Befindlichkeit
Ein großes Ärgernis.
Oft fragen mich meine FreundInnen, wieso ich so unerschütterlich optimistisch bin, meistens. - Nicht immer, aber ab einem bestimmten Grad der Grauslichkeit der Politik und der Schwierigkeiten des Alltags - solang sie nicht existenzbedrohend sind - leiste ich mir ehrlich gesagt den Luxus, nicht mehr genau zuzuhören, um nicht doch depressiv zu werden.
Sagen wir es so: ich habe die Hoffnung, dass die Menschheit, mein Land, FreundInnen in Schwierigkeiten, alle gemeinsam eine befriedigende Lösung ihrer Probleme finden werden, wie es bis jetzt in der Vergangenheit immer gelang. Denn obwohl uns die Medien täglich unermesslich viel Schreckliches ins Haus und aufs Handy liefern, leben wir heute trotzdem weltweit statistisch gesehen besser als je zuvor. Das tröstet nicht die im Krieg Sterbenden und Verschleppten in der Ukraine und anderswo, die Verhungernden in Afrika usw., aber es gibt trotzdem ein bisschen Hoffnung.
Was mich an Ungutem erreicht, sind tägliche Ärgernisse, kleine und große.
Ein großes Ärgernis widerfuhr mir gerade aus der Bezirkszeitung. Rein zufällig stieß ich an einen fremden Beitrag mit einem schönen Landschaftsfoto von mir. Mein Name steht zwar unter dem Bild, aber mich hat keiner gefragt, ob ich einverstanden bin. Ich wäre auch nicht einverstanden gewesen, weil das ein Artikel war, der meinen moralischen Richtlinien komplett widerspricht. Der Artikel vertrat die Interessen demonstrationswilliger Impfgegner gegen die Polizei.
Es mag sein, dass die Polizei diese Demonstration etwa wegen eines formalen Fehlers zu Unrecht nicht genehmigt hat. Aber zu Recht oder zu Unrecht, für mich eine prinzipielle Frage, dass ich Impfgegner nicht unterstütze, sei es auch nur mit einem Foto.
Es ist ihr gutes Recht, Impfgegner, ja Virusleugner o.ä. zu sein. Leider dürfen sie auch andere anstecken, wenn sie ungeimpft, ohne Maske und selbst infiziert unterwegs sind. Ich kann zwar all das nicht verstehen: man muss nicht Biologie, Pharmazie, Medizin studiert haben, um im 21.Jh. eine Ahnung von neuen Infektionskrankheiten zu haben und wenn schon nicht sich selbst gegenüber, aber den vielen anderen gegenüber Rücksicht walten zu lassen. Man müsste auch imstande sein, die haarsträubenden Blödheiten mancher Politiker und Schwurbler von echten Informationen zu unterscheiden.
Ich habe viel darüber diskutiert, oft ohne Hoffnung auf Annäherung, oft doch mit einer Annäherung aneinander. Aber irgendwann werde ich wegen so viel (selbst)zerstörerischer Kraft sehr unglücklich, und da finde ich absolut nicht gut, dass mein Foto von diesen Menschen unberechtigt verwendet wird.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.