Einmal von Wien nach Salzburg, bitte

Ankunft in Salzburg: „Auf Wiedersehen und schönen Abend“, heißt es vom Zugpersonal.
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  • Ankunft in Salzburg: „Auf Wiedersehen und schönen Abend“, heißt es vom Zugpersonal.
  • hochgeladen von Stefanie Schenker

SALZBURG/WIEN. Etwas unentschlossen stehe ich im Zug, der Waggon sieht ziemlich voll aus. In Anbetracht der in zwei Minuten bevorstehenden Abfahrt entscheide ich mich, innen weiter nach vorne zu gehen – bis ich einen angenehmen Sitzplatz entdeckt habe. Es ist kurz nach halb und der Zug setzt sich sanft in Bewegung. Es ruckelt nicht, es zuckelt nicht und auch die Übergänge von einem Wagen in den anderen sind derart gestaltet – ohne Ritsch-ratsch-Schiebetüren und das aus alten ÖBB-Garnituren bekannt Getöse dazwischen –, dass selbst kleine Kinder hier angstfrei durchkommen.

Von draußen höre ich noch Chris Lohners Stimme, die einen anderen Zug ankündigt. Ich glaube nicht, dass sie sich auch für die Abfahrt meines Zuges, einer Westbahn-Garnitur, zu Wort gemeldet hat. Das macht aber nichts, denn jetzt startet eine der Westbahn-Stewardessen ihre Ansage. Ich verstehe nicht alles, weil ich mich gerade zwischen zwei Wagen befinde, nur, dass sie sich verhaspelt hat: „... auf der Fahrt nach Wien, äh Linz, ... äh Salzburg“, sagt sie und ich habe das Gefühl, dass sie dabei ein bisschen über sich selbst lächeln muss. Nun, es ist ihr ers-ter richtiger Arbeitstag heute und bestimmt ist sie schon ein bisschen hin und her gefahren auf der Strecke zwischen Wien und Salzburg.

Mit Zigarre im Raucherabteil
Auf meinem Weg nach vorne stolpere ich durch das schon vor dem eigentlichen Start der Westbahn berühmt berüchtigte „Raucherkammerl“. Und ganz ehrlich: Ein beißender Tabakgeruch – zwar in geringer Dosis, aber dennoch nicht zu verleugnen – hatte es mir schon angekündigt. Plötzlich stehe ich im dichten Zigarettennebel, der meinen vom Husten geplagten Hals reizt. Das Raucherabteil – ich glaube vier Tische mit Aschenbechern in der Mitte sowie leuchtend grüne Sitzbänke ausmachen zu können – ist jedenfalls gut besucht; ein Fahrgast zieht genüsslich an seiner Zigarre, als ich an ihm vorbeigehe und dann bin ich auch schon wieder draußen, im „normalen“ Teil des Zuges. Nun ja, das Raucherlebnis muss ungefähr so sein, wie ich es mir in den von Flughäfen bekannten Raucherkabinen vorstelle.

Fingerspitzengefühl am Klo
Ich beschließe, auch gleich die nächsten Features der Westbahn zu inspizieren, bevor ich mich hoffentlich gemütlich niederlasse. Der Behinderten-Wagen ist in der Tat beeindruckend – und auch der dort in der Toilette montierte Wickeltisch ist eine Errungenschaft, die ich bisher beim Bahnfahren in Österreich nicht wahrgenommen habe. Und dann muss ich lächeln, denn das Klopapier hält, was mir vor Monaten vom Westbahn-Pressesprecher Manfred Mader versprochen worden war. Vorsichtshalber fahre ich mit den Fingerspitzen darüber – ja, es ist angenehm weich. Angeblich war nämlich das kratzige ÖBB-Toilettenpapier eines der zahlreichen Dinge, die der Ex-ÖBB-Personenverkehrsvorstand und nunmehrige Westbahn-Chef Stefan Wehinger besser machen wollte. Nun, das ist jedenfalls gelungen.

Kleine Pannen im Bistro
Ich erreiche den Bistro-Bereich eines weiteren Wagens und lasse mich dort auf den vielleicht etwas grellen, aber dennoch freundlich-grünen Sitzen nieder. Während sich seine Kollegin an den abgepackten Snacks zu schaffen macht, ist ein Steward damit beschäftigt, die sich ständig aufklappende Tür eines Getränkeautomaten immer wieder zuzudrücken. „Kinderkrankheiten“, sagt er mit einem entschuldigenden Lächeln zu mir. Doch es hilft nichts, bei jeder noch so leichten Neigung des Wagens klappt die Tür wieder auf, übrigens gefährlich knapp an mir vorbei. Mit Klebeband wird er der Situation schließlich Herr, rät mir aber vorsichtshalber, woanders Platz zu nehmen, weil „man kann ja nie wissen.“

Nichts für dickere Handtaschen
Ich wandere also weiter und lasse mich dann – wir halten gerade in Wien Hütteldorf – auf einem „richtigen“ Sitz nieder, einer Zweierreihe im oberen Stock des Wagens. Leider ist es draußen schon finster, denn ich kann mir vorstellen, dass man bei Tageslicht von hier aus über so manche Lärmschutzwand drüber sieht. Die Einrichtung ist modern, nüchtern, fast ein bisschen karg. Ein Blick nach oben, zu den gläsernen und stylisch beleuchteten Ablagefächern aus Glas genügt mir, um zu wissen: Meine etwas fülligere Handtasche hat dort nicht Platz. Kurz frage ich mich, wo man hier größere Taschen verstaut. Und noch während ich nach einer Antwort suche, steht ein junger Mann mit Koffer und Rucksack am Rücken neben mir und dreht sich – offenbar mit derselben Frage beschäftigt – um. Dabei verfehlt sein Rucksack mein Gesicht nur knapp. Und dann schreit seine Freundin von unten herauf: „Komm wieder runter, da oben ist kein Platz für unsere Taschen.“ Frauen haben eben meistens doch Recht – noch dazu, wo ich im unteren Bereich ein eigenes Gepäckregal gesehen habe.

Doppelte Besetzung
Kurz nach der Weiterfahrt kommt wieder die Willkommensansage, diesmal vom Steward und fehlerfrei. Normalerweise ist immer nur ein Steward oder eine Stewardess pro Wagen da, aber am ersten Tag darf es schon eine Ausnahme geben. „Wir hatten heute auch zwei ganze Wagen voll mit Hans Peter Haselsteiner und geladenen Gästen. Da musste natürlich alles wie am Schnürchen klappen“, verrät mir der Steward später.

Auf dem Klapptisch vor mir habe ich meinen Laptop stehen. Ans Arbeiten kann ich aber bestenfalls denken, so sehr ruckelt es – das liegt nicht an der Westbahn, sondern an der Gleisstrecke, schließlich kenne ich dieses Phänomen aus allen ÖBB-Zügen. So macht auch das Surfen über das einwandfrei funktionstüchtige WLAN nicht sehr viel Spaß. Den Gedanken daran, zu welchen Szenarien es dabei im europaweit einzigen Pissoir auf der Herren-Zugtoilette kommen könnte, verwerfe ich sofort wieder.

Mein Blick fällt auf die Snack-Karte. Croissant um einen Euro, Couscous-Salat um vier Euro, eine Westbahn-Tarte um drei Euro gibt es da etwa. Auch ein Sandwich und ein Weckerl – aber beides mit Schinken bzw. Wurst. Und es gibt süße Limonaden oder Mineralwasser, aber den von mir präferierten gespritzten Apfelsaft hat man sich hier geschenkt. Schade. Ich bestelle ein Schinken-Käse-Ciabatta – mit Chips (vier Euro). Gut, dass ich auch gleich ein Mineralwasser dazu bestellt habe; so rutscht das schon zähe Weckerl leichter hinunter. Aber eben nicht ganz, den Rest stelle ich in Ermangelung eines Mistkübels auf den Klapptisch neben meinem Sitz. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis der Steward es wegräumt. Inzwischen mache ich eine zweite Erkundungstour durch den Zug – und durch das nun leere Raucherabteil. Dabei sehe ich am Monitor, dass der Zug nicht nur bis zum Salzburger Hauptbahnhof, sondern weiter zum Europark und dann nach Freilassing fährt. „Ja, alle unsere Züge fahren nach Freilassing“, erklärt mir eine freundliche Stewardess auf Nachfrage.

Essensreste bleiben da – vorerst
Nach zehn Minuten komme ich zu meinem Platz zurück. Der Weckerl-Rest ist immer noch da. Vielleicht wären Abfalleimer doch nicht so schlecht gewesen, frage ich mich. Aber dann kommt der Steward und sagt: „Ich habe mich nicht getraut, ihr Essen wegzuräumen, weil ich nicht gewusst habe, ob Sie es noch aufessen möchten.“ Das ist fast schon rührend und letztlich ist es auch das, was für mich – im übrigen eine der treuesten ÖBB-Kundinnen – den Unterschied ausmacht: durch die Bank sehr freundliche Mitarbeiter, die es als ihre Aufgabe sehen, sich um die Fahrgäste zu kümmern.

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