Wildwechsel hat im Herbst Hochsaison
„Plötzlich hat es gekracht“

Rehe werden besonders bei einsetzender Dunkelheit aktiv, deshalb passieren die meisten Unfälle in der Dämmerung.  | Foto: panthermedia/Friedrich1
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  • Rehe werden besonders bei einsetzender Dunkelheit aktiv, deshalb passieren die meisten Unfälle in der Dämmerung.
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In den Herbstmonaten steigt das Unfallrisiko durch vermehrten Wildwechsel wieder an.

REGION (mim). „Plötzlich hat es gekracht. Meine Frau und ich haben uns furchtbar erschrocken“, schildert Stefan Gründling aus Wallsee seinen erst kürzlich statt gefundenen Wildunfall. Der 63-Jährige und seine Frau fuhren am 1. Oktober gegen 23 Uhr von Wolfsbach Richtung Wallsee (NÖ). Auf einer kleinen Anhöhe bei Plankenboden ereignete sich dann der Unfall. „Meine Frau saß am Steuer und fuhr. Wir waren mit rund 60 km/h unterwegs. Aus den Augenwinkeln habe ich von links eine Bewegung wahrgenommen und in Sekundenschnelle schoß ein Reh über die Böschung auf uns zu. Bevor ich etwas sagen konnte, hatten wir das Tier schon erwischt“, so Gründling. Zugestoßen ist den beiden zum Glück nichts, nur der rechte Kotflügel des Autos wurde stark beschädigt. „Der Schaden beläuft sich laut ÖAMTC auf gut 1.000 Euro.“

„Besonders entlang von Waldgebieten und Feldern mit hohem Bewuchs steigt das Risiko für Wildunfälle enorm.“
Ewald Straßmayr, Jagdleiter von Hofkirchen

Die eben geschilderte Situation kennen bestimmt viele: Gerade jetzt, wenn die Tage kürzer werden, steigt die Gefahr eines Wildunfalls stark an. „Durch das Abernten der Felder verlieren viele Wildtiere ihren gewohnten Ruhe- und Schutzraum. Auf der Suche nach einem neuen Rückzugsort queren die Tiere dabei öfters und unerwartet die Straße“, weiß Ewald Straßmayr, Jagdleiter von Hofkirchen.

Vorausschauend fahren

Da die Tiere besonders bei einsetzender Dunkelheit aktiv werden, passieren die meisten Unfälle in der Dämmerung. Alleine im vergangenen Jagdjahr wurden in Linz-Land 662 verunglückte Tiere registriert, in Hofkirchen mussten Straßmayr und seine Kollegen heuer bereits 60 Mal zu einem Wildunfall ausrücken. Auch wenn in Hofkirchen und in anderen Gemeinden der Region Enns viele Wildwarner für einen spürbaren Rückgang von Unfällen sorgen, rät Straßmayr dennoch, stets vorsichtig und bremsbereit zu fahren. „Besonders entlang von Waldgebieten und Feldern mit hohem Bewuchs steigt das Risiko für Wildunfälle enorm.“ Um Kollisionen mit Wildtieren zu vermeiden, sollte man laut Gernot Aschauer, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Enns, im Bereich von Wildwechsel-Warnschildern besonders aufmerksam fahren.

Unfälle unbedingt melden

„Wenn Rehe die Straße queren, heißt es weiter vorsichtig zu sein und auf nachfolgende Tiere zu achten, denn Wild ist meist in Gruppen unterwegs“, ergänzt Aschauer. Ist ein Unfall bereits passiert, muss man sich so verhalten wie Herr Gründling: Stehen bleiben, die Unfallstelle absichern und die Polizei informieren. „Jeder Wildunfall muss gemeldet werden. Wenn nicht, wird dies als Fahrerflucht geahndet und angezeigt“, so Aschauer. Auf keinen Fall darf angefahrenes Wild mit nach Hause genommen werden. „Wildtiere gehören der Jagdgenossenschaft. Unerlaubtes Mitnehmen wird als Diebstahl deklariert und bestraft.“

So verhält man sich richtig

Gerhard Prantner, Stützpunktleiter vom ÖAMTC St. Valentin, gibt Tipps:

Gerhard Prantner ist Stützpunktleiter vom ÖAMTC St. Valentin und ein Experte, wenn es um das Thema Wildunfälle geht.  | Foto: ÖAMTC/Mikes
  • Gerhard Prantner ist Stützpunktleiter vom ÖAMTC St. Valentin und ein Experte, wenn es um das Thema Wildunfälle geht.
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Wie verhält man sich, wenn man ein Wildtier sieht?
Prantner: Ist ein Wildtier in Sicht, muss man die Geschwindigkeit reduzieren, das Fernlicht ausschalten und hupen. Hat das Tier die Fahrbahn überquert oder läuft davon, heißt es weiter aufmerksam sein, da Wildtiere meist in Gruppen unterwegs sind.

Was ist zu tun, wenn ein Unfall nicht mehr verhindert werden kann?
Ist ein Zusammenstoß mit dem Tier unvermeidbar, sollte man unbedingt das Lenkrad gut festhalten und nicht ausweichen. Laut Straßenverkehrsordnung darf ein Fahrzeuglenker auch nicht plötzlich, also unerwartet für den Nachfolgeverkehr, bremsen. Wer also wegen eines Tieres bremst, riskiert bei einem Auffahrunfall unter Umständen ein Mitverschulden. Die Rechtslage hat sich allerdings dahingehend entwickelt, dass bei einem Zusammenstoß mit einem großen und schweren Tier wie einem Wildschwein, Reh oder Hirsch, die Gefahr einer Verletzung des Lenkers als so groß gilt, dass nach einem Unfall aufgrund einer Vollbremsung dem Vordermann kein Mitverschulden angelastet wird.

Wie verhält man sich, wenn bereits ein Unfall passiert ist?
Nach Möglichkeit an einer sicheren Stelle halten, Warnblinkanlage einschalten, Unfallstelle mit dem Pannendreieck absichern, eventuell verletzte Personen versorgen und Polizei – oder, wenn bekannt, den Jagdaufseher – verständigen, auch wenn das verletzte Tier weiterläuft. Wildtiere dürfen weder berührt noch mitgenommen werden – ein Verstoß ist strafbar und wird umgehend angezeigt.

Wer bezahlt den verursachten Schaden?
Bei Wildunfällen bekommt man den Schaden am eigenen Auto nur von der Kaskoversicherung ersetzt. Für diese braucht man eine polizeiliche Meldebestätigung des Unfalls. Versicherungsschutz bietet auch der ÖAMTC-Schutzbrief.

Rehe werden besonders bei einsetzender Dunkelheit aktiv, deshalb passieren die meisten Unfälle in der Dämmerung.  | Foto: panthermedia/Friedrich1
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