Betreutes Wohnen gegen Abwanderung

In 17 geförderten Mietwohnungen bietet Nußdorf betreutes Wohnen an. Die Plätze werden direkt von der Gemeinde vergeben.

NUSSDORF (mb). "Ich finde betreutes Wohnen hervorragend", schwärmt Nußdorfs Bürgermeister Johann Ganisl vom neuen Konzept in seiner Gemeinde. Betreutes Wohnen wird hier seit Ende August 2014 angeboten. Ausschlaggebend dafür war unter anderem, dass immer mehr ältere Menschen aus der Gemeinde abgewandert sind. Zudem ist die Aufnahme in einem Seniorenheim erst ab Pflegestufe drei möglich.

"Die Mieten konnten wir mit 7,80 Euro brutto pro Quadratmeter sehr gering halten", erzählt Ganisl. Betreut werden die Menschen von der Caritas, Bauträger ist die Heimat Österreich. Das liege in erster Linie daran, dass der Grund nicht an den Bauträger verkauft wurde, sondern das über einen Baurechtszins läuft.

"Bei uns gibt es einen gemeinsamen Kaffe und ich besuche die Mieter auch in ihren Wohnungen", erzählt Irmgard Miksche-Schelnhammer. Sie betreut die Objekte in Nußdorf und Michaelbeuern. "Es ist noch nicht in den Köpfen der Menschen angelangt, dass die Bewohner hier nach wie vor selbstständig leben können", sagt sie. Trotzdem ist die gesamte Anlage barrierefrei und wer möchte kann sich hier Zusatzleistungen buchen.

Vor allem bei Formularen und Problemen in der Wohnung – wenn etwa ein Handwerker benötigt wird – ist Miksche-Schelnhammer zur Stelle. Für gemeinsame Aktionen der Bewohner gibt sie häufig nur einen Anstoß zur Eigeninitiative. "Viele wollen einfach etwas, das kleiner und feiner ist als ihr altes Haus", erzählt die Betreuerin. Besonders am Land seien ältere Menschen die abgelegen wohnen oft ängstlich.

"Wir sind kein Altersheim"

Um auch Jüngeren zu zeigen wie betreutes Wohnen abläuft, will die Betreuerin künftig auch auf Vereine und die Menschen im Ort zugehen und sie zu Besichtigungen einladen. "Wir wollen nicht, dass das so ghettohaft wird." Gerade am Land werde diese Wohnform zudem noch häufig mit einem Altersheimn verwechselt, was die Bewohner "furchtbar aufregt". Vor allem, weil die meisten Bewohner noch sehr aktiv sind.