Wiener Spaziergänge
Kapuzinerkirche, Neuer Markt
Ein bisschen Stadtspaziergang tut gut, bevor die Menschenmassen wieder in die Geschäfte strömen. Der Neue Markt ist allerdings weniger geeignet für einen Spaziergang; seit einiger Zeit ist er eine Baustelle, man baut eine Tiefgarage darunter. Sogar der Donner-Brunnen wurde deswegen vorübergehend entfernt.
Ich hätte die Autos und Touristenbusse eher aus der Stadt hinaus geleitet, aber ich bin halt keine Tourismus- oder Sonst-was-Beauftragte. Die Bauarbeiten gehen zügig voran, man kann nicht mehr tief in die Grube hinunter blicken.
Am Neuen Markt steht die Kapuzinerkirche. Die rötliche Fassade schaut eher nicht nach Kirche aus, dabei wurde sie in der barocken Zeit errichtet. Allerdings begann gerade der 30-jährige Krieg, als Kaisergemahlin Anna 1618 Kloster, Gruft und Kirche für den Kapuzinerorden testamentarisch gestiftet hatte.
Zur besonderen Berühmtheit gelangte die Kapuziner- oder Kaisergruft, mehrmals erweitert: letzte Ruhestätte vieler Habsburger und Touristenattraktion.
Der Neue Markt hieß damals Mehlmarkt oder Mehlgrube und war ein Umschlagplatz für Mühlenprodukte.
Kloster und Kirche wurden wegen der Kriegswirren erst 1632 fertig und aus finanziellen Gründen schlicht gehalten. Die Kirche wurde innen und außen oft überholt, ergänzt, die letzte Renovierung fand 2016 statt.
Der Innenraum ist licht und freundlich, mit 2 Seitenkapellen und einem schönen Hauptaltar. Es hängen etliche Gedenktafeln verschiedener k.u.k. Regimenter bzw. ihrer Toten an den Wänden. Noch steht auch die Weihnachtskrippe in der pompöseren der 2 Seitenkapellen, in der so genannten Kaiserkapelle.
Nicht zu übersehen das Grab von Marco d'Aviano (1631 - 1699) in der Pietà-Kapelle. Vor der Kirche auf dem Platz steht seine große Statue in einer Wandnische. Dieser italienische Prediger und Heiler war so berühmt, dass er zum Vertrauten und Beichtvater des Kaisers Leopold I. wurde. Er begleitete Herrscher und Feldherren in den Türkenkriegen und war ihr Seelsorger. Trotzdem vergaß er nie auf die einfachen Soldaten. Er rettete mehrmals "feindliche" Gefangene von Folter und Hinrichtung und rettete viele verfolgte Juden in ihrer Not. - Er wurde im 20. Jh. selig gesprochen.
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