Tipps für Eltern und Schüler
Region Enns: Wie Kinder gut in die Schule starten

Der Schuleintritt ist für viele Kinder aufregend und neu, kann aber unter Umständen auch belastend und fordernd sein.  | Foto: PantherMedia/Kzenon
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  • Der Schuleintritt ist für viele Kinder aufregend und neu, kann aber unter Umständen auch belastend und fordernd sein.
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Psychologin Bettina Langenfelder aus St. Valentin und Lehrer Florian Wahl von HLBLA St. Florian geben Tipps für die Vorbereitung und den Umgang mit möglichen Problemen.

REGION ENNS. Ob Schulbeginn oder Schulwechsel: Der Start in einen neuen Lebensabschnitt ist ein freudiges, aber auch ungewisses Ereignis. "Für die Kinder ist es ein weiterer Meilenstein in ihrer Entwicklung vom Kindergartenkind zum Schulkind. Für viele Eltern aber auch mit Sorgen verbunden: Was, wenn mein Kind den Anforderungen nicht gerecht wird? Wie mit Leistungsdruck umgehen?", erklärt Bettina Langenfelder. Die St. Valentinerin ist in Niederösterreich als Schulpsychologin tätig und arbeitet in Haid in freier Praxis mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Wichtig: Kindern etwas zutrauen

"Wichtig ist, die eigenen, womöglich negativen, Schulerfahrungen nicht auf das Kind zu übertragen. Mit Sätzen wie 'Jetzt fängt der Ernst des Lebens an' oder 'In der Schule musst du auch gehorchen' können Eltern erst recht für Verunsicherung oder Ängste beim Kind sorgen", warnt die Expertin. Je kleiner die Kinder sind, desto mehr Unterstützung und Anleitung brauchen sie. Trotzdem sei es wichtig, auch Schulanfängern etwas zuzutrauen: "Den Schulweg alleine zu meistern, die Hausübung selbst zu machen oder auch Konflikte bewältigen. 'Wir haben morgen einen Test', höre ich oft von engagierten Eltern. Mit diesem 'wir' nehmen sie ihrem Kind jedoch das Erfolgserlebnis, es alleine geschafft zu haben oder die Möglichkeit, die Verantwortung für ein nicht so gutes Ergebnis zu übernehmen. Ein Fünfer ist schlimm genug, noch schlimmer ist es, wenn das Kind auch für Mama oder Papa 'mitversagt' hat."

Herausforderung Oberstufe

Wer nächste Woche in der Höheren landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt (HLBLA) St. Florian anfängt, hat schon etliche Schuljahre hinter sich. Doch auch ein Schulwechsel kann Herausforderungen mit sich bringen. "Die gesamte Schulgemeinschaft versucht von Anfang an, den Schüler:innen und hier vor allem den neuen Lernenden einen angenehmen Rahmen zu bieten", erklärt Florian Wahl, Lehrer für Deutsch, Geschichte, Politische Bildung und Recht. "Nach dem Eröffnungsgottesdienst in der Stiftsbasilika werden die ersten Jahrgänge und ihre Eltern im Festsaal der HLBLA offiziell begrüßt", beschreibt Wahl den Einstieg.

Gemeinschaft fördern

Von Beginn steht das Fördern der Klassengemeinschaft im Fokus: "Zum Beispiel in Form von Kennenlernspielen, Wanderungen oder Exkursionen. Im letzten Jahr bestand die Aufgabe darin, die Form von Oberösterreich mit einem Seil nachzubilden und in diesem 'Gebilde' den eigenen Heimatort zu finden." Besonders für die neuen Internatsschüler:innen sind gemeinsame Aktivitäten hilfreich. "Sollten sich dennoch einmal Ängste wie Heimweh einstellen, ist das Ziel der gesamten Schulgemeinschaft, diese zu meistern." Den Eltern rät Wahl, bei Problemen den Kontakt mit der Schule zu suchen, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Als Ansprechpersonen stehen den Schüler:innen neben dem pädagogischen Personal auch jederzeit die Schulärztin der HLBLA sowie das Jugendcoaching zur Verfügung. Letzteres ist ein Beratungsangebot in Kooperation mit dem Berufsförderungsinstitut, bei dem Themen wie Zeitmanagement, Schwierigkeiten beim Umstieg in die Oberstufe, Motivation und Ziel sowie persönliche Krisen besprochen werden können.

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Kindergarteneintritt, Schulbeginn, Schulwechsel

Die Expertinnen von SOS-Kinderdorf und der Rat auf Draht Elternseite geben Tipps, wie Eltern diesen Übergang für sich und ihren Nachwuchs so reibungslos und angenehm wie möglich gestalten können und wie Herausforderungen gemeinsam gemeistert werden:

  1. Abschiedsrituale: Ein positiver Abschluss erleichtert den Neustart. Neben dem Abschiedsritual in der Schule oder im Kindergarten ist es auch wichtig, zuhause einen guten Abschluss für jeden Lebensabschnitt zu finden. „Überlegen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind ein Ritual. Das kann eine Box sein, die mit schönen Erinnerungen an den Kindergarten oder die Schule befüllt wird, etwa Zeichnungen, Fotos oder Aufsätze. Sie sollte für das Kind jederzeit zugänglich sein“, sagt Magdalena Wolf, pädagogische Leiterin im SOS-Kinderdorf Wien. Bereiten Sie sich auch selbst auf die Umstellung vor. Wenn Sie merken, dass Ihnen die Veränderung oder das Loslassen schwerfällt, versuchen Sie zu ergründen, woran das liegen könnte. 

  2. Vorfreude wecken: Führen Sie mit Ihrem Kind optimistische Gespräche über die kommende Zeit. Eine Veränderung bedeutet immer die Chance auf etwas Neues: neue Erfahrungen sammeln, neue Freundschaften knüpfen, neue interessante Schulfächer kennenlernen. Sprechen Sie positiv über den Wechsel – etwa einen spannenden Schul-Schwerpunkt oder den kürzeren Schulweg. "Vor allem der Start in den Kindergarten ist ein großer, neuer Lebensabschnitt, auf den Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind vorbereiten sollten. Schauen Sie sich zum Beispiel Bilderbücher zu diesem Thema an und machen Ihrem Kind damit Lust auf den Kindergarten“, rät Silvie Haring, psychologische Beraterin bei der Rat auf Draht Elternseite. 
  3. Emotionen aushalten und ansprechen: Gehen Sie auf Ängste und Sorgen Ihres Kindes ein und machen Sie ihm klar, dass es immer Zeit braucht, sich an Neues zu gewöhnen. Nehmen Sie den Druck heraus: Auch andere Kinder haben Angst und es ist normal, nervös zu sein. Machen sie Ihrem Nachwuchs Mut und zeigen sie auf, was er bis jetzt schon alles geschafft hat.
    Gerade beim Kindergartenstart werden Sie im Vorfeld eventuell Neugier oder Stolz, bald zu den „Größeren“ zu gehören, bemerken und zu Beginn wird sich Ihr Kind wahrscheinlich über die vielen neuen Eindrücke freuen. Bedenken Sie aber, dass diese Eingewöhnung für Kinder auch großen Stress bedeuten kann. „Alles ist neu: Das Kind kennt weder die Pädagog*innen, die anderen Kinder noch die Räumlichkeiten oder Abläufe. Mit all dem muss es sich erst vertraut machen und eine stabile Beziehung zu der Betreuungsperson aufbauen“, erklärt Haring. Durch die Trennung von den Eltern können heftige negative Gefühle wie Wut, Traurigkeit oder Sehnsucht aufkommen. Mit der Zeit wird Ihr Kind das Wechselbad der Gefühle von der Trauer beim Abschied und der Freude beim Abholen kennen und aushalten lernen. Lassen Sie Ihrem Kind die Zeit, die es dafür braucht, sodass es das Tempo der Eingewöhnung selbst bestimmen kann. 

  4. Den Einstieg gemeinsam meistern: Im Kindergarten empfiehlt es sich, den Übergang von der Familie in die Fremdbetreuung sanft zu gestalten. Dazu sind die Eltern meist eine Zeit lang begleitend in der Gruppe. Planen Sie daher in Vorfeld (ggf. auch in Abstimmung mit Ihrem Arbeitergeber) genügend Zeit ein. Vertraute Objekte wie ein Kuscheltier, die Schmusedecke oder Fotos von der Familie können zusätzlich Sicherheit und Halt geben.
    Üben Sie mit größeren Kindern den neuen Schulweg, dies schafft Sicherheit und steigert das Selbstbewusstsein. Nutzen Sie auch den Tag der offenen Tür. So kann sich Ihr Kind ein Bild machen, wie die neue Schule strukturiert ist und Sie können gemeinsam das Schulgebäude erkunden. 

  5. Offenheit fördern: Ermutigen Sie Ihr Kind, in einer neuen Schule offen auf andere Kinder zuzugehen, um Freund*innen zu finden. Leichte Anknüpfungspunkte können gemeinsame Interessen, die selbe Wohngegend oder Erlebnisse in den Sommerferien sein. Meist gibt es in den ersten Klassen zu Beginn auch Vorstellungsrunden. Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, was es von sich erzählen möchte. Das erleichtert den Einstieg und gibt Sicherheit im freien Reden vor fremden Personen. 
  6. Austausch mit Pädagog*innen: Wenn sich Ihr Kind Sorgen macht, im Unterricht nicht mitzukommen, bestärken Sie es, indem Sie auch hier betonen, dass es vollkommen normal ist, Zeit für solch einen Übergang zu benötigen. Auch andere Kinder müssen sich erst an die neuen Unterrichtsmethoden gewöhnen. „Hier kann es hilfreich sein, als Elternteil beim Lehrpersonal nachzufragen, wie man das eigene Kind am besten unterstützen kann“, so Wolf.
    Auch im Kindergarten fördern regelmäßige Gespräche zwischen Eltern und Pädagog*innen das Gelingen der Eingewöhnung. Dabei können Informationen ausgetauscht, das weitere Vorgehen besprochen und Fragen und Sorgen geklärt werden. So können alle an einem positiven Verlauf mitwirken und das Kind merkt, dass Sie alle gemeinsam da sind. 

  7. Nichts überhasten: Seien Sie gerade zu Beginn des Wechsels aufmerksam und hören Sie gut hin, was Ihnen Ihr Kind erzählt. Fragen Sie nicht zu detailliert nach, das könnte Ihr Kind unter Druck setzen. Lassen Sie es einfach erzählen und zeigen Sie Interesse. Übergänge brauchen Zeit, geben Sie diese sich und Ihrem Kind.

Mehr Tipps speziell zur Eingewöhnung in den Kindergarten finden Sie HIER

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Foto: Cityfoto
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