielst du Sudoku: Wähle deinen gewünschten Schwierigkeitsgrad: leicht, mittel, schwer. Klicke ins gewünschte Feld, setze eine Zahl von 1 bis 9 ein - und fülle alle leeren Felder. Ziel des Rätsels: In jeder Zeile (waagrecht), Spalte (senkrecht) und jedem Block (3 mal 3 Zellen) soll jede Ziffer genau nur einmal vorkommen.

Hier findest du den aktuellen Mondkalender ab sofort. Jeden Monat neu. | Foto: RegionalMedien Burgenland
1 3

Gesundheit, Haushalt, Garten & Schönheit
Dein Mondkalender für den Mai 2024

Die RegionalMedien Burgenland präsentieren den aktuellen Mondkalender für April 2024. Ein Mondzyklus dauert ca. 28 Tage. Dabei durchläuft er verschiedene Phasen, die unterschiedliche Qualitäten haben. Nach alter Überlieferung sollte man bestimmte Arbeiten also stets zur richtigen Zeit erledigen. Vom Einpflanzen der Tomaten 🍅 bis hin zum Haare schneiden 💇 – die Mondphase kann darüber entscheiden, ob die roten Früchtchen zur Attraktion in der Nachbarschaft und dein Kopf zur Löwenmähne 🦁 wird....

Benzin- & Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen im Burgenland

Hier erfährst du täglich, wo im Burgenland die billigsten Tankstellen zu finden sind, wie man günstig tankt, und wie man Sprit sparen kann - immer AKTUELL. BURGENLAND. In ganz Österreich ist es immer am günstigsten, am Vormittag zu tanken. Denn Tankstellen dürfen nur einmal täglich um 12 Uhr die Spritpreise erhöhen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit in unbegrenzter Anzahl und Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen im Burgenland täglich mit den aktuell...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus dem Burgenland auf MeinBezirk.at/Burgenland

Neuigkeiten aus dem Burgenland als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Burgenland

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus dem Burgenland und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.