Pandemie
Ein ehrliches Wort
Der österreichische Bundeskanzler hat in einer italienischen Zeitung festgestellt, was nicht jeder in Europa weiß: Österreich ist das einzige Land auf dem Kontinent, wo neuerdings schon 2 Parteien existieren, die Viren negieren oder verharmlosen und Impfungen dämonisieren. - Es fragt sich, wo diese Parteien ihre nicht wenigen Anhänger finden.
Beim Nachdenken musste ich mehr als 80 Jahre zurück in der Zeit. Vor dem 2.Weltkrieg wurden aus Österreich unzählige ForscherInnen, WissenschaftlerInnen vertrieben, ihre Ergebnisse aus politischen und so genannten „rassischen“ Gründen lächerlich gemacht oder ignoriert. Die entstandene Lücke haben Pseudo“wissenschaften“ eingenommen wie „...man braucht nicht so viel Medizin, wenn man auf den gesunden Menschenverstand hört und Kräutertees trinkt“; „die beste Medizin sind homöopathische Mittel ganz ohne Wirkstoff“; medizinische "Forschung" ist Folter an „Feinden“ – 10000-e Male so geschehen; auch zur „Weisheit der alten Germanen zurück greifen“. Man hat nicht dazu gesagt, dass diese eine durchschnittliche Lebensspanne von knapp über 20 Jahren hatten, nicht nur wegen der ständigen Kämpfe, sondern wegen des Fehlens elementarer wissenschaftlicher Kenntnisse, was zB ein eitriger Zahn verursachen kann, oder eine Blutvergiftung, harmlos beginnend, indem man in einen Stachel tritt usw.
Nach dem 2.Weltkrieg holte man die Vertriebenen nicht zurück. Sie trugen nun dazu bei, dass etwa die USA oder Großbritannien wissenschaftliche Spitzenmächte wurden, was sich natürlich auch in ihrem wirtschaftlichen Erfolg widerspiegelte.
Dieser Umgang mit Wissenschaften vor, während und nach dem 2.Weltkrieg hat auch verursacht, dass in Österreich bis zum heutigen Tag ein eher schlechtes Verhältnis zwischen Bürgern und der Wissenchaft vorherrscht.
Der Eurobarometer Nr. 516 aus dem heurigen Jahr befasst sich mit diesem Thema. Man hat zur Studie 37 000 BürgerInnen aus europäischen Ländern, nicht nur aus der EU, dazu befragt. Sieh → https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=Eurobarometer+Nr+516
Erfragt wurden Interesse, Wertschätzung, Vertrauen zu Wissenschaft und Technologie und WissenschaftlerInnen. - Kurz gefasst: Österreich ist bei fast jeder Frage (zusammen mit Rumänien und Bulgarien) auf den letzten Stellen, was Vertrauen in die Wissenschaft betrifft - und unter den Ersten, was Impfskepsis betrifft, dementsprechend Spitzenreiter als Land mit den wenigsten Geimpften. Damit hängt die im Vergleich extrem hohe Zahl an Covid-Toten pro 100 000 Kopf der Bevölkerung zusammen.
Die Eurobarometer-Studie zeigt auch auf, dass die meisten Menschen, die sehr ichbezogen sind, weil esoterisch interessiert, „nach innen orientiert“, den Gemeinschaftssinn verloren haben, die Solidarität mit anderen. Mit ein Grund für die niedrigen Impfquoten. Im Impf-Weltmeister-Land Portugal (nur 1,5% der Impfbaren ungeimpft) betrachten 80% der Menschen die Impfung auch als „Bürgerpflicht“, um die anderen zu schützen.
Auch die Universität Wien forscht dazu, sieh → https://www.univie.ac.at/index.php?id =1332 .
Erstaunlich, dass Österreicher wie Bulgaren am Ende der Statistik – im Gegensatz zu den Portugiesen an der Spitze - eher nicht der Meinung sind, dass Wissenschaft eine Auswirkung auf ihr Leben hätte, dass die Zukunft der Jugend von Wissenschaften mitgestaltet würde – und dass WissenschaftlerInnen ehrlich wären... 53% glauben hierzulande, dass ForscherInnen mit Politik und Wirtschaft eng verbandelt sind.
Da fehlt leider differenziertes Sehen. Natürlich kann ein Pharmakonzern nur mit Milliarden aus der Wirtschaft schnell und erfolgreich forschen. Ganz auf sich allein gestellt und ohne das Geld von Pfizer hätte bioNtech vielleicht 20 Jahre gebraucht, um einen so speziellen hochwirksamen und sicheren Impfstoff zu entwickeln.
In den österreichischen Schulen gibt es seit Jahren Aktionen wie „Sparkling Sciene“ dafür, dass SchülerInnen sich naturwissenschaftlich orientieren mögen. Das Interesse hält sich trotzdem weiter in Grenzen. - Und dem „Politiker“, der mit seinen abstrusen Heilmittel-Vorschlägen Menschenleben gefährdet, laufen weiter die Menschen nach. Bin ich bitte wirklich im 21.Jahrhundert?
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