Buchtipp: Als die Scheiterhaufen brannten - Hexenverfolgung in Österreich

Titelbild des Buchtipps "Als die Scheiterhaufen brannten" von Dr. Isabella Ackerl | Foto: freigegeben vom Verlag amalthea
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(kra) Frauen waren das Feinbild Nr. 1 der katholischen Kirche
Dr. Ackerl räumt gleich zu Beginn mit mehreren Irrtümern bzgl. Hexen auf. So waren nur rund 55 Prozent Frauen, die der Hexerei bezichtigt wurden. Auch dass die Prozesse in den Händen der Kirche gelegen waren, stimmt, bis auf wenige Ausnahmen, nicht. Allerdings kommt die katholische Kirche in diesem durchaus wissenschaftlichen Buch nicht gut weg. So setzte Papst Gregor IX. 1231 einen beispiellosen Ausrottungsfeldzug in Gang, die Salzburger Erzbischöfe hatten Angst vor Hexen und ließen nicht nur Frauen verbrennen, sogar ein Pfarrer in Mittersill wurde letztendlich wegen Wetterzauber umgebracht.

Salzburger Hexenverbrennungen
Die Bramberger Pfarrersköchin Eva Neidegger wurde gemeinsam mit dem Pfarrer Rupert Ramsauer der Wettermacherei beschuldigt, verurteilt und am 18. März 1575 am Galgenrain in Mittersill hingerichtet. Die Hinrichtung erfolgte durch Verbrennen am Scheiterhaufen.

Im Falle des Zauberer Jackls wurden gar über 100 Kinder und Jugendliche hingerichtet, das jüngste Kind war zehn Jahre alt. Jakob Tischler, bekannt als 'Zauberer Jackl', lebte zur Zeit von Erzbischof Maximilian Gandolph Graf von Kuenburg im 18. Jahrhundert. Maria Pauer war eine Dienstmagd in Mühldorf am Inn (das damals zu Salzburg gehörte) und die letzte hingerichtete Hexe auf Salzburger Boden (auf der Richtstätte in Salzburg).

Grausamste Foltermethoden
Nach etlichen Fallbeispielen aus Österreich erklärt Dr. Ackerl die Hintergründe, wie es im Spätmittelalter zum Einsetzen der Hexenverbrennungen kam (früher gab es fast keine Hinrichtungen). Sie erläutert den Ablauf eines Prozesses und die falschen Betrachtungsweisen der Richter, sie schildert sachlich die grausamen Foltermethoden (z. B. durch das Anhängen von Gewichten an Beinen und Armen bei gleichzeitigem Hochziehen der Person wurden sämtliche Gelenke ausgekegelt usw.) und beleuchtet das wirtschaftliche Umfeld des 16. und 17. Jahrhundert, das auch für die Hexenverfolgungen von Bedeutung war.

Aufklärer und Gegner von Hexenverfolgungen blieben ungehört
Schließlich bringt sie Beispiele von Gegnern der Hexenverfolgung und warum sich diese erst langsam durchsetzen konnten. Erschreckend dabei immer wieder die Rolle der katholischen Kirche. Hasspredigten von der Kanzel herab gegen die Frauen, die, so haben die Recherchen von Dr. Ackerl ergeben, Feindbild Nr. 1 in weiten Teilen des Klerus gewesen waren. Ja sogar Bischöfe strengten Hexenverbrennungsverfahren in Österreich an.

Das Lesen des Buches erfordert manchmal Konzentration, weil es wie oben erwähnt, stellenweise sehr wissenschaftlich geschrieben ist. Aber gerade deswegen bietet es auch einen sehr erklärenden Einblick in einen Teil unserer Geschichte, über den wir alle eigentlich gar nichts Genaues wissen – bis zum Lesen dieses Buches!

Zur Autorin
Dr. Isabella Ackerl studierte Geschichte und Germanistik an der Universität Wien, war ab 1971 wissenschaftliche Sekretärin der "Wissenschaftlichen Kommission zur Erforschung der Geschichte der Ersten Republik", von 1990 bis 2002 Bundeskanzleramt/Bundespressedienst. Von ihr sind bereits eine Reihe von Sachbüchern zur österreichischen Geschichte und Kultur sowie zahlreicher Lexikonartikel erschienen und sie arbeitet bei der Produktion von CD-Roms und Dokumentarfilmen mit.

Info
Erschienen 2011 im Wiener 'Verlag amalthea, ISBN 978-3-85002-722-9

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